Denkmaldatenbank

Einfamilienhaus, Wohnhaus Schopenhauerstraße 46

Obj.-Dok.-Nr. 09075273
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Nikolassee
Adressen Schopenhauerstraße 46
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Einfamilienhaus & Wohnhaus
Datierung 1912-1913
Umbau 1955
Entwurf Muthesius, Hermann (Architekt)
Bauherr Hirschowitz, Ernst J.
Ausführung Smigula und Co. (Baugeschäft)
Bauherr Heimstätten-AG

Von der Wasgenstraße kommend, erreicht man auf der rechten Seite zunächst das Wohnhaus Schopenhauerstraße 46, das Hermann Muthesius 1912-13 für den Ingenieur Ernst J. Hirschowitz errichtet hat. (1) Der zweigeschossige Ziegelbau mit überstehendem Walmdach ist weit in den hinteren Teil des Grundstücks gerückt und wendet sich mit weitgehend einheitlichen Fenstern, zwei Erkern im Erdgeschoss sowie einem an Süd- und Westseite verlaufenden Balkon darüber zu dem nach Südosten orientierten Vorgarten. Der mit Ausnahme der beiden Erker kubische Baukörper ist durch den lebhaften Kontrast der roten Ziegelwände mit den weiß gestrichenen, bündig in der Wand sitzenden Sprossenfenstern und dem weißen kunstvoll gestalteten Holzgeländer am Balkon klar und betont sachlich gegliedert. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg hatte sich Muthesius nach der Publikation des Architekten Friedrich Ostendorf um eine ruhigere und klarere Fassadengestaltung bemüht. (2) Im Inneren jedoch stattete er das Haus, das mit einer Grundfläche von etwa 90 Quadratmetern vergleichsweise klein war, mit dem typischen Raumprogramm seiner Landhäuser in einem verkleinerten Maßstab aus: Ein Empfangszimmer mit halbrundem Erker und ein Wohn-Esszimmer mit polygonalem Erker fügte er neben Küche und Eingangsbereich mit Treppe in das Erdgeschoss ein. Im Obergeschoss brachte er neben dem Schlafzimmer ein Mädchenzimmer sowie Bad, Schrankzimmer und Kammer unter sowie im Dachgeschoss das Arbeitszimmer des Hausherrn. 1954-55 erweiterte der Architekt Werry Roth für eigene Zwecke das Haus durch einen unmittelbar anschließenden zweigeschossigen, flach gedeckten Bau für ein Atelier mit Wohnung. (3)


1) Muthesius 1922, S. 151 f.; Finger 2009, S. 103, 136.

2) Ostendorf, Friedrich: Sechs Bücher vom Bauen. Theorie des architektonischen Entwerfens, Berlin 1913. Vgl. Posener 1979, S. 175 ff.; Oechslin, Werner: "Entwerfen heißt, die einfachste Erscheinungsform zu finden." Mißverständnisse zum Zeitlosen, Historischen, Modernen und Klassischen bei Friedrich Ostendorf. In: Moderne Architektur in Deutschland 1900 bis 1950, Reform und Tradition, hrsg. v. V.M. Lampugnani und Romana Schneider, Stuttgart 1992, S. 29-53.

3) Werry Roth (1885-1958), ab 1911 selbstständiger Architekt in Berlin, baute 1938 das Theater in Dessau und in den 1950er Jahren Wohn- und Verwaltungsgebäude; zusammen mit Otto Bartning führte er den Wiederaufbau der Johanniskirche in Moabit aus. Sein Hauptwerk in Berlin ist das Dienstgebäude der Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen in der Württembergischen Straße 6. Vgl. Ribbe /Schäche 1987, S. 648 f.

Literatur:

  • BusB IV C 1975 / Seite S. 139
  • Weber/ Kleine Baugeschichte Zehlendorfs, 1970 / Seite S. 60
  • Muthesius, Landhäuser, 1922 / Seite S. 151 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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