Denkmaldatenbank

Einfamilienhaus Prinz-Friedrich-Leopold-Straße 26

Obj.-Dok.-Nr. 09075269
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Nikolassee
Adressen Prinz-Friedrich-Leopold-Straße 26
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Einfamilienhaus
Datierung 1901
Umbau 1923
Entwurf Rohde, Reinhold
Bauherr Thiele, Otto (Firmenbesitzer)
Ausführung Prüß und Koch (Baugeschäft)

Aus der ersten Bebauungsphase der Villenkolonie stammt das Wohnhaus Prinz-Friedrich-Leopold-Straße 26. Die Parzelle hatte der Verleger Otto Thiele bereits 1901 erworben, schon im Juni des Jahres zeichnete Maurermeister Reinhold Rohde die Pläne für das Wohnhaus. 1902 gehörte es zu den ersten fertig gestellten Bauten in Nikolassee, von denen der Katalog der HAG im folgenden Jahr stolz berichtete. (1) Das Landhaus Thiele fällt sowohl wegen seiner in Nikolasse einzigartigen architektonischen Gestaltung und Konstruktion auf als auch durch seinen Standort. Das vergleichsweise kleine Gebäude wurde in die äußerste südwestliche Grundstücksecke an die Prinz-Friedrich-Leopold-Straße gesetzt, obwohl das Grundstück ehemals wesentlich größer war und an seiner Rückseite bis zur Rehwiese reichte. Darin spiegelt sich eine in den Anfangsjahren der Villenkolonie verbreitete Praxis wider: Bereits zwei Jahre später trennte der Bauherr diesen Teil des Grundstücks ab, verkaufte das Haus und ließ sich auf dem verbliebenen Baugrund eine stattliche Villa errichten.(2)

Dem ersten Landhaus Otto Thieles, das im Gegensatz zur Villa erhalten ist und ab 1917 im Berliner Adressbuch als Schweizer Villa bezeichnet wird, kommt in seiner Gestaltung, die durchaus an ein Bauern- oder Schweizerhaus erinnert, eine besondere Bedeutung zu. Das zweigeschossige Gebäude wendet sich zur Straße mit einem breiten Dreiecksgiebel in Holzfachwerk, dem eine geschwungene hölzerne Schabracke vorgehängt ist, und mit einem Balkon, der sich über die gesamte Straßenfront des Hauptgeschosses erstreckt. Fachwerk, Schnitzereien, ursprünglich auch Malereien auf dem Giebel, und die holzverschalten Bauteile verleihen dem Gebäude ein malerisches Aussehen, das im Gegensatz zu anderen frühen Villenbauten in Nikolasse dem ländlichen Idyll angepasst scheint. Auch die Bauweise ist entsprechend: Während nur das Untergeschoss, die tragende Mittelwand und das Treppenhaus massiv gemauert sind, wurden die Außenwände in Leichtbauweise als selbsttragende Doppelwände nach dem System Prüß (3) - zum Teil hell verputzt, zum Teil mit Holz verkleidet - oder wie am Obergeschoss in Holzfachwerk ausgeführt. Dieser Sparsamkeit der Konstruktion gemäß ist auch das Innere des Hauses, wo mit nur zwei Zimmern, Veranda zum Garten, Küche und Bad im Erdgeschoss sowie zwei Kammern im Dachgeschoss ganz auf Repräsentation und Luxus verzichtet wurde. Bis auf die überstrichenen Holzteile ist das Haus außen weitgehend in seinem ursprünglichen Zustand erhalten.


1) HAG 1903, S. 2; Finger 2009, S. 35, 118. 2) Das ursprüngliche Grundstück umfasste die heutigen Adressen Prinz-Friedrich-Leopold-Straße 22, 24, 26 sowie An der Rehwiese 16 und 17. An der Prinz-Friedrich-Leopold-Straße 22/24 ließ sich Thiele 1904-05 seine Villa von Hermann Werle errichten, die er bis 1933 bewohnte, in den 1960er Jahren wurde sie von der Gagfah durch fünf kleine Reihenhäuser ersetzt, vgl.: Bauakte im Landesarchiv Berlin, Lit.: Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 18 (1905), S. 42, Taf. 54-55; Finger 2009, S. 50. Das Haus Prinz-Friedrich-Leopold-Straße 26 wurde 1906 an den Meteorologen Oskar Kiewel verkauft (Berliner Adressbücher), das Grundstück An der Rehwiese 17 (s. dort) wurde für den von Martin Schreiber 1910-1 errichteten Neubau abgetrennt. 3) "Die Umfassungswände des Mauerwerks der Hauptetage und die Scheidewände sind nach dem System Prüß hergestellt. Die freitragenden massiven Wände bestehen aus einem Netz von waagerechten und senkrechten gespannten Bandeisen. Die gebildeten Felder werden ausgemauert. Soweit die Ausmauerung unmittelbar an das Bandeisen grenzt, ist nur Zementmörtel zu verwenden. Das Bandeisen erhält dadurch eine bedeutende Ergänzung seiner Stabilität." In: Baugewerks-Zeitung 34 (1902), S. 389 f.; Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 16 (1903), S. 75, Taf. 99. Vgl. Finger 2009, S. 118.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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