Denkmaldatenbank

Wohnhaus, Wohnhausgruppe Nibelungenstraße 15, 16

Obj.-Dok.-Nr. 09075261
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Nikolassee
Adressen Nibelungenstraße 15, 16
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Wohnhaus & Wohnhausgruppe
Datierung 1936-1937
Entwurf Andretzke, Günther (Architekt)
Bauherr Bertram, Paul
Bauherr Hasse, Liselotte
Ausführung Gustav Alexander (Baugeschäft GmbH)

Günther Andretzke, Mitarbeiter im Berliner Büro von Egon Eiermann, baute 1936-37 zwei Wohnhäuser auf den [.] Grundstücken Nibelungenstraße 15-16. Ein drittes geplantes Haus, das die Zusammengehörigkeit als Baugruppe noch deutlicher gemacht hätte, wurde nicht realisiert.(1) Die Bauten sind nicht identisch, sondern in Grund- und Aufriss durchaus unterschiedlich - in der architektonischen Gestaltung bilden sie jedoch eine erkennbare Einheit. Ebenso wie Egon Eiermann bei seinen Wohnhäusern der 1930er Jahre wählte Günther Andretzke hier eine Formensprache, die formal zwar den Bauvorschriften der NS-Zeit folgte, durch eine gekonnte Aufteilung und interessante Details jedoch Prinzipien des Neuen Bauens in die Gestaltung miteinbezog. Die beiden gut erhaltenen Häuser sind wichtige Zeugnisse einer modernen Richtung innerhalb der Architektur der NS-Zeit.(2)

Die kubischen Baukörper mit flachen, weit auskragenden Walmdächern wirken durch ihre hell geschlämmten Ziegelwände(3) , die wandbündig abschließenden sprossenlosen Fenster mit dunklen Rahmen und die unsymmetrischen Vor- und Rücksprünge der Mauern modern und funktional. Die gestaffelten, ein- bis zweigeschossigen Bauten, deren Dächer zum Teil abgeschleppt und gestuft sind, zeichnen sich im Inneren durch offene fließende Grundrisse, luftige Räume und durch ungewöhnliche Materialien aus. Die Wohnräume öffnen sich mit großen Fensterflächen zu den Gartenflächen im südöstlichen Teil der Grundstücke, die sich aus dem Standort der Gebäude direkt an der Straße ergaben. Die Ausstattung der Räume mit Einbaumöbeln, Kaminen, Bodenbeläge aus Solnhofener Platten in Wohnräumen, Terrassen und Bädern sowie der ebenerdige Übergang zwischen Innenraum und Garten sind zwar den Häusern Eiermanns verwandt, in ihrer individuellen Zusammenstellung zeigt sich aber die durchaus eigenständige Handschrift Andretzkes.


1) Bauwelt 28 (1937), H. 31, S. 1-8.

2) Auf dem rückwärtigen Teil des Grundstücks Nibelungenstraße 15 baute der Architekt Rainer Mielke 2004-05 einen separaten Neubau, ohne das 1997-99 denkmalgerecht sanierte Haus zu beeinträchtigen. Das Nachbarhaus war seit den 1960er Jahren bis zu seinem Tod im Jahr 2007 vom Architekten Fritz Bornemann bewohnt und von ihm in einem weitgehend originalen Zustand - bis auf den fehlenden Schlämmputz - erhalten worden. 1964 hatte er Garage und Einfriedung erneuert.

3) Heute nur noch Haus Nr. 15.

Literatur:

  • BusB IV C 1975 / Seite S. 242 f.
  • Rave, Knöfel/ Bauen seit 1900, 1963 / Seite Ergänzungen (G)
  • Bauwelt 28 (1937) / Seite S. 701 f., 707 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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