Denkmaldatenbank

[...] Für das 1899-1900 errichtete Wohnhaus Matterhornstraße 88 lieferte die HAG den Entwurf, als Käufer und Bauherr trat der Bildhauer Fritz Vogeler auf. (1) Konzipiert war der Bau allerdings nicht als Einfamilienhaus, sondern als so genannte Mietvilla mit je einer Dreieinhalbzimmerwohnung in beiden Geschossen; im Souterrain gab es einst neben der Waschküche und einem Atelier noch eine Portierwohnung. Die äußere Erscheinung, bis auf das fehlende hölzerne Dach- und Giebelzierwerk noch bauzeitlich, suggeriert dagegen das Bild eines individuellen Eigenheimes. Dazu trägt die asymmetrische malerische Komposition der Fassaden mit Ausluchten, unverputzten Anböschungen, hölzernem Erker, Fachwerkgiebel, Sprossenfenstern und Dachaufbauten bei. Diese Elemente sind Zeichen eines bodenständigen Heimatstils. Auf einen Stilwandel deuten allerdings die großflächig aufgetragenen Stuckornamente der Straßenseite hin, deren florales Design vom Jugendstil beeinflusst ist und die möglicherweise Fritz Vogeler selbst geschaffen hat. Im Inneren verwandte die HAG eine innovative Deckenkonstruktion, die so genannte "Försterdecke". Es handelte sich um eine rationell genormte massive Lochsteindecke, die erst kurze Zeit zuvor in Berlin eingeführt worden war. (2)

1) Der Architekt ist nicht bekannt. Vgl. HAG 1903, S. 13, Obj. Nr. 80; Bauen in Berlin 1900-1964, Ausstellungskat. Berlin 1964, S. 53; BusB IV C 1975, S. 123, Obj. 1680.

2) 1896 war die "Försterdecke" in Berlin im Hause Mauerstraße 86/88 erstmalig erprobt worden. Ihren Name trägt die Decke nach dem Erfinder H. Förster. Sie besteht aus besonders geformten porigen Lochsteinen, die nutartig ineinandergreifen. Vgl. Wasmuths Lexikon der Baukunst, Berlin 1929-1937, Bd. II, S. 508.