Denkmaldatenbank
Wohnhaus Lohengrinstraße 32
09075256 | |
Bezirk | Steglitz-Zehlendorf |
Ortsteil | Nikolassee |
Adressen | Lohengrinstraße 32 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Wohnhaus |
Datierung | 1936 |
Entwurf | Eiermann, Egon (Architekt) |
Bauherr | Dienstbach, Kurt |
Das 1935-36 nach Entwurf von Egon Eiermann errichtete Wohnhaus, Lohengrinstraße 32, wird seit 1963 vom Kinderheim Sancta Maria der Hedwigschwestern genutzt. Trotz drastischer Umbaumaßnahmen in den Jahren 1978-79 und des Verlustes der Gartengestaltung von Herta Hammerbacher ist das kleine winkelförmige Wohnhaus als Zeugnis für das Frühwerk des Architekten Eiermann sowie als qualitätsvoller Vertreter der wenigen während der NS-Zeit in Nikolassee errichteten Wohnhäuser von großer Bedeutung.(1) Gerade die Häuser Eiermanns aus den 1930er Jahren vermitteln seine einzigartige Fähigkeit, aus den Gegebenheiten und Bauvorschriften der Zeit eine gelungene Gestaltung in einer modernen Architektursprache zu entwickeln.
Das Haus besteht aus einem schmalen zweigeschossigen Bauteil mit einem flachen knapp überstehenden Satteldach, dem nach Südwesten zur Straße ein eingeschossiger Anbau mit Pultdach in Verlängerung des Hauptdaches vorgelagert ist. Diese Anordnung gestattete es, für den offenen Wohn- und Essbereich, der sich hier einst über die gesamte Tiefe des Hauses erstreckte, eine Raumwirkung von großzügiger Weite zu schaffen: Durch das Pultdach erreicht der Raum eine Höhe von bis zu fünf Metern; eine zweiläufige offene Treppe, die mit Podest und filigranem Geländer entlang der Dachschräge zum Obergeschoss führt, ersetzte ein separates Treppenhaus und das Podest diente zugleich als kleiner Sitzplatz. Die übrigen Räume für eine vierköpfige Familie mit Dienstmädchen - im Erdgeschoss neben der Garage Diele, Küche, Gäste-WC und Mädchenzimmer; im Obergeschoss drei Schlafzimmer und ein Bad - ordnete Eiermann geschickt auf der vergleichsweise kleinen Grundfläche des Hauses an. Durch den Bodenbelag aus Solnhofener Platten - im Haus geschliffen, auf der Terrasse bruchrau - erweiterte der Architekt den Innenraum optisch nach außen. Dem stereometrischen Baukörper verlieh er eine lebendige Fassadengestaltung durch weiß geschlämmtes Mauerwerk und bündig in der Wand sitzende, ungeteilte Fenster mit dunklen Rahmen. Die Dachdeckung mit Schieferbruchplatten und die verlorenen Türfüllungen des Garagentores aus ungeschältem Peddigrohr kennzeichneten ebenso wie das Treppengeländer aus Schnüren im Wohnraum die Vorliebe des Architekten für natürliche Materialien und einen "rustikalen Funktionalismus".(2)
1) Mitarbeiter: Günther Andretzke. Vgl. BusB IV C, S. 242, 351 ff., 406; Egon Eiermann 1904-1970: Bauten und Projekte, hrsg. v. Wulf Schirmer, Stuttgart 1988, S. 38 f.; Hildebrand, Sonja: Egon Eiermann - Die Berliner Zeit, Das architektonische Gesamtwerk bis 1945, Braunschweig-Wiesbaden 1999, S. 335; Finger 2009, S. 113, 141.
2) Zitat: Egon Eiermann 1904-1970, Die Kontinuität der Moderne, hrsg. v. Annemarie Jaeggi, Ausstellungskat. Karlsruhe-Berlin 2004/05, Ostfildern-Ruit 2004, S. 13. Bauzeitliche Fotos in: Bauwelt 27 (1936), H. 40, S. 2-7; Monatshefte für Baukunst und Städtebau 20 (1936), S. 389 ff.
Literatur:
- BusB IV C 1975 / Seite S. 242
- Monatshefte für Baukunst und Städtebau 20 (1936) / Seite S. 389 f.
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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