Denkmaldatenbank

Zu den besonders repräsentativen und herrschaftlichen Bauten gehört im nördlichen Abschnitt der Straße [Libellenstraße] das Wohnhaus Libellenstraße 6, das 1903-04 von Robert Kleinau, Zehlendorfer Architekt, Bauunternehmer und ehemaliger Magdeburger Stadtbaumeister, errichtet wurde. (1) Der Bauherr, der Geheime Regierungsrat Alfred Hausding, hatte im Mai 1903 das Grundstück von der HAG erworben und den Bauauftrag an Kleinau vergeben. Dieser schuf eine zweigeschossige Villa mit hohem Sockelgeschoss, mächtigen Walmdächern und seitlichem Turmaufsatz, die auf dem abfallenden Gelände leicht erhöht steht und ehemals einen Blick weit über den Nikolassee gewährte.

Die heute als Mehrfamilienhaus genutzte Villa dominiert durch ihre Lage und Größe, ihre aufwendige architektonische Gestaltung und ihren guten Erhaltungszustand noch immer den nördlichen Teil der Libellenstraße. Kleinau organisierte das Gebäude im Inneren mit einem klassischen Villengrundriss (Küche und Wirtschaftsräume im Souterrain, Wohnräume im Erdgeschoss und Schlafräume im Obergeschoss) und gestaltete das Äußere in der Formensprache der deutschen Renaissance. Die asymmetrisch gegliederte Fassade ist reich mit Erkern und Loggien, einem schindelgedeckten Giebelfeld sowie dekorativem Holzfachwerk an Fenstern und Veranda ausgestattet. Die Vielfalt der naturhaften Materialien und ihrer Farben (rötlicher Bruchstein am Sockelgeschoss, dunkles Holz, weiß gestrichene Putzflächen und Sprossenfenster), die gelungene Proportionierung des Baukörpers und der markante Turmaufsatz an der Südseite mit Seeblick unterstreichen den ebenso repräsentativen wie wohnlichen Charakter der Villa und zeugen zugleich von den gestalterischen Fähigkeiten des erfahrenen Baumeisters.

1) Zu Kleinau vgl. Denkmaltopographie Zehlendorf 1995, S. 85, 87, 111 f., 116, 118, 176, 227 f.