Denkmaldatenbank

Chauffeurshaus, Garage Krottnaurerstraße 6A

Obj.-Dok.-Nr. 09075247
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Schlachtensee
Adressen Krottnaurerstraße 6A
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Chauffeurshaus & Garage
Datierung 1925
Entwurf Becherer, Heinz (Architekt)
Bauherr Hammesfahr, Alexander

In der Krottnaurerstraße, deren Name an einen der Direktoren der HAG erinnert, entstanden um 1900 Eigenheime von größerem Zuschnitt. Darunter befand sich die 1974 abgebrochene Villa des Architekten Rudolph Schröder, errichtet 1902-03 auf dem Grundstück Nr. 4. (1) Auf der abgetrennten Parzelle, heute Krottnaurerstraße 6A, steht das ehemals dazugehörige Chauffeurs- und Garagenhaus, das sich der damalige Eigentümer, Fabrikdirektor Alexander Hammesfahr allerdings erst 1925 erbauen ließ. Das von Heinz Becherer entworfene Wirtschaftsgebäude ist nicht nur ein Dokument für die damals aufkommende Automobilisierung, es zeigt auch eine außergewöhnliche Gestaltung. In dem kleinen Zweckbau verbinden sich expressionistische und neobarocke Ausdrucksformen jener Zeit mit dem Bedürfnis nach einer architektonischen Einbettung in die vom ländlichen Fachwerkstil geprägte Umgebung.

Neben zwei Bedienstetenwohnungen hatte Becherer eine Doppelgarage mit Nebenräumen unterzubringen. Es entstand ein zweigeschossiges längliches Gebäude mit einem massiven Sockel für beide Garagen sowie einem Fachwerkgeschoss für die Wohnungen, das extravagant von einem Walmdach, aus dem ein hohes Haubendach hervorragt, bekrönt wird. An den Schmalseiten durchbrechen die Traufe dreieckig vor die Fronten gelegte Schornsteine, die dem Gebäude eine expressionistische Note verleihen. Während die konstruktive Zweiteilung dem 1922 erbauten Autohaus des Landhauses Freudenberg (2) von Hermann Muthesius ähnelt, erinnert die mehrfach geschwungene Dachform an die Dächer der rokokoartigen Villen von Oskar Kaufmann, mit dem Becherer zeitweise zusammengearbeitet hatte. (3) Für die Konstruktion des Haubendaches wählte Becherer eine freitragende Bohlen-Sparren-Konstruktion, die den Einbau von zwei zusätzlichen Dachkammern erlaubte. Er nahm damit eine Konstruktionsweise auf, die David Gilly Anfang des 19. Jahrhunderts vor allem für die ländliche Baukunst wiederentdeckt hatte. (4) Ihre skurril-verspielte Form gibt in Einklang mit dem Fachwerk dem heute ausschließlich zu Wohnzwecken dienenden Haus etwas biedermeierlich Anmutiges. (5) Bei dem 1999 erfolgten Umbau zum Einfamilienhaus wurden anstelle der in Fischgrätenmuster aufgedoppelten Garagentore Fenstertüren eingebaut.


1) 1974 Abbruch der Villa Krottnaurerstraße 4 und Grundstücksteilung mit Neubebauung. Mit dem Bau der sehr aufwendigen Villa mit Turm und repräsentativer Freitreppe hatte anfangs Direktor Ludwig Lange 1902 nach einem Entwurf des Potsdamer Hofbaumeisters Dr. Petzholtz begonnen. 1903 übernahm den Rohbau und das Grundstück der Architekt Rudolph Schröder, der den Bau wenig verändert ausführen ließ und auch die Villa eine Zeitlang bewohnte. Vgl. Bauakte, Landesarchiv Berlin, B Rep 210/1824.

2) Berlin-Nikolassee, Potsdamer Chaussee 68.

3) So beim Umbau des Berliner Krollschen Wintergartens 1922-23 zu einem Opern- und Theaterhaus unter der Leitung von Oskar Kaufmann.

4) Rüsch, Eckhart: Baukonstruktion zwischen Innovation und Scheitern: Verona, Langhans, Gilly und die Bohlendächer um 1800, Petersberg 1997.

5) Die beiden ehemaligen Bedienstetenwohnungen im Obergeschoss wurden dabei zusammengelegt und alle Geschosse mit einer neuen Treppe verbunden.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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