Denkmaldatenbank

Wohnhausgruppe Kirchweg 24, 25, 28 Im Mittelbusch 35

Obj.-Dok.-Nr. 09075242
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Nikolassee
Adressen Kirchweg 24, 25, 28

Im Mittelbusch 35
Denkmalart Ensemble
Sachbegriff Wohnhausgruppe

Zusammen mit den beiden gegenüberliegenden Wohnhäusern bilden Haus und Garten Wild die Wohnhausgruppe Kirchweg 24-25, 28 . Die Entstehungsgeschichte der Bauten und ihr räumlicher Bezug zueinander dokumentieren in eindrucksvoller Weise die typische Bebauung in der Villenkolonie Nikolassee vor dem Zweiten Weltkrieg. Sie war durchweg geprägt von einer qualitätsvollen Gestaltung und der Einbeziehung der Landschaft unter der Obhut einer kunst- und kulturinteressierten Bauherrenschaft.

Auf dem Grundstück Kirchweg 24, direkt seinem Haus vis-à-vis, ließ Erich Wild 1914-15 von Hermann Muthesius ein kleines Atelier- und Gerätehaus errichten. Das eingeschossige Gebäude mit Mansarddach war ganz an die damalige östliche Grundstücksgrenze gerückt, die Freifläche davor wurde als Obstgarten und Spielwiese für die Kinder genutzt. Auf diesem Grundstücksteil, mit der Westseite des Atelierhauses verbunden, baute Muthesius 1924 wiederum für Erich Wild ein zweigeschossiges, hell verputztes Wohnhaus mit Schiefer gedecktem Walmdach. 1926 ließ der Nikolasseer Tennisclub, der ein Jahr zuvor gegründet worden war und das östlich angrenzende Gelände vom Bezirk Zehlendorf gepachtet hatte, das Atelierhaus um ein Gebäude mit Umkleideräumen und Veranda ergänzen. (1) Erich Wild, Gründungsmitglied des Vereins, hatte dem Anbau zugestimmt. In der NS-Zeit musste die Familie Wild emigrieren; das Haus, nach dem Krieg im Besitz des Bezirks Zehlendorf, ist seit 1953 an den Tennisclub verpachtet. Trotz verschiedener An- und Umbauten sind sowohl der Atelierbau von 1915 als auch das Wohnhaus und die ebenfalls von Muthesius gestaltete Einfriedung von 1924 weitgehend erhalten. (2)

In der nordwestlichen Ecke des heutigen Tennisclubareals, auf dem Grundstück Kirchweg 28, hatte sich bereits 1912 der Kunstschriftsteller Julius Meier-Graefe sein Wohnhaus nach Entwurf des Zehlendorfer Baumeisters Walter Epstein, erbauen lassen. (3) Der breit gelagerte eingeschossige Putzbau mit ausgebautem Mansarddach, wie das Atelierhaus Wild an die östliche Grundstücksgrenze gerückt, öffnet sich straßenseitig mit einer Reihe französischer Fenstertüren zu Terrasse und Vorgarten. Diese für Nikolassee eher ungewöhnliche Fensterform mag auf den Wunsch Meier-Graefes zurückgegangen sein, der zuvor einige Jahre in Paris gelebt hatte. Das ansonsten schlichte und symmetrisch gegliederte Landhaus mit zurückhaltend neobarockem Fassadendekor folgt in Grund- und Aufriss zeittypisch den Prinzipien der von Paul Mebes propagierten Bewegung "um 1800".


1) Ausführung: Karl Grothe (Bauakte). 1925 war der Verein als "Sportabteilung im Ortsverein Nikolassee e.V." ins Leben gerufen, erst 1934 als eigenständiger "Tennis-Club Grün-Weiß Nikolassee 1925 e.V." gegründet worden. Vgl. 75 Jahre Tennisclub Grün-Weiß Nikolassee, Berlin 2000, S. 15 und 20.

2) Aufstockung des Anbaus 1930 durch Lehweß und Breidenbend, 1952, 1961/62, 1975/76 und 1985/86 Baumaßnahmen im Inneren sowie Anbau von Umkleideräumen und der verglasten Terrasse. Die Skulptur von Erich Wild befindet sich im Garten nahe dem Eingang südlich des Gebäudes. Vgl. 75 Jahre Tennisclub Grün-Weiß Nikolassee, Berlin 2000, S. 16 ff. und S. 30 f.

3) Julius Meier-Graefe (1867-1935) heiratete im Mai 1925 die Tochter von Walter Epstein. Vgl. Meier-Graefe, Julius: Kunst ist nicht für Kunstgeschichte da. Briefe und Dokumente, hrsg. v. Catherine Krahmer, Göttingen 2001, S. 17, 457; Lembke 2004, S. 9; Der Profanbau 10 (1914), S. 449 ff.; Berliner Architekturwelt 17 (1915), S. 99.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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