Denkmaldatenbank

Haus van Heteren

Obj.-Dok.-Nr. 09075241
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Nikolassee
Adressen Kirchweg 57
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Einfamilienhaus & Wohnhaus
Datierung 1921-1922
Entwurf Straumer, Heinrich (Architekt)
Ausführung Mattheus, Adolph (Maurermeister)
Bauherr Van Heteren, Johannes Albertus

Dort, wo sich der Kirchweg in einer steilen Serpentine hinunter zur Rehwiese schlängelt, schließt er mit einer Haarnadelkehre das Grundstück Kirchweg 57 mit dem Haus van Heteren ein, das 1921-22 nach Entwurf von Heinrich Straumer errichtet wurde. (1) Straumer ließ beim Landhaus für den aus Amsterdam stammenden Kaufmann Albertus van Heteren, der in Berlin-Mitte ein Im- und Exportgeschäft betrieb, in Farbigkeit und Materialien "holländische Bauweisen" (2) anklingen. Bei der Konzeption ging der Architekt, wie er selbst schrieb, von dem nach Westen abfallenden Gelände aus: "Das Haus van Heteren (...) ist ein Schulbeispiel dafür, wie Beschaffenheit und Lage des Bauplatzes auf die Gestalt des Hauses zwingend einwirken." (3) Für Haus, Garten und Landschaft schuf Heinrich Straumer ein in Grundstücksaufteilung, Hausgrundriss und architektonischer Gestaltung gelungenes Gesamtkunstwerk.

Dem Wunsch der Bauherren nach Ausrichtung der Wohnräume zur Sonne und zugleich nach Aussicht auf die Rehwiese folgte Straumer, indem er das Haus in Längsrichtung zum Hang und in die Nordostecke des Grundstücks stellte. Eine Flucht von vier nach Süden orientierten Wohnräumen samt vorgeschobener Veranda legte er ebenerdig zu dem in Terrassen abfallenden Garten an. Nur die westliche Schmalseite von Haus und Veranda ragt über das Geländeniveau hinaus, wird aber durch eine kurvig geführte Ziegelstützmauer, die in einem runden Pavillon endet, eingefasst und optisch aufgefangen. Vom Eingang an der Nordseite wurde das Haus über einen Windfang mit Garderobe betreten, die Wohnräume von einer lang gestreckten Diele erschlossen. Nach Osten fügte der Architekt das Elternschlafzimmer an, nach Norden Bad, Kinderzimmer, Küche und Anrichte. Im Obergeschoss war Platz für sechs weitere Räume und ein Bad. In der äußeren Gestaltung belebte Straumer die Fassaden durch den Kontrast von hellen Putzflächen mit weißen Sprossenfenstern und rotem Ziegelmaterial - Dachpfannen, Steine an Gesimsen, an der Rahmung der Eingangstür, an Schornsteinen, an Einfriedung und Zugangswegen. Die "schmucke Wirkung" des Hauses mit einer "einfache(n) Farbenzusammenstellung, die sich nur aus dem Material ergibt", wird ergänzt durch das kunstvolle schmiedeeiserne Eingangstor und die "sorgfältige Behandlung all dieser Einzelteile". (4) Trotz einiger Veränderungen durch Aus- und Umbau des Bodenraums und Anfügen eines Giebelbalkons in den 1970er Jahren sowie des auf die Einfriedung gesetzten weißen Lattenzauns jüngeren Datums ist die ursprüngliche Wirkung des Hauses noch deutlich erkennbar. (5)


1) Straumer, Heinrich: Das Haus an der Rehwiese. In: Deutsche Kunst und Dekoration 53 (1923/24), S. 267-278; Bauwelt 16 (1925), H. 8, S. 149-153; Der Neubau 7 (1925), S. 297 ff.; Muthesius, Hermann: Landhaus und Garten, München 1925, S. 23, 26; Stahl, Fritz: Heinrich Straumer (Neue Werkkunst), Berlin-Leipzig-Wien 1927 (Reprint Berlin 1997), S. 28-30; BusB IV C, S. 240; Stubert 1995, Bd. 2, Obj. Nr. 70; Finger 2009, S. 106, 139.

2) Straumer, Heinrich: Das Haus an der Rehwiese. In: Deutsche Kunst und Dekoration, 53 (1923/24), S. 268.

3) Straumer, Heinrich: Das Haus an der Rehwiese. In: Deutsche Kunst und Dekoration, 53 (1923/24), S. 267.

4) Straumer, Heinrich: Das Haus an der Rehwiese. In: Deutsche Kunst und Dekoration, 53 (1923/24), S. 269.

5) Um 1950 wurde das Haus von den Königsberger Diakonissen als Schwestern-Genesungsheim genutzt. Vgl. Finger 2009, S. 106, 139.

Literatur:

  • BusB IV C 1975 / Seite S. 240
  • Weber/ Kleine Baugeschichte Zehlendorfs, 1970 / Seite S. 60
  • Mein Heim, 1930 / Seite S. 134 f.
  • Muthesius, Landhaus und Garten, 1919 / Seite S. 23, 26
  • Stahl/ Heinrich Straumer, 1927 / Seite S. 28 f.
  • Bauwelt 16 (1925) 8 / Seite S. 149 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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