Denkmaldatenbank

Ev. Gemeindehaus Nikolassee

Obj.-Dok.-Nr. 09075238
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Nikolassee
Adressen Kirchweg 6

Pfeddersheimer Weg 69
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Gemeindehaus
Entwurf 1928-1929
Datierung 1928
Entwurf Leweiß, Walter & Breidenbend, E. (Architekt)
Bauherr Gemeinderat der evangelischen Kirchengemeinde Nikolassee

Wachsender Raumbedarf für die sich wandelnden sozialen Aufgaben der Kirchengemeinden in den 1920er Jahren machte auch in Nikolassee den Neubau eines Gemeindehauses notwendig. Das Evangelische Gemeindehaus, Kirchweg 6, Pfeddersheimer Weg 69, das 1928-29 nach Entwurf von Walter Lehweß und Engelbert Breidenbend errichtet wurde, steht als abgewinkelte Dreiflügelanlage auf dem großen Eckgrundstück an der Einmündung des Pfeddersheimer Weges in den Kirchweg. (1) Im Rahmen eines Wettbewerbs im Juni 1927 war der Entwurf wegen seiner geschickten städtebaulichen Einbindung einstimmig zur Ausführung bestimmt worden. (2) Der rechteckige Vorplatz kennzeichnet das Haus als öffentliches Gebäude und schafft trotz der Entfernung zur Kirche einen räumlichen Bezug zum Kirchhof. In seiner Gestaltung passt sich das 1993 umfassend sanierte Gemeindehaus, das sich schon allein durch seine Größe von der umgebenden Villenbebauung deutlich absetzt, zudem gekonnt der Architektur der Kirche an. (3)

Drei in Materialien, Farben und Formen einheitlich gestaltete, aber unterschiedlich genutzte Bauteile sind in ihrer Gliederung differenziert: An den südöstlichen Saalbau (4), beherrscht vom großen Dreiecksgiebel über dem Haupteingang, schließt rechtwinklig ein etwas flacherer, durch ein gleichmäßiges Fensterraster akzentuierter Verbindungstrakt für Amtsräume und Wohnungen an. Dieser leitet über zum wiederum im rechten Winkel angefügten Kindergartenbau, der sowohl die Fensterreihen des Zwischentraktes als auch die Giebelform des Saalbaues aufnimmt und einen direkten Zugang zum rückwärtigen Garten bietet. Mit ihrem roten Klinkersockel, dem hellen Rauputz, den knapp abschließenden, Schiefer gedeckten Satteldächern, den rundbogigen Fenstern im Erdgeschoss sowie Rechteckfenstern mit Klappläden im Obergeschoss und der keramischen Verkleidung an Türen und Haupteingang in expressionistischer Formensprache wirkt die Anlage zurückhaltend modern und doch auf den Charakter der ländlichen Gemeinde bezogen.


1) Finger 2009, S. 110, 140 f.; BusB VI, S. 313 ff., 317, 443; Deutsche Bauhütte 33 (1929), S. 351 ff. Bauamt und Gemeindebau 11 (1929), S. 364 f. Deutsche Bauzeitung 64 (1930), S. 277 ff. Lehweß und Breidenbend hatten 1928 lt. Adressbuch ein gemeinsames Büro in der Königgrätzer Straße 92 (heute Stresemannstraße) in Berlin-Kreuzberg.

2) Wiese, Karl: Ein halbes Jahrhundert Evangelische Kirchengemeinde Berlin-Nikolassee 1909-1959, hrsg. v. Gemeindekirchenrat der Evangelischen Kirchengemeinde Nikolassee, Berlin 1959, S. 37.

3) Walter Lehweß (1875-1945), Bauten: u.a. mehrere Wohnhäuser, 1936-39 die Reichs-Reiterführer-Schule in Zehlendorf, um 1908 Schule Von-Luck-Straße 24 und Wohnhaus Lehweß Von-Luck-Straße 22. Walter Lehweß ist wie seine Schwester Edith auf dem Nikolasseer Friedhof begraben. Vgl. Henning/Natzschka 1997, S. 34.4) Der Gemeindesaal mit Bühne und Empore ist mit einer Decke in Zollinger-Bauweise ausgestattet, die sowohl leicht ist als auch eine gute Akustik besitzt. Vgl. Deutsche Bauhütte 33 (1929), S. 352 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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