Denkmaldatenbank

Wohnhaus, Einfamilienhaus Gerkrathstraße 9

Obj.-Dok.-Nr. 09075232
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Nikolassee
Adressen Gerkrathstraße 9
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus & Einfamilienhaus
Datierung 1905-1907
Entwurf Stahn, Otto
Bauherr Schröder, Richard (Bergwerksbesitzer)
Ausführung Oskar Müller (Bauausführungen)

Das imposante Wohnhaus Gerkrathstraße 9 errichtete der Berliner Architekt Otto Stahn 1905-07 hoch über der Rehwiese für den Bergwerksbesitzer Richard Schroeder. (1) Vollständig mit schwerem Bruchstein verkleidet, wirkt das zweigeschossige Gebäude mit nachträglich geschlossener Terrasse sowie seitlichem Risalit mit Giebel, Runderker und einer von dorischen Säulen getragenen offenen Loggia ungewöhnlich repräsentativ. Ebenso wie das Haus waren die abgetreppten Terrassen im Vorgarten und die erhaltenen Pfosten der Einfriedung mit rauem Quaderwerk aus fränkischem Muschelkalkstein verblendet. Die Baukosten betrugen seinerzeit 130.000 Mark. Damit zählte die Villa Schroeder 1907 zu den kostspieligsten Häusern in Nikolassee; sie wurde im Preis nur von der Rosenburg übertroffen. (2) Nach dem Zweiten Weltkrieg im Inneren umgebaut, wird die Villa Schroeder heute als Mehrfamilienhaus mit zehn Wohnungen genutzt. (3) Otto Stahn, der als Neugotiker vor allem durch seine Ziegelbauten und Fachwerkvillen bekannt wurde, schuf hier für einen wohlhabenden Bauherrn ein Wohnhaus, das sich in der Materialwahl deutlich von seinem sonstigen Oeuvre wie auch von der übrigen Bebauung in Nikolassee abhebt. Im Inneren folgte der Architekt dem klassischen Schema einer herrschaftlichen Villa: Die Wirtschaftsräume waren im Sockelgeschoss, die Repräsentationsräume mit einer Deckenhöhe von fünf Metern im Hauptgeschoss und die Schlafräume im zweiten Obergeschoss untergebracht. Die Abstufung der Wohn- und Lebensverhältnisse innerhalb der Nikolasseer Bevölkerung kurz nach der Jahrhundertwende wird anhand der beiden Häuser Gerkrathstraße 9 und 12 in unmittelbarer Nachbarschaft anschaulich vermittelt.


1) Die Architektur des XX. Jahrhunderts 7 (1907), S. 49 f., Taf. 98. Otto Stahn (1859-1930), Schüler von Julius Raschdorf und Johannes Otzen, Bauten: u.a. Oberbaumbrücke (1894-96) in Kreuzberg, Kirche, Schule, Rathaus in Wannsee (1895-1901), Villen in Grunewald und Wannsee. Vgl. Thieme-Becker 1925, Bd. 31, 1937, S. 448.

2) Die Baukosten der Rosenburg, Libellenstraße 17, gebaut 1902-03 wurden 1910 mit 230.000 Mark angegeben. Die übrigen Preise in den Katalogen der HAG liegen eher bei 20.000 bis 60.000 Mark.

3) 1948 Baumaßnahmen für abgeschlossene Wohnung in einem Zwischengeschoss zwischen Erd- und Obergeschoss durch die Potsdamer Architekten Estorff & Winkler, 1960 Dachgeschossausbau und Anbau.

Literatur:

  • BusB IV C 1975 / Seite S. 130
  • Die Architektur des 20. Jahrhunderts 7 (1907) / Seite S. 49 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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