Denkmaldatenbank

Wohnhaus Schroer

Obj.-Dok.-Nr. 09075228
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Nikolassee
Adressen Libellenstraße 12

Cimbernstraße 9
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus & Einfriedung
Datierung 1901-1903
Bauherr Schroer, Wolf
Entwurf & Ausführung Heimstätten-AG

"Erbaut 1901 als erstes Haus der Kolonie Nikolassee" verkündet die stuckverzierte Tafel an der Eingangsseite des Wohnhauses Libellenstraße 12, das 1901 von der HAG für den Ozeanographen Adolf Schröer errichtet wurde. Im Katalog von 1904 abgebildet, vertritt die repräsentative Villa, die hoch auf dem Hang gelegen einst ebenfalls den freien Blick über den Nikolassee gewährte, den herrschaftlichen Bautypus im Stil der deutschen Renaissance. (1) Mit einer Bausumme von 60.000 Mark und der Angabe "innerer Ausbau hochherrschaftlich" gehörte sie deutlich zum oberen Preissegment im Angebot der Terraingesellschaft. Dementsprechend reichte das parkartige Grundstück einst bis zur Cimbernstraße, wo sich der Hausherr als Einfriedung eine Bruchsteinmauer mit Turm und Zinnenbekrönung errichten ließ.

Die prächtige zweigeschossige Villa mit hohem Satteldach und ziegelverkleidetem Sockel wendet sich giebelständig nach Süden zur Libellenstraße. Dominantes Element an dieser Fassade ist ein Erker mit halbrunder Welscher Haube und kunstvoll geschnitztem Holzwerk. Dachkante, Wintergarten und Balkone, ebenfalls mit dekorativen Schnitzereien in dunklem Holz akzentuiert, setzen einen reizvollen Kontrast zu den weiß verputzten Wandflächen. Die Aufteilung im Inneren folgte dem typischen Schema der herrschaftlichen Villa mit Küche und Wirtschaftsräumen im Souterrain, einer Flucht von repräsentativen Wohn- und Gesellschaftsräumen im Erdgeschoss und Schlafräumen im Obergeschoss. Eine Besonderheit des Hauses ist die in vielen Teilen erhaltene Original-Ausstattung: In der Küche sind noch die bauzeitlichen Wandfliesen, der Speiseaufzug sowie Einbauschränke und Speisekammer erhalten, in den Wohnräumen gibt es Stuckdecken, Parkett und kunstvoll geschnitzte Türen mit Messingbeschlägen, zum Teil originale Lampen und wandfeste Einbauten aus der Erbauungszeit. Im nördlichen Teil des Grundstücks zeugt ein Gewächshaus vom einstigen Ausmaß des Gartens. Die Villa Schröer ist in ihrer Bedeutung als erster Wohnbau in Nikolassee und aufgrund ihres guten Erhaltungszustandes ein herausragendes ortsgeschichtliches und bauhistorisches Dokument. (2)

Am nordöstlichen Ende seines Grundstücks Libellenstraße 12 ließ sich Adolf Schröer 1902-03 von der Bauabteilung der HAG eine Einfriedung mit Tordurchfahrt errichten, die im Stil einer mittelalterlichen Burgmauer gestaltet war. Das ungewöhnliche Bauwerk mit der heutigen Adresse Cimbernstraße 9, das durch Bruchsteinmauerwerk, eine zinnenbekrönte Mauer und zwei mächtige Ecktürme gekennzeichnet ist, prägt das Straßenbild in besonderer Weise. Auf der in den 1920er Jahren vom Grundstück der Villa Schröer abgeteilten Parzelle wurde 1956 ein Wohnhaus errichtet.

Das etwa 24 Meter lange Bauwerk an der Straße besteht aus einer mit hohen Zinnen und mittigem Ausguck versehenen Mauer, die mit Bruchsteinplatten verkleidet ist und von zwei Rundtürmen - einer davon zweigeschossig mit Turmaufsatz und spitzem Kegeldach, der andere mit Zinnenkranz - flankiert wird. An die Türme schließen im rechten Winkel niedrigere, weiß verputzte und ebenfalls mit Zinnen bekrönte Mauern an. Im höheren Turm befindet sich die Tordurchfahrt mit einem zweiflügeligen rundbogigen Holztor, das mit schmiedeeisernen Beschlägen dekoriert ist. Der obere in rotem Backstein gemauerte Turmaufsatz ist mit schießschartenartigen Fenstern und einer spitzen, mit Schiefer gedeckten Haube versehen. Die knapp zwei Meter tiefe Mauer ist als zweigeschossiger Gang angelegt, den man auf der Rückseite von einem kleinen Vorbau in der Mitte betritt.


1) HAG 1904, S. 8, Projekt Nr. 102.

2) Zusammen mit der nach dem Zweiten Weltkrieg gesprengten Villa des Juristen Karl Meidinger auf dem Nachbargrundstück und den Villen Libellenstraße 15 und 17 war die eindrucksvolle Reihe der Bauten am nördlichen Seeufer ein beliebtes Motiv für Fotos und Postkarten von Nikolassee. Vgl. Finger 2009, S. 16 ff., 88.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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