Denkmaldatenbank

Wohnhaus, Einfamilienhaus Burgunder Straße 9

Obj.-Dok.-Nr. 09075226
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Nikolassee
Adressen Burgunder Straße 9
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus & Einfamilienhaus
Datierung 1924-1925
Bauherr Pforr, Philipp
Entwurf & Ausführung Klingenberg und Issel (Architekt)

(...) mit dem Wohnhaus Burgunder Straße 9, 1924-25 vom Berliner Architekturbüro Klingenberg & Issel für den Baurat Philipp Pforr errichtet, [steht] ein später Vertreter des Bautyps "englisches Landhaus". Walter Klingenberg und Werner Issel (1) , die sich vor allem mit Bauten für die AEG einen Namen gemacht haben, folgten hier dem Vorbild der Häuser von Hermann Muthesius, wie beispielsweise dem 1912-13 errichteten Haus de Burlet in Schlachtensee (2) , in eindrucksvoller programmatischer Weise. Alle Forderungen des modernen Landhausbaus wurden hier umgesetzt: Ausrichtung des Hauses auf dem Grundstück zum Garten und zur Sonne, Verzicht auf historisierende Stilformen und Symmetrien sowie die Aufteilung des Inneren rein nach den Wohnbedürfnissen. (3) So steht das Haus Pforr an der Nordseite der Parzelle direkt an der Straße; es öffnet sich nach Süden zum Garten, zu dem die Wohnräume über eine große Terrasse direkten Zugang haben. Nach vorn liegen die Wirtschaftsräume und eine Garage in einem separaten Gebäudeteil, der zugleich den Garten abschirmt. Der lebhaft gegliederte, ein- bis zweigeschossige rote Ziegelbau mit hohen Walmdächern, Giebeln, Erkern und weiß gerahmten, wandbündigen Sprossenfenstern in variationsreichen Formaten verzichtet weitgehend auf Schmuck. Nur der breite helle Rahmen der großen Giebelfläche zur Straße, der hoch aufragende Schornstein mit dekorativem Ziegelmuster und ein kleines Relief über dem mit Werkstein gestalteten Eingang stehen zu den schlichten Backsteinflächen in einem reizvollen Kontrast. Der bis hin zur Einfriedung einheitlich gestaltete und gut erhaltene Bau ist in seiner zeitlosen Eleganz und handwerklichen Gediegenheit ein bedeutendes Zeugnis für die Popularität des englischen Landhauses bis weit in 1920er Jahre hinein.


1) Walter Klingenberg (1881-1963) und Werner Issel (1884-1974), ab 1913 assoziiert, bauten Industrie- und Wohnbauten, Kraftwerke etc. Georg Klingenberg (1870-1925), der ältere Bruder von Walter, war ebenfalls im Kraftwerksbau tätig. Vgl. Kieling, Uwe: Berlin - Bauten und Baumeister, Von der Gotik bis 1945, Berlin 2003, S. 334 f.

2) Schlickweg 12.

3) Ciré, Annette: "Hinter der Weltstadt": Städtebau und Architektur der Landhauskolonien und Gartenstädte in den Berliner Vororten vor 1914. In: Stadt der Architektur, Architektur der Stadt, Berlin 1900-2000, hrsg. v. Thorsten Scheer, Josef Paul Kleihues, Paul Kahlfeld, Berlin 2000, S. 53 ff.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen