Denkmaldatenbank

Haus Cordel

Obj.-Dok.-Nr. 09075221
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Nikolassee
Adressen An der Rehwiese 15
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus
Datierung 1901-1902
Entwurf Schilbach, Walter (Architekt)
Ausführung Schirmer, Fritz (Baumeister & Maurermeister)
Bauherr Cordel, Oskar

Das auffälligste und ungewöhnlichste Gebäude in dem Ensemble [Wohnhausgruppe An der Rehwiese 12-15 ] ist das Haus Cordel, An der Rehwiese 15, das 1901-02 von Walter Schilbach für den Chemiker und Schriftsteller Oskar Cordel errichtet wurde.(1)

Die Besonderheiten des eingeschossigen Hauses sind das hohe Mansardgiebeldach, das mit hellem Lahn-Schiefer verkleidet ist, und die farblich angepassten Wandflächen, die mit kräftig bossiertem Sandsteinmauerwerk, Putzflächen und dem heruntergezogenen Schieferbehang der Dachflächen bedeckt sind. Das Haus wendet sich mit seiner mächtigen Giebelfront als weithin sichtbarer Blickfang zur Rehwiese. Adolf Groth nannte es 1908 "ein Haus, das zur Kritik geradezu herausfordert, weil es von seiner Umgebung sehr deutlich absticht" und bemerkte: "Sein graues bergisches Bauernhaus wird von den einen abscheulich genannt, von den anderen wieder hoch gepriesen". Letzteres tat der Kritiker Karl Scheffler 1905 und "benutzte es als glänzende Folie, um die Bauten der HAG desto schlechter zu machen".(2)

Diese Ausnahmerolle hat sich das Haus bis heute bewahrt. Der Architekt Walter Schilbach war - wie Scheffler schreibt - ein Schüler von Alfred Messel, der bereits vor Hermann Muthesius' Buch über das englische Haus verschiedene Bauten im Stil englischer und amerikanischer Landhäuser des späten 19. Jahrhunderts entworfen hatte.(3) Das malerische Haus Cordel ist mit Giebeln, Fenstererkern, Zwerchhäusern und kleinteiligen Fenstern in unterschiedlichsten Formaten, mit und ohne Klappläden, ebenso lebhaft gegliedert. Ein besonders ausgewogenes Verhältnis der Bauglieder zueinander, die für Berlin eher untypischen Materialien und Farben sowie der klare Grundriss prägen das Haus, das bereits 1934 in ein Mehrfamilienhaus umgewandelt und 1998 umfassend renoviert wurde, bis heute.


1) Berliner Architekturwelt 6 (1904), S. 23-25; Die Architektur des XX. Jahrhunderts 7 (1907), H. 4, S. 45, Taf. 84; Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 16 (1903), S. 65 f., Taf. 82 f.; Finger 2009, S. 36, 119. Zu Oskar Cordel (1843-1913) siehe: Finger, Eberhard: 100 Jahre Landgemeinde Nikolassee. Adolf Groth und Oskar Cordel, zwei verdiente Nikolasseer Bürger. In: Zehlendorfer Heimatbrief, Regionalgeschichtliche Beiträge und Mitteilungen, 53 (2010), Nr. 1, S. 13 f. Zu Schilbach siehe: Baumeister für Berlin: Walter Schilbach. In: Berliner Morgenpost vom 16.12.2000.

2) Groth 1908, S. 12. Groth bezieht sich auf den Artikel von Karl Scheffler, Heimstätten. In: Die Zukunft, 1905, S. 93.

3) Z.B. Haus Springer, Am Großen Wannsee 39/41, ebenfalls 1901-02 entstanden, ist mit abwechslungsreicher Fassadengestaltung und individueller Grundrissgliederung ein eindrucksvolles Beispiel dieser Richtung.

Literatur:

  • Berliner Architekturwelt 6 (1903/04) / Seite 24f

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen