Denkmaldatenbank
Wohnhaus An der Rehwiese 13
09075219 | |
Bezirk | Steglitz-Zehlendorf |
Ortsteil | Nikolassee |
Adressen | An der Rehwiese 13 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Wohnhaus |
Entwurf | 1912 |
Datierung | 1912-1913 |
Entwurf | Schmitz, Bruno (Architekt) |
Bauherr | Bondy, Joseph Adolf (Schriftsteller & Chefredakteur) |
Ausführung | Smigula und Co. (Baugeschäft) |
Als letzter Bau in der Reihe [Wohnhausgruppe An der Rehwiese 12-15] entstand 1912-13 das Haus Bondy, An der Rehwiese 13, entworfen als Zweifamilienhaus von Bruno Schmitz. (1) Es hebt sich von seinen Nachbarbauten durch eine schlichte, aber ausgewogen gegliederte Landhausarchitektur und einen modernen Gesamteindruck deutlich ab. Der Architekt, den Julius Posener als den "Großmeister des Wilhelminismus" (2) bezeichnet hat und der in der Kaiserzeit vor allem durch monumentale Denkmäler und Geschäftshäuser berühmt wurde, schuf für den Schriftsteller Josef Adolf Bondy (3) eines der wenigen Wohnhäuser in seinem Oeuvre. Wie Schmitz selbst erläuterte, hatte er das Haus "unter dem Gesichtspunkt der guten Einstimmung in seine Umgebung und in die ganze Landschaft" und als "durchaus sachliche Landhaus-Architektur in dezenten Formen und Tönen projektiert". Indem er "jede Aufdringlichkeit" vermied, was für ihn Verzicht auf überflüssigen Schmuck und repräsentative Gesten bedeutete, hoffte er, "daß es den Forderungen der Schönheit und des Charakters der Landschaft vollkommen entspricht und das Gesamtbild der Bebauung an der Rehwiese sehr fördern wird." In diesem Sinne strahlt das gut erhaltene Gebäude noch heute jene "liebenswürdige Wirkung" aus, die Schmitz durch das reizvolle Zusammenspiel der Gliederungselemente und der Materialien - heller Edelputz, hellgraue Ziegelsteine für den Sockel, dunkelgraue Dachpfannen, weißer Anstrich für alle Holzteile - zu erzielen suchte. (4)
Die Straßenfront mit ihren vorschwingenden Erkern, Baywindows und dem halbrunden Balkonvorbau wird zusammengehalten durch die mächtige, mit den grauen Pfannen des Daches verkleidete Giebelfläche. So ergibt sich trotz der farblichen und formalen Kontraste ein einheitliches und elegantes Bild. Bei aller Plastizität der Fassade zeigt das Haus jenes für Bruno Schmitz typische Streben nach Vereinfachung der Form und Geschlossenheit des Umrisses sowie ein Gespür für Rhythmus und Aufbau, das sich im Verhältnis von Wand und Öffnung, von Material und Farbe äußert. (5) Das Haus verfügt über zwei sehr geräumige Wohnungen in Erd- und Obergeschoss, die der Architekt mit individuellen, den Bedürfnissen der Bewohner angepassten Grundrissen entwarf. (6)
1) Bruno Schmitz (1858-1916), ab 1885 in Berlin, um die Jahrhundertwende der gefragteste Denkmalarchitekt des Kaiserreichs, Kyffhäuserdenkmal, Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, Geschäftshäuser etc. Vgl. Finger 2009, S. 100; Posener 1979, S. 81 ff.; BusB IV C, S. 138 f.; Schliepmann, Hans: Bruno Schmitz, Sonderheft. In: Berliner Architekturwelt 15 (1913), S. 113 f. Ein weiteres Haus in Nikolassee, das Schmitz kurz vor dem Haus Bondy gebaut hatte, ist das Landhaus Unger in der Prinz-Friedrich-Leopold-Straße 30. Vgl. Berliner Architekturwelt 14 (1912), S. 200.
2) Posener 1979, S. 81.
3) Josef Adolf Bondy (1876-1946), tschechischer Theaterkritiker aus dem Kreis um den ebenfalls aus Prag stammenden Egon Erwin Kisch. Vgl. Berliner Begegnungen. Ausländische Künstler in Berlin 1918 bis 1933. Aufsätze, Bilder, Dokumente, hrsg. v. Klaus Kändler, Helga Karolewski, Ilse Siebert, Akademie der Künste der DDR, Berlin 1987, S. 107.
4) Alle Zitate in: Brief Bruno Schmitz vom 15.10.1912 in der Bauakte, Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf, Bau- und Wohnungsaufsicht. Hier erwähnt Schmitz auch das Haus Unger.
5) Posener 1979, S. 81 ff.; Schliepmann, Hans: Bruno Schmitz, Sonderheft 13. In: Berliner Architekturwelt 15 (1913), S. III-IX.
6) Eine dritte Wohnung im Dachgeschoss wurde 1937 ausgebaut und 1951 nochmals vergrößert.
Literatur:
- Schliepmann, Hans, Bruno Schmitz =Berliner Architekturwelt Sonderheft 13 (1913) / Seite 113
- Killy, Walter (Hg.)/ Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE). 10 Bde. Bd. II. München - New Providence - London - Paris 1995 / Seite 16 (Biogr. J. A. Bondy)
- BusB IV C 1975 / Seite 14 & 138-139
- Ribbe, Wolfgang ; Schäche, Wolfgang (Hg.) / Baumeister, Architekten, Stadtplaner. Biografien zur baulichen Entwicklung Berlins. Berlin 1987 / Seite 652-653 (Biogr. B. Schmitz)
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Juliane Stamm
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