Denkmaldatenbank

Tivoli

Obj.-Dok.-Nr. 09075207
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Tempelhof
Adressen Friedrich-Karl-Straße 1, 3
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Saalbau
Datierung 1893-1895
Umbau 1910-1912, 1930
Entwurf Müller, C.
Entwurf Opitz, Paul
Entwurf Zylla, Konrad
Bauherr Gerting, Herrmann (Kaufmann)
Bauherr Opitz, P.
Bauherr Hoffmann, H.
Bauherr Juhnke
Entwurf Fritzsche und Löhbach

Mit dem 2002-03 restaurierten Saalbau des Restaurants Tivoli, Friedrich-Karl-Straße 1/3, ist ein typisches Vergnügungslokal der Jahrhundertwende zumindest teilweise erhalten geblieben. Der von der Straße zurückgesetzte Saal wurde 1893-95 von Maurermeister C. Müller errichtet. (1) Der Vorhof war von Flügelbauten flankiert. Links befand sich der mit einer Kuppel hervorgehobene Haupteingang, rechts der Kopfbau der Kegelbahn. Obwohl das Gebäude verschiedene Umbauten über sich ergehen lassen musste, ist die historisierende Dekoration des Saaltrakts gut erhalten. Im Obergeschoss öffnen sich große Rundbogenfenster. Die beiden mittleren Fensterachsen sind unter einem Dreiecksgiebel zusammengefasst und durch eine Kartusche hervorgehoben. Diese Gestaltung setzt sich an der Hofseite fort, wo sich das ehemalige Podium an den Saaltrakt anschließt. Unter dem reich geschmückten Dreiecksgiebel vermitteln ausschwingende Seitenwände zu den niedrigen seitlichen Anbauten. (2) Der breite, von Säulen flankierte, aber vermauerte Bühnenbogen macht auf die Bühne aufmerksam. Die prächtige Fassadengestaltung erinnert an den einstigen Biergarten, der sich hinter dem Saal erstreckte. Das Gebäude wurde seit 1911 mehrfach umgebaut. (3) Der Saal ist heute durch eine Zwischendecke unterteilt. An einigen Stellen kann man die historische Wanddekoration mit Lisenen und stuckierten Wandfeldern sehen, die bei der letzten Restaurierung freigelegt wurde. Ein Wandbild zeigt spielende Putten. Das Gebäude beherbergt heute ein Fitness-Studio.


(1) Der erste Bauantrag wurde im März 1892 von dem Restaurantbesitzer und Weinhändler Hermann Gerting eingereicht. Ein zweiter Bauantrag folgte im September 1892. Hermann Gerting musste das Grundstück mit dem angefangenen Gebäude jedoch 1893 aus finanziellen Gründen verkaufen. Der Amtsmaurer- und -zimmermeister Paul Opitz erwarb das Grundstück und ließ das Gebäude bis 1895 fertig stellen. Das Restaurant wurde im Mai 1895 in Betrieb genommen.

(2) Das ungewöhnliche Architekturmotiv erinnert an die 1557-58 von Andrea Palladio erbaute Villa Barbaro in Maser (Venetien).

(3) 1911 wurde der Saal zu einem Kino umgebaut. Bei einem weiteren Umbau 1930 wurde das Podium an die nördliche Schmalseite verlegt. 1968 kam es zur Umwandlung des Kinosaals in einen Supermarkt mit abgehängter Decke.

Literatur:

  • Baedeker Berlin-Tempelhof, 1983Wollschläger/ Der Bezirk Tempelhof, 1964Morecke, C., Führer durch das" lasterhafte Berlin", Berlin 1931 Topographie Tempelhof, 2007 / Seite 132f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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