Denkmaldatenbank

Gynmasium und Volksschule Tempelhofer Feld

Obj.-Dok.-Nr. 09075196
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Tempelhof
Adressen Boelckestraße 58, 60
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Schule
Datierung 1927
Umbau 1928-1929
Entwurf Bräuning, Fritz
Ausführung Helfmann und Winkel
Entwurf Bezirkshochbauamt
Bauherr Bezirksamt Tempelhof

Das Schulgebäude in der Mittelachse der Siedlung Neu-Tempelhof, auf dem Grundstück Boelckestraße 58-60, wurde 1927-29 vom Tempelhofer Stadtbaurat Fritz Bräuning als Gymnasium und Volksschule auf dem Tempelhofer Feld errichtet. (1) Die stattliche Dreiflügelanlage öffnet sich mit einem Ehrenhof zur Boelckestraße. (2) Der repräsentative Gestus und die reiche bildkünstlerische Ausstattung deuten auf eine architektonische Grundhaltung, wie sie in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg vorherrschend war. An den glatten, ornamentlosen Wandflächen, den klaren Linien und den flachen Dächern über dem Mittelteil kann man jedoch erkennen, dass eine Versachlichung der Architektur eingesetzt hatte. Um die Mittelachse zu betonen, bildete Fritz Bräuning einen deutlich hervortretenden Mitteltrakt mit gestaffelten Dachterrassen aus, bekrönt von einem Uhren- und Glockenturm. Über der Aula der Volksschule, auch genutzt als Gymnastiksaal, befindet sich die Aula des Gymnasiums, die außen an ihren hohen Fensteröffnungen zu erkennen ist. Die symbolischen Darstellungen unter den Fenstern verweisen auf schulische Unterrichtsfächer. Porträtköpfe bedeutender Dichter, Musiker und Lehrer (Homer, Cicero, Pestalozzi, Goethe, Beethoven, Gauß) sind über den Fensterachsen angebracht. Es folgt ein zurückgesetztes Zwischengeschoss, über dem sich der weithin sichtbare Uhren- und Glockenturm erhebt. Die von feingliedrigen Eisengittern umgebenen Dachterrassen waren für meteorologische und astronomische Beobachtungen und für den Zeichenunterricht gedacht. Die südliche Gebäudehälfte nahm das Gymnasium auf, die nördliche die Volksschule. Die Seitentrakte beherbergten an ihren Kopfenden die Wohnungen der Schulleiter und Hausmeister. Die Innengestaltung der Schule verrät eine stärkere Hinwendung zur sachlich geprägten Architektur der 1920er Jahre. Im Erdgeschoss ist der Mittelflur vor der Aula der Volksschule abgesenkt und zu einem lichten, hellen, durch schlanke Stützen unterteilten Vorraum erweitert. Fenstertüren führen in eine Pfeilerhalle, die sich zum hinteren Schulhof öffnet. Über der Pfeilerhalle ist ein Relief im Stil der 1920er Jahre angebracht. Es zeigt den Reichsadler, der seine Schwingen ausbreitet, das Wappen der Stadt Berlin und das Wappen des Bezirks Tempelhof, die durch ein gewundenes Band miteinander verbunden sind. Im zweiten Stockwerk bildete Fritz Bräuning am südlichen Kopfende des Flures eine zweigeschossige, an der Außenseite durchgehend verglaste Pausenhalle aus. An den Wänden befinden sich noch heute die 1927 dort angebrachten Gipsabgüsse griechischer und römischer Reliefs, nur der Trinkbrunnen ist verloren. (3) Auch in der Wandelhalle vor der Aula werden griechische und römische, außerdem assyrische und ägyptische Reliefs gezeigt, die auf die humanistische Ausrichtung des Gymnasiums hinweisen. Wenn man die festliche Aula betritt, sieht man, dass die Emporenbrüstung mit antiken Masken und griechischen Sinnsprüchen bemalt ist. Zur Schule gehörten ehemals zwei niedrige Turnhallenflügel, von denen jedoch nur der nördliche erhalten ist. (4) Die flachen Dächer, zu erreichen über kleine Treppentürme, wurden als Sonnenterrassen genutzt. Der rückwärtige Schulhof schließt direkt an den Parkring Neu-Tempelhof an. Das humanistische Gymnasium wurde 1929 mit dem 1875 in Berlin gegründeten Askanischen Gymnasium vereinigt, das 1945 in die Friedrich-Franz-Straße umzog.


(1) Adler, Leo: Doppelschulgebäude in Berlin-Tempelhof und Landschulheim in Hermsdorfer Mühle, in: Wasmuths Monatshefte für Baukunst 12 (1928), S. 397-401; Delius, Hellmut: Der Neubau des Gymnasiums und der Volksschule auf dem Tempelhofer Felde, in: Bauamt und Gemeindebau 11 (1929), S. 18-22; Delius, Hellmut: Schulturnhallenanlagen, in: Der Neubau 11 (1929), S. 154-162; Volksschule und Gymnasium in Berlin-Tempelhof, in: Die Baugilde 11 (1929), S. 923; BusB V C, S. 139-141, 409; Dehio Berlin 2000, S. 412.

(2) Der Querflügel mit den beiden Turnhallen wurde 1927 errichtet, in einem zweiten Bauabschnitt wurden 1928-29 die vorderen Flügel hinzugefügt.

(3) Die zweigeschossige Pausenhalle war für die Schüler des Gymnasiums gedacht. Am nördlichen Ende des Flurs, im Volksschulteil befand sich im zweiten und im dritten Geschoss ebenfalls ein Pausenraum mit verglaster Außenseite. Allerdings sind beide Räume nur eingeschossig angelegt. Die ursprüngliche Ausstattung mit einem Trinkbrunnen und mit Reproduktionen alter Gemälde ist verloren.

(4) Die südliche Turnhalle wurde in der Nachkriegszeit abgerissen und 1968-69 durch eine freistehende Großturnhalle ersetzt.

Literatur:

  • Topographie Tempelhof, 2007 / Seite 86f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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