Denkmaldatenbank
St. Joseph-Krankenhaus
09075193 | |
Bezirk | Tempelhof-Schöneberg |
Ortsteil | Tempelhof |
Adressen | Bäumerplan 24 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Krankenhaus |
Datierung | 1927-1928 |
Entwurf | Hennings, Friedrich & Hoffmann, Ludwig (Architekt) |
Ausführung | Berlinische Boden-Gesellschaft |
Bauherr | Kongregation der Grauen Schwestern zur "Heiligen Elisabeth" |
Die städtebaulich hervorgehobene Mittelachse der Siedlung Neu-Tempelhof wird durch das 1927-28 erbaute St. Joseph-Krankenhaus am Bäumerplan 24 abgeschlossen. (1) Das Krankenhaus wurde von den Grauen Schwestern von der hl. Elisabeth, einer 1842 in Neiße (Schlesien) gegründeten katholischen Kongregation, errichtet. Das schlossartige Gebäude diente der Berliner Ordensprovinz der Grauen Schwestern bis 2003 als Ordenshaus. (2) Unter der künstlerischen Oberleitung von Ludwig Hoffmann, dem 1924 pensionierten Stadtbaurat von Berlin, entwarf Friedrich Hennings eine nach Westen geöffnete Dreiflügelanlage mit vier auskragenden Kopfbauten. Mit der repräsentativen Fassadengestaltung, den hohen Mansarddächern und anderen barocken Elementen gleicht das Krankenhaus den großen öffentlichen Gebäuden, die Ludwig Hoffmann vor dem Ersten Weltkrieg errichtet hat. In den 1920er Jahren war diese Architektursprache längst veraltet. Die Zweckbestimmung als Krankenhaus kann man an den Loggien erkennen, die vor den Krankenzimmern ausgebildet sind. (3) Der Mitteltrakt ist mit einem Segmentbogengiebel (4) und einem barock anmutenden Dachreiter hervorgehoben, während ein Altan, getragen von toskanischen Säulen, den Haupteingang überdacht. Von dort aus gelangt man in eine repräsentative Eingangshalle mit Kassettendecke, zweigeschossigen Rundbogenarkaden und umlaufenden Galerien. An der Stirnseite führt eine Freitreppe zu einem erhöhten Podium. Dort öffnet sich das kostbare, aus rotbraunem Marmor bestehende Hauptportal der Kapelle. Die Supraporte zeigt, umgeben von einem goldenen Strahlenkranz, die Gottesmutter mit dem Jesuskind. Man kann deutlich erkennen, dass die Eingangshalle nach Vorbildern der italienischen Hochrenaissance gestaltet ist.
Die an den Mitteltrakt anschließende katholische Krankenhauskapelle, auch Christkönigkapelle genannt, besteht aus einem tonnengewölbten Mittelschiff, zwei Seitenschiffen mit Emporen und einem halbrunden Chorraum. Die mit Marmorinkrustationen verzierte Altarmensa an der Rückwand des rechten Seitenschiffs, angefertigt 1530, gehört zu einem Hochaltar, der aus einer im Ersten Weltkrieg zerstörten italienischen Dorfkirche bei Udine (Venetien) nach Berlin gebracht worden ist. (5) Der Altaraufsatz fehlt. Das Marienbild im linken Seitenschiff soll aus dem Kloster Teistungenburg im Eichsfeld stammen. (6) Es handelt sich um eine barocke Kopie eines spätgotischen Gnadenbildes. Bei der von Paul Johannbroer aus Wiesbaden geleiteten Umgestaltung der Krankenhauskapelle 1967-68 erhielt der Raum eine moderne Ausstattung. Die Firma Müller aus Villmar führte die Steinmetzarbeiten für Altar und Ambo aus, während der Goldschmied Johannes Schlüter aus Berlin das Tabernakel, die Leuchter und das Kreuz anfertigte. Die Betonglasfenster schuf die Firma Ignaz Donat & Sohn aus Gelsenkirchen nach Entwürfen des Malers Josef Jost.
Die symmetrisch angelegten Seitentrakte des Krankenhauses an der Wüsthoff- und Wintgensstraße wurden 1979/80 abgebrochen, sie mussten einem modernen, unregelmäßig geformten Gebäudetrakt weichen. (7)
(1) 50 Jahre St. Joseph-Krankenhaus I [Innentitel: Festschrift zum 50jährigen Bestehen. St. Joseph-Krankenhaus I Berlin-Tempelhof], Berlin 1978; St. Joseph-Krankenhaus Berlin [Innentitel: Erneuerung und Bewahrung. Festschrift zur Einweihung des Neubaus des St. Joseph-Krankenhauses in Tempelhof am 1. Oktober 1982], Berlin 1982; Krankenhäuser in Berlin. Bauten und Projekte der 80er Jahre, Berlin 1989, S. 74-75, 218-223; Mertens, Johannes: Die Berliner Ordensprovinz der Grauen Schwestern von der Heiligen Elisabeth 1859-1991, Reinbek bei Hamburg 1992, S. 382-415; BusB VII A, S. 73-74, 208; Dehio Berlin 2000, S. 412.
(2) Das Ordenshaus beherbergte den Hauptsitz der Ordensprovinz Berlin. Von dort aus wurden die Niederlassungen in Berlin, Brandenburg und Pommern betreut. 1974 wurde der Name der Kongregation verändert. Er lautet heute "Kongregation der Schwestern von der Heiligen Elisabeth". Aufgrund von Überalterung und Nachwuchsmangel wurden die deutschen Provinzen 2003 zu einer einzigen Provinz vereinigt. Die Provinzleitung hat seitdem ihren Sitz in Berlin-Schlachtensee.
(3) Die Bogenöffnungen der Loggien hat man 1930 vergrößert.
(4) Die Gestaltung des Giebels wurde 1984 verändert. Erst damals wurde die Inschrift "DEUS PROVIDEBIT" (Gott wird sorgen) angebracht.
(5) Die Dorfkirche bei Udine soll während des Ersten Weltkriegs zerstört worden sein. Der Altaraufsatz wurde zuerst vor dem Zweiten Weltkrieg und dann 1958-59 verändert. 1968 hat man den alten Hochaltar entfernt.
(6) Das Bild wurde 1879 durch einen Herrn Bernhardt in Leinefelde (Eichsfeld) erworben. Nach wunderbarer Errettung aus Seenot gelobte er, das Bild einer Kirche zu stiften. Das Tafelbild kam zuerst in die katholische St. Bonifatiuskirche in Berlin, dann in die alte Kapelle der Grauen Schwestern und 1928 in die Kapelle des St. Joseph-Krankenhauses.
(7) Die Erweiterungsbauten wurden 1979-85 nach Plänen der Architekten Jürgen Jüchser und Peter Pawlik errichtet, im Zuge des Umbaus wurde der Haupteingang vom Bäumerplan zur Wüsthoffstraße verlegt. Das historische Hauptgebäude kann nur noch über den modernen Annexbau betreten werden.
Literatur:
- Topographie Tempelhof, 2007 / Seite 87ff.
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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