Denkmaldatenbank

Katholische St. Judas Thaddäus-Kirche

Obj.-Dok.-Nr. 09075192
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Tempelhof
Adressen Bäumerplan 1, 3, 5

Loewenhardtdamm 48, 50, 52, 54
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Kirche kath.
Datierung 1958-1959
Entwurf Hofbauer, Reinhard (Architekt)
Ausführung Raebel-Werke (Spezialfabrik für Glockenkonstruktion)
Ausführung Böttcher und Klapper
Bauherr katholische Kirchengemeinde St. Judas Thaddäus in Berlin

Die 1958-59 erbaute katholische Pfarrkirche St. Judas Thaddäus, Bäumerplan 1/5 und Loewenhardtdamm 48/54, ist durch die im Kirchenbau der 1950er Jahre weit verbreiteten parabelförmig geschwungenen Formen geprägt. (1) Reinhard Hofbauer, der zuvor in Charlottenburg die Pfarrkirche St. Canisius erbaut hatte, schuf ein plastisches Gebilde, das ohne rechte Winkel auskommt. Der aus Beton gegossene Kirchenraum wird von zwei Parabeln umschrieben. Gestaffelte Wandscheiben, durch Fensterbahnen unterbrochen, leiten zum Altarraum über, der in einer Rundung schließt. Ein flach ansteigendes und wieder abschwingendes Dach überdeckt den Kirchenraum. Um die Eingangsseite ist eine niedrige Vorhalle gelegt, die nur auf einer Seite weitergeführt wird, um sich in einer S-Kurve nach vorn zu wölben. Über einem dreieckigen Grundriss erhebt sich der etwa 40 Meter hohe Glockenturm, der das umliegende Wohngebiet mit einem massigen Betonkreuz überragt. Mit zeittypischen Materialien - Mosaik, Glas, Terrazzo, Beton - gelang es dem Architekten, eine sorgsam inszenierte Abfolge kleiner und großer Räume zu schaffen. In den Betonschaft des Turms sind kreisrunde, im Sonnenlicht glänzende Glassteine eingelassen. Unter den paraboloid vorgewölbten, mit Mosaik ausgekleideten Vordächern betritt man die dreieckige Vorhalle im Turm. Von dort gelangt man in einen kleinen Zwischenraum, der geradezu mystisch wirkt, denn in Wände, Decke, Türen sind Glasprismen eingelassen. Es folgt die Taufkapelle mit Marmorkiesel-Terrazzoboden und mosaikverkleideten Wänden. Unter einer Glaskuppel steht der Taufstein. Dann öffnet sich der beeindruckende, von geschwungenen Betonwänden eingefasste Gemeinderaum, der durch ein kleines, schachbrettartig angeordnetes Trapezfenster beleuchtet wird. Die untergehängte Decke wird durch Kassetten mit eingesetzten Rundformen strukturiert. Zusammen mit den Betonwänden wurde die auffallenden, den Gemeinderaum umgebenden Namenszüge der zwölf Apostel gegossen. Die 1962 aufgestellte Madonna aus Mahagoniholz stammt von Ludwig Gabriel Schrieber. Blickt man zum Altar, nimmt die Helligkeit dramatisch zu, ohne dass die seitlichen Fensterbahnen, durch die das Licht einströmt, zu sehen sind. Die Ausstattung des Altarraums schuf zwischen 1966 und 1970 Werner Gailis, Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. (2) Die aus Bronze gegossenen Gegenstände - Osterleuchter, Tabernakel, Lesepult - sind mit reichen Bilddarstellungen geschmückt. An der fensterlosen Altarwand sind, inszeniert wie auf einer Bühne, überlebensgroße Figuren aus Hartformgips angebracht. Dargestellt ist eine Szene aus der Offenbarung des Johannes. Die vierundzwanzig Ältesten huldigen dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm Gottes - biblische Bilder für den auferstandenen und gekreuzigten Christus. Die kreisrunde Lichtöffnung der Decke ist von organischen, tropfenförmigen Gebilden umgeben, die wie Zungen oder Flammen über dem Altar zu schweben scheinen. Die Kirche besitzt ein Untergeschoss, das teilweise von der Seite belichtet wird. Dort befindet sich ein Gemeindesaal mit Nebenräumen. Unter dem Altarraum ist die durch ein Betonglasfenster sparsam beleuchtete Krypta angeordnet, die als Werktagskapelle dient. Unter dem Altar und dem edelsteinbesetzten Tabernakel birgt ein schwarzes Reliquiar in einer silbernen Kapsel Reliquien des Apostels Judas Thaddäus. Geschwungene Treppen führen von der Krypta in den darüber liegenden Kirchenraum.


(1) Streicher/Drave 1980, S. 162, 167, 322-323; BusB VI, S. 216, 418; Goetz/Hoffmann-Tauschwitz 2003, S. 298-299.

(2) Von Werner Gailis stammen folgende Arbeiten: Kreuzweg (1966), Osterleuchter (1966-67), Tabernakel (1968-69), Relief der Altarwand (1966-68) und Lesepult (1970).

Literatur:

  • Topographie Tempelhof, 2007 / Seite 91f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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