Denkmaldatenbank

Kapelle auf dem Friedhof Marienfelde

Obj.-Dok.-Nr. 09075163
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Marienfelde
Adressen Marienfelder Allee 127
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Kapelle
Datierung 1927-1928
Entwurf Möhring, Bruno

Weil der kleine Dorfkirchhof um die Dorfkirche für die wachsende Bevölkerung nicht mehr ausreichte, wurde 1889 östlich der Marienfelder Allee ein neuer Friedhof angelegt. Die geometrische Anlage mit einer Lindenallee in der Mittelachse, erschlossen durch einen schmalen Zugang an der Marienfelder Allee 127, wurde 1924 nach Osten und 1958 nach Norden erweitert. Die 1927-28 von Bruno Möhring und Hans Spitzner errichtete Friedhofskapelle des Kirchhofs Marienfelde gehört zu den wenigen expressionistischen Sakralbauten in Berlin. (1) Es handelt sich um das letzte Werk des Architekten Bruno Möhring, der seit 1904 in Marienfelde lebte und sein Architekturbüro in den 1920er Jahren gemeinsam mit Hans Spitzner betrieb. Die aus rotbraunen bis blauroten Klinkern gemauerte Kapelle besteht aus einem sechseckigen Zentralraum und einem nach Norden ausgerichteten rechteckigen Anbau mit dem Altarbereich und rückwärtig angeordneten Diensträumen der Friedhofsverwaltung. Die Eingangsseite wurde durch ein monumentales Maßwerkfenster unter einem spitz zulaufenden Tudorbogen hervorgehoben. Das Maßwerkmuster, gebildet aus braunen Keramiksteinen, leitet sich von englischen Vorbildern ab. Über der Eingangstür, die in das Maßwerkfenster integriert ist, an den Kapitellen und an den Kreuzungspunkten der Fensterrippen sieht man expressive Ornamente, größtenteils Blätter und Blüten mit scharfkantigen Zacken, die vergoldet wurden und dadurch wie züngelnde Flammen wirken. Das farbige Bleiglasfenster stellt ein von leuchtenden Strahlen umgebenes Kreuz dar, das zusammen mit den griechischen Buchstaben Alpha und Omega auf den von Ewigkeit zu Ewigkeit herrschenden Christus hinweist. Im Inneren geht ein sechseckiger Zentralraum in einen rechteckigen Raum mit dem Altar an der Rückseite über. An den Seitenwänden schneiden Rundfenster in das tief heruntergezogene, spitz zulaufende Tonnengewölbe hinein. Ein kräftiger Tudorbogen kennzeichnet die Altarwand, die nach einem geometrischen Muster mit hell- und dunkelbraun schimmernden Holztafeln ausgekleidet wurde. Die abstrakte geometrische Gestaltung des Antependiums, des mächtigen Kreuzes und der beiden flankierenden Kandelaber ist von der Dekorationskunst um 1910 beeinflusst.


(1) BusB X A 3, S. 60, 109; Tempelhof - Bauten, Straßen, Plätze 1992, S. 37-38. Die erste Beisetzung auf dem Friedhof Marienfelde erfolgte am 27.03.1890. Szamatolski, Clemens-Guido u.a.: Dorfkirchhof Marienfelde, Gutachten im Auftrag des Senators für Stadtentwicklung und Umweltschutz, Abt. III b B, Berlin 1985, S. 29.

Literatur:

  • Topographie Tempelhof, 2007 / Seite 207f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen