Denkmaldatenbank
Stadtplatz Los-Angeles-Platz
09075002 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Los-Angeles-Platz |
Denkmalart | Gartendenkmal |
Sachbegriff | Stadtplatz |
Datierung | 1980-1982 |
Entwurf | Kossel, Hannelore & Müller, Urs & Rhode, Thomas |
Der Los-Angeles-Platz zwischen Ranke- und Marburger Straße überzeugt durch seine stringente postmoderne Gestaltung sowie durch seine sorgsam arrangierten Aufenthaltsräume. Der Stadtplatz überrascht den Besucher mit seiner leicht erhöhten Lage oberhalb einer Tiefgarage, die die Parkmöglichkeiten im Quartier erhalten sollte. (1) Die Realisierung übernahmen 1980-82 die Architekten Urs Müller und Thomas Rhode zusammen mit der Landschaftsarchitektin Hannelore Kossel, nachdem die Architekten bereits 1978 einen Wettbewerb für ein Hotel mit davorliegendem Platz mit ihrem städtebaulichen Konzept für sich hatten entscheiden können. (2) Der postmoderne Stil des Platzes zeigt sich in seinem Bezug zur Ortsgeschichte, in seiner Neuinterpretation historischer Gestaltungsvorbilder und in seiner Transzendenz, die mit gewohnten Regeln und Sehgewohnheiten bricht. (3)
Im Osten liegt der Pergolengarten mit einem allseitigen Pergolengang und zahlreichen Bänken um eine quadratische Rasenfläche. Dieser Platzteil spielt mit dem Bild eines mittelalterlichen Kreuzgangs, die Pergola selbst weckt mit ihrer schlichten Kubatur aus orangeroten Klinkern samt Holzauflage Assoziationen an eine antike römische Pergola. Die Berliner Identität und Geschichte erhält der Raum durch die Verwendung der typischen großformatigen Berliner Bürgersteigplatten aus Granit zusammen mit kleinformatigen Basaltsteinen und Granitkleinsteinpflaster. Die Rosen und Gehölze im Rasenquadrat gehören nicht zur ursprünglichen Planung. Platzmittig befindet sich der schmale Lustgarten, der im Norden mit einem Wandbrunnen beginnt und sich Richtung Süden über ein langgestrecktes Wasserbecken fortsetzt, das heute mit hellen Betonsteinen verfüllt ist. (4) Der Lustgarten wird beidseitig durch Säuleneichen in erhöhen Beeten aus Klinkern gerahmt und erinnert mit Wandbrunnen und einstigem Wasserbecken an idealtypische italienische Gärten mit Zypressen, aber auch an die Gärten der Alhambra. Der Wandbrunnen bildet die Rückseite eines Pavillons aus Klinkern mit einem Satteldach aus Glas und Stahl. Diese beiden althergebrachten Gartenmotive werden auf ihrer Rückseite unerwartet aus dem Bildkontext gerissen, wenn sich der Pavillon als geschickt eingefügter Zugang zur Tiefgarage entpuppt.
Das Spielhaus im Süden des Lustgartens zeigt Grundriss und Mauern eines Mietshauses, das hier vormals stand. Dieses Zitat Berliner Geschichte wurde als Ruine mit historischen Säulen und Bodenfliesen neu gebaut und beherbergt in den einstigen "Zimmern" aus niedrigen Klinkermauern Sandspielmöglichkeiten und Rasenflächen. (5) Ein moderner Portikus aus orangeroten Klinkern betont den Eingang. Die eindrucksvolle Gestaltung orientiert sich an antiken Vorbildern, führt jedoch nicht in repräsentative Räume, sondern in die künstliche Ruine, sodass gewohnte Erwartungen hier postmodern gebrochen werden. Im Westen liegt das Halbrund. Auf einer halbkreisförmigen gepflasterten Fläche sollten Darbietungen stattfinden können. Fünf Wege teilen von hier aus in barocker Manier strahlenförmig das Halbrund in vier gleich große Rasensegmente und treffen auf einen bogenförmigen Weg am Westende des Platzes. Gehölze und Rosen sind hier ebenfalls später hinzugefügt. Die technische Ausstattung der Tiefgarage wurde bewusst nicht kaschiert; Fluchttreppen, Eingänge, Lüftungsschornstein und Entrauchungsöffnungen sind eigenständige Objekte, deren Funktionen ablesbar sind. Um Vandalismus zu vermeiden, verschwand die Garage nicht komplett unter die Erde, sondern der Platz wurde etwas erhöht darüber angelegt. Dreifach geschwungene Einfahrtsrampen an der West- und Ostseite sorgen für Tageslicht in der Tiefe, und ebenerdige Zugänge sowie Treppen und Rampen ermöglichen den Zutritt zum Platz.
(1) Müller, Urs: Los-Angeles-Platz. In: Bauwelt 76 (1985), H. 31/32. S. 1236 f.
(2) Rumpf, Peter: Wettbewerb "Augsburger Platz" in Berlin, Hotel am Platz oder Platz fürs Hotel? In: Bauwelt 69 (1978), H. 26. S. 1010-1013.
(3) Glabau, Leonie: Plätze in einem geteilten Land, Stadtplatzgestaltungen in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik von 1945 bis 1990, Frankfurt am Main, 2010, S. 83; Kühne, Olaf: Landschaft in der Postmoderne, Das Beispiel des Saarlandes, Wiesbaden, 2006, S. 120.
(4) Kretschmer, Christine: In der City. In: Bauwelt 76 (1985), H. 31/32, S. 1223.
(5) Ursprünglich fanden sich hier auch Spielgeräte. Vgl. Kretschmer 1985, S.1223.
Literatur:
- Glabau, Leonie: Plätze in einem geteilten Land. Stadtplatzgestaltungen in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik von 1945 bis 1990. Frankfurt am Main, 2010. & Kühne, Olaf: Landschaft in der Postmoderne. Das Beispiel des S / Seite Ohne Seitenangabe.
- Kretschmer, Christine: In der City.in
Bauwelt 76 (1985) 31/32 / Seite 1221-1224 - Müller, Urs: Los-Angeles-Platz. in
Bauwelt 76 (1985) 31/32 / Seite 1236-1237 - Richard, Winfried: Im Zeichen der Postmoderne. in
Garten + Landschaft (1986) 1 / Seite 28-33 - Rumpf, Peter: Wettbewerb "Augsburger Platz" in Berlin. Hotel am Platz oder Platz fürs Hotel? in
Bauwelt 69 (1978) 26 / Seite 1010-1013
Kontakt
Juliane Stamm
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