Denkmaldatenbank

Hoffassade, Wandbild Viktoria-Luise-Platz 12A Luitpoldstraße 22, 23

Obj.-Dok.-Nr. 09066761
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Viktoria-Luise-Platz 12A

Luitpoldstraße 22, 23
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Hoffassade & Wandbild
Datierung 1900
Entwurf Lange, Johannes (Architekt)
Bauherr Kuycke, von (Oberstleutnant)

An dem 1900 von Johannes Lange errichteten Mietshaus Viktoria-Luise-Platz 12A ist weniger die 1950 entstuckte und 1989-90 rekonstruierte Platzfassade von Bedeutung als der weitgehend original erhaltene Innenhof. (1) Dieser wird vom Vorderhaus und zwei Seitenflügeln so eingefasst, dass ein Teil der nördlichen Brandwand der Häuser Luitpoldstraße 22-23 frei bleibt. Darauf erkennt man die 1990 restaurierten Überreste eines monumentalen Wandbildes mit einer illusionistischen Architekturmalerei. (2) Die nur fragmentarisch erhaltenen Darstellungen zeigen einen Erker mit offenem Maßwerkfenster, seitlichen Doppelsäulen und einer Brüstung aus Maßwerk, weiterhin drei kleinere Fenster sowie eine Löwenfigur seitlich, darüber ein gekuppeltes Spitzbogenfenster mit Vierpass; die einzelnen Motive erinnern an venezianische Palastfassaden der Spätgotik. Dagegen zeigen die Hoffassaden des Hauses Formen der italienischen Renaissance: Die Fenster im dritten Obergeschoss, das Portal zum Vorderhaus sowie eine Blendarkadenreihe an der Brandwand über dem Wandbild sind mit Rundbogenöffnungen, Archivolten und Pilasterbogenstellungen umrahmt. Hoffassaden und Malerei präsentieren sich als Gesamtkunstwerk, wie es in dieser Zeit in den vornehmen Wohnvierteln des Neuen Westens verbreitet war. Großformatige Gemälde in Hinterhöfen, Hauseingängen und Treppenhäusern zeugen sowohl vom Repräsentationsbedürfnis wie auch von der Prosperität des Bürgertums, sie dienten den Bewohnern als Sehnsuchts- und Gegenbilder zum städtischen Alltag und zugleich der Wertsteigerung der Immobilie. (3)


(1) Das Haus wird von einer zweigeschossigen Treppenhalle erschlossen; es war als Zweispänner mit je einer Sieben- und Achtzimmerwohnung pro Geschoss angelegt; 1934 sind die südlich der Nebentreppenhäuser liegenden Wohnräume als selbstständige Kleinwohnungen abgeteilt worden.

(2) Brunner 1996, S. 146-147 (Abb. 80-82); Richard Schneider (Hrsg.): Berlin: Bauwerke der Neugotik. Fotos von Karl-Ludwig Lange, Berlin 1984, S. 102 (Abb.); "Zum Blickfang gewandelt". In: Der Tagesspiegel, Berlin, Nr. 13487 vom 4.2.1990, S. 13 (Abb.).

(3) Motive waren meist Stadtveduten, romantische Landschaften, auch antike oder höfische Szenen, Allegorien, Mythen und immer wieder sehnsuchtsvolle Italienstimmungen. Vgl. Huebner, Volker/Oehmig, Christiane: Lauter gute Adressen? Restaurierung von Treppenhaus- und Hofbemalungen in Berliner Mietshäusern, Hrsg. Landesdenkmalamt Berlin (Beiträge zurDenkmalpflege in Berlin, Bd. 11), Berlin 1997.

Literatur:

  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland - Denkmale in Berlin, Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 178f.
  • Richard Schneider (Hrsg.): Berlin/ Bauwerke der Neugotik. Fotos von Karl-Ludwig Lange, Berlin 1984 / Seite 102
  • Werner Brunner: Verblichene Idyllen. Wandbilder im Berliner Mietshaus der Jahrhundertwende Berlin. 1996 / Seite 146-147
  • o.V.: Zum Blickfang gewandelt. In: Der Tagesspiegel, Berlin / Seite Nr. 13487 v. 04.02.1990, S. 13

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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