Denkmaldatenbank

U-Bahnhof Wittenbergplatz

Obj.-Dok.-Nr. 09066746
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Wittenbergplatz
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Bahnhof (U)
Datierung 1902-1903, 1911-1913
Entwurf Grenander, Alfred Frederik Elias (Architekt)

Im März 1902, bei der Eröffnung der ersten Hochbahnlinie Berlins (1), lagen nur die beiden westlichsten Stationen Zoologischer Garten und Wittenbergplatz unter der Erde. Im Vergleich zu den eindrucksvoll gestalteten Bahnhöfen auf den Hochbahnviadukten (2) wirkte der damalige Haltepunkt am Wittenbergplatz mit Kassenhäuschen und zwei Eingängen, die durch schmiedeeiserne Bögen zu den Gleisen im Untergrund führten, recht bescheiden. Alfred Grenander, seit 1900 Architekt der Hochbahngesellschaft, hatte 1902-03 bereits diese erste Station entworfen. 1911-13 schuf er für den U-Bahnhof Wittenbergplatz jedoch eine neue, nun als Umsteigebahnhof für drei Linien dienende Bahnsteighalle und darüber ein repräsentatives Empfangsgebäude. (3) Der im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte und 1951 vereinfacht wieder aufgebaute U-Bahnhof wurde 1981-83 umfassend saniert und rekonstruiert. (4) Das städtebaulich und architektonisch anspruchsvolle Gebäude auf der Mittelinsel des Wittenbergplatzes dient heute nicht nur einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte des Berliner U-Bahnnetzes, sondern gehört auch zu den Wahrzeichen der City West an Kurfürstendamm und Tauentzienstraße.Mit der klaren Gesamtform des mit Muschelkalkplatten verkleideten Bahnhofsgebäudes sowie der sparsamen Gliederung durch Pilaster und Giebel in neoklassizistischen Formen folgte Grenander der um 1910 verbreiteten Architekturrichtung, die an Schinkel und seine Schule anknüpfte. Dem strengen, reduzierten Baustil waren Bauten von Peter Behrens oder Paul Mebes ebenso verpflichtet wie das 1907 eröffnete KaDeWe von Johann Emil Schaudt an der Südwestecke des Platzes. (5) Das Empfangsgebäude zum U-Bahnhof Wittenbergplatz auf kreuzförmigem Grundriss ist im Inneren durch einen offenen Dachstuhl in Eisenfachwerk und durch zahlreiche Oberlichter im erhöhtem Mittelbau hell und übersichtlich organisiert. Die vierschiffige Bahnsteighalle im Untergrund - mit Betonkappendecke, Stahlstützen mit stilisierten ionischen Kapitellen und Wandverkleidungen aus weißen Majolikaplatten - ist weitgehend authentisch überliefert. Ausstattungsdetails wie Wärterhäuschen, Aufgänge, Sitzmöbel und Geländer, vermitteln noch einen Eindruck vom ursprünglichen Charakter der Halle. (6)


(1) Die so genannte Stammbahn bestand 1902 aus der Strecke von der Warschauer Brücke bis zum Zoologischen Garten mit Stich zum Potsdamer Bahnhof. Vgl. BusB X B (1), S. 100 ff.

(2) Siehe U-Bahnhöfe Nollendorfplatz und Bülowstraße.

(3) Alfred Grenander (1863-1931), in Schweden geboren, ab 1885 in Berlin, Studium TH Charlottenburg, Mitarbeiter bei Alfred Messel und Paul Wallot, 1896-1903 Bürogemeinschaft mit Otto Spalding, mehrere Villen, 1900-31 Architekt der Hochbahngesellschaft. Der Bahnhof Wittenbergplatz diente neben der Stammbahn auch den beiden 1910-13 gebauten Linien zum Kurfürstendamm und nach Dahlem. Vgl. Fioretos, Aris (Hg.): Berlin über und unter der Erde, Alfred Grenander, die U-Bahn und die Kultur der Metropole, Berlin 2006, S. 284 f.; Brachmann, Christoph/ Steigenberger, Thomas: Ein Schwede in Berlin, Der Architekt und Designer Alfred Grenander und die Berliner Architektur (1890-1914), Korb 2010, S. 117 ff., 129 (Abb. 132), 137 (Abb. 143), 166 (Abb. 37, 39), 234 (Abb. 25), 266 (Abb. 5).

(4) Ausgeführt vom Berliner Architekten Wolf-Rüdiger Borchard. 2008-09 wurde die Decke des U-Bahn-Tunnels umfassend saniert.

(5) Kaufhaus des Westens, Tauentzienstraße 21-24, 1906-07 von Johann Emil Schaudt errichtet. Der mehrfach umgebaute und stark veränderte Bau ist das einzig erhaltene der großen Berliner Warenhäuser der Kaiserzeit. Vgl. Meiners, Antonia: 100 Jahre KaDeWe, Berlin 2007; Kaufhaus des Westens, Illustrierter Hauptkatalog 1913 (Reprint), Göttingen 1998.

(6) Elektropolis Berlin 2014, Nr. 271, S. 319 f.; Bongiorno 2007, S. 62 f.; Kotzur, Marlene: Berliner U-Bahnhöfe zwischen Krumme Lanke und Vinetastraße Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, Heft 8), Berlin 1996, S. 32-34; Bohle-Heintzenberg 1980, S. 60 ff., 136 ff.

Literatur:

  • BusB X B 1 1979 / Seite 40, 108, 120 f.
  • Bohle-Heintzenberg: Architektur der Hoch- und U-Bahn, 1980 / Seite 136 ff.
  • Senator für Bauen und Wohnen (Hrsg.): S- und U-Bahnarchitektur in Berlin, berlin 1985 / Seite 60
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 141

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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