Denkmaldatenbank
Kath. St. Matthias-Kirche
09066735 | |
Bezirk | Tempelhof-Schöneberg |
Ortsteil | Schöneberg |
Adressen | Winterfeldtplatz |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Kirche kath. |
Datierung | 1893-1895 |
Entwurf | Seibertz, Engelbert (Architekt) |
Entwurf | Zaar und Vahl (Architekt) |
Ausführung | Gebrüder Zeidler |
Zu den katholischen Kirchenneubauten der 1890er Jahre im Berliner Raum gehört die St. Matthias-Kirche am südlichen Ende des Winterfeldtplatzes. (1) Der neogotische Backsteinbau wurde 1893-95 nach Entwurf von Engelbert Seibertz errichtet und stellte damals mit seinem 93 Meter hohen Südturm und dem markanten, zum Platz ausgerichteten polygonalen Chor mit Sakristeianbauten die städtebauliche Dominante des in Nord-Süd-Richtung lang gestreckten Stadt- und Marktplatzes dar. (2) Platz und Kirche wurden durch den Zweiten Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen (3); heute ist St. Matthias deutlich verändert und durch dichte Grünanlagen abgeschirmt. Vor allem der Turm, der beim Wiederaufbau der Kirche 1952 durch Felix Hinssen seinen Spitzhelm eingebüßt und nur noch eine Höhe von 60 Metern hat, verleiht dem Gebäude eine neue Wirkung. Auch das Innere wurde ohne die fast vollständig zerstörte ursprüngliche Ausstattung vereinfacht wiederhergestellt; die dabei vermauerten Fenster im Chorbereich wurden erst 1987-93 bei Renovierungsmaßnahmen wieder geöffnet und neu verglast. (4)
Die Gestaltung des Außenbaus mit sandsteinernen Gliederungselementen an Fenstern und Gesimsen, die lebhaft mit den roten Backsteinwänden kontrastieren, sowie mit mächtigem Sandsteinportal, Maßwerkgiebel und hohem Mittelfenster an der Südfassade ist jedoch nach wie vor von besonderer architektonischer Qualität. An den Fassaden betonte Seibertz, der mit seinem Entwurf im vorausgegangenen Wettbewerb den ersten Preis errungen hatte, mit Spitzbogenfenstern, Strebepfeilern und Fialen die Vertikalität des Gebäudes. Im Inneren besticht die dreischiffige Hallenkirche mit Kreuzrippengewölbe, die in ihrer Struktur weitgehend erhalten ist, durch ihre ungewöhnliche Raumbildung: Die Eingangshalle im Turmbau und zwei flankierende Räume für Taufe und Gefallenengedenken öffnen sich zum Kirchenraum. Damit korrespondieren auf der gegenüberliegenden Seite der polygonal geschlossene Hauptchor und an den Seitenschiffen zwei kurze, leicht schräg gestellte Nebenchöre mit Marien- und Matthias-Altar. Die Kirchenschiffe sind durch sechs schlanke Bündelpfeiler mit schlichten Blattkapitellen gegliedert. Der weite Raum beeindruckt auch durch seine Größe mit fast 50 Metern Länge, etwa 25 Metern Breite und einer Höhe von über 20 Metern. Damit gehört die St. Matthias-Kirche zu den größten Kirchenbauten Berlins.
(1) Die 1868 gegründete katholische Pfarrei St. Matthias gehörte zum Kranz der Urgemeinden um St. Hedwig in Berlin; sie wuchs von anfangs 800 Mitgliedern auf 8.000 im Jahr 1887 und 15.000 im Jahr 1905. Ihr erster Kirchenbau entstand 1868 an der Potsdamer Straße 94 (heute Bezirk Tiergarten), dieser wurde nach Fertigstellung des Neubaus auf dem Winterfeldtplatz in Matthias-Kapelle umbenannt und diente ab 1921 der neu gegründeten Kuratie (ab 1928 St. Ludgerus) als Kirche. St. Ludgerus gehört heute zusammen mit den Kirchen St. Elisabeth, Kolonnenstraße 38-39, und St. Fidelis, Röblingstraße 93-95/ Tempelhof, zur Gemeinde St. Matthias Schöneberg. Vgl. www.st-matthias-berlin.de (zuletzt geprüft am 17.02.2017); Streicher/ Drave 1980, S. 294; Viergutz 1988, S. 65; BusB VI, S. 227, 367, 418.
(2) Streicher/ Drave 1980, S. 136, 139, 294 f.; BusB VI, S. 124 f., 375 f.; Deutsche Bauzeitung 27 (1893), S. 167 f. Weitere Kirchenbauten von Engelbert Seibertz (1856-1929): St. Paulus in Moabit (1892-93) und Herz-Jesu in Tempelhof (1898).
(3) Turm, Fenster, Maßwerk, Dach sowie das Mauerwerk insbesondere auf der Ostseite wurden beschädigt.
(4) Die insgesamt 22 farbigen Glasfenster entwarf der Künstler Hermann Gottfried. Vgl. www.st-matthias-berlin.de (zuletzt geprüft am 17.02.2017) Die ursprüngliche Ausstattung der Kirche wurde mit Ausnahme von zehn Kreuzwegsstationen im Zweiten Weltkrieg vernichtet. Die Kupferplatten des Münchener Künstlers Philipp Schuhmacher stammen aus den Jahren 1907-15. Sie wurden von dem Berliner Künstler Bernitzki wiederhergestellt und die vier fehlenden Stationen auf Zinkplatten nachgemalt.
Literatur:
- Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 170 f.
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
- Tel.: (030) 90259-3653
- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
Verkehrsanbindungen
-
U-Bahn
-
Bus
-
Jüdenstr.
- 248
- N8
- 300
-
Nikolaiviertel
- N40
- N60
- N65
-
Jüdenstr.