Denkmaldatenbank

Schaltwerk Ebersstraße

Obj.-Dok.-Nr. 09066715
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Werdauer Weg 8
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Schaltwerk
Datierung 1927-1928
Entwurf Brademann, Richard
Bauherr BEWAG

Im Zusammenhang mit der 1926 beschlossenen Elektrifizierung der Stadt- und Ringbahn wurden in den nachfolgenden Jahren entlang der Strecke mehr als 30 Unterwerke für die Stromversorgung der Gleise errichtet, die von Schaltwerken überwacht und ferngesteuert wurden. Der hier eingespeiste Fahrstrom musste zuvor in Kraftwerken als Drehstrom erzeugt, in den übergeordneten Werken Halensee und Markgrafendamm verteilt und in den Gleichrichterwerken in Gleichstrom umgewandelt werden. (1) Eine der Anlagen, in denen sowohl Unterwerke gesteuert als auch Gleichstrom erzeugt wurden, war das Schalt- und Gleichrichterwerk Ebersstraße, Werdauer Weg 8. Das auf einem schmalen Grundstück am südlichen Bahndamm der Wannseebahn, nahe dem S-Bahnhof Schöneberg, gelegene Bauwerk war - wie sämtliche Bauten und Anlagen für die Stromversorgung der Berliner S-Bahn in dieser Zeit - vom Hausarchitekten der Reichsbahndirektion Richard Brademann 1927-28 als kubischer Klinkerbau errichtet worden. (2) Als Hülle für die technischen Anlagen entwickelte Brademann funktionale Gehäuse in Stahlskelettbauweise, denen er mit Klinkerverkleidung und einer sparsamen, sachlichen Gestaltung ein zeitgemäßes Erscheinungsbild verlieh. Mit diesen charakteristischen Bauten schuf er für die Reichsbahn wiedererkennbare Markenzeichen im Gefüge der modernen Großstadt.

Für das Schalt- und Gleichrichterwerk Ebersstraße ergab sich aus der Form des Grundstücks ein lang gestreckter, asymmetrischer Baukörper aus mehreren in der Höhe gestaffelten Kuben: An das fünfgeschossige Gleichrichterhaus mit Schaltwarte und dreigeschossigem Vorbau an der Straße wurde an der Schmalseite das zweigeschossige Hochspannungshaus mit Treppenhausanbau angefügt. (3) Der mit roten Klinkern verkleidete Stahlskelettbau, der mit flachen, leicht auskragenden Betondächern, dreieckigen pfeilerartigen Wandvorlagen, die als Lüftungsschlote dienen, und kräftigen Abschlussgesimsen sowie rhythmisierten Reihen von querrechteckigen Eisensprossenfenstern und Eisentüren gegliedert ist, hat eine herausragende architektonische Qualität. Die ausgewogenen Maßverhältnissen des Gesamtbaus, die gut proportionierten Einzelformen und die lebendige Oberfläche des Klinkers verleihen dem funktionalen Zweckbau eine ungewöhnliche ästhetische Wirkung. Bereits 1934-35 wurde das Gebäude umfangreich erweitert, indem beide Bauteile verlängert wurden. Dabei gingen einige Gestaltungsdetails sowie das Treppenhaus zwar verloren, die Gesamtwirkung blieb jedoch erhalten. In den 1960er Jahren wurde die Schaltwarte mit gläserner Lichtdecke, die sich ursprünglich im obersten Geschoss befand, ausgebaut und zum Schaltwerk Halensee verlegt.


(1) Elektrifizierung des Bahnbetriebs 1926-1929. Richard Brademann (1884-1965) war für alle Hochbauten in diesem Zusammenhang (Bahnhöfe, Stromversorgungsbauten, Stellwerke, Wagenschuppen etc.) verantwortlich. Vgl. Dost 2002, S. 60 ff.; Bley 1993, S. 21 ff.; BusB X B (2), S. 97 ff.; Brademann, Richard: Hochbauten der Reichsbahn-Direktion Berlin für die Elektrisierung der Berliner Stadt- und Vorortbahn. In: Wasmuths Monatshefte für Baukunst 13 (1929), S. 481-493.

(2) Elektropolis Berlin 2014, Nr. 333, S. 366; Dost 2002, S. 70 ff.; BusB X B (2), S. 106, 195; Wasmuths Monatshefte für Baukunst 1929, S. 485, 489; Zentralblatt der Bauverwaltung 48 (1928), S. 707, 712.

(3) Für eine genaue Beschreibung sowie Fotos und Pläne siehe: Dost 2002, S. 70-74.

Literatur:

  • BusB X B 2 1984 / Seite S. 106 & 195
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 235 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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