Denkmaldatenbank

Kraftwerk Schöneberg

Obj.-Dok.-Nr. 09066705
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Tempelhofer Weg 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47

Gotenstraße 52, 53
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Schalthaus & Transformatorenhaus
Datierung 1924-1925
Entwurf Stanke, Paul
Bauherr Gesellschaft für elektrische Unternehmungen

Das Eckgebäude Tempelhofer Weg 39-47, Gotenstraße 52-53, wurde 1924-25 als Schalt- und Umformerhaus für das damalige Kraftwerk Schöneberg von der Elektrizitätswerk Südwest AG (ESA) nach Entwurf des Architekten Paul Stanke errichtet. Sämtliche, noch Ende der 1980er Jahre zum größten Teil vorhandenen Bauten des Kraftwerks, die einst im Stadtbild fast ebenso präsent waren wie der nahe gelegene Gasometer, wurden bis auf das Schalt- und Umformerhaus abgerissen. Daher dokumentiert das Gebäude einen für die Schöneberger Stadt- und Technikgeschichte bedeutsamen Ort und gibt in seiner baulichen Gestaltung Hinweise auf die verlorenen Backsteinbauten, auf deren Fassadengliederung sich Stanke bei seinem Entwurf bezog.

Nachdem die Stadt Schöneberg im Juni 1899 einen Konzessionsvertrag mit der "Gesellschaft für elektrische Unternehmungen" unterzeichnet hatte, gründete diese die Betreibergesellschaft ESA, die sofort mit dem Kraftwerksbau auf dem Gelände am Tempelhofer Weg begann. Der steigende Bedarf an Strom, mit dem unter anderem auch die Nachbargemeinden Wilmersdorf und Schmargendorf sowie die Vorortbahn nach Lichterfelde-Ost beliefert wurden, erforderte den stetigen Ausbau der Anlagen. Für zahlreiche Erweiterungsbauten zwischen 1902 und 1912 lieferten die Architekten Emil Schütze und Otto Kohtz die Entwürfe. Als 1938 die ESA und der städtische Energieversorger BEWAG fusionierten, wurde das Kraftwerk noch einmal modernisiert und zum Heizkraftwerk für den neuen Flughafen Tempelhof ausgebaut. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde die Anlage 1945 zunächst instand gesetzt, 1958 jedoch stillgelegt und 1979-85 zum größten Teil abgerissen. Nur das Schalt- und Umformerhaus blieb erhalten und wurde von der BEWAG anfangs als Kraftfahrzeughalle genutzt, zwischen 1973 und 1991 in mehreren Schritten zum Bürogebäude umgebaut. Heute dient das Gebäude zusammen mit den 1970-72 errichteten Hallenbauten an der Gotenstraße verschiedenen Unternehmen.

Das ehemalige Schalt- und Umformerhaus an der Ecke Gotenstraße und Tempelhofer Weg ist ein viergeschossiger Backsteinbau mit zwei unterschiedlich langen Flügeln, die mit flachen Walmdächern bedeckt und mit einem gleichmäßigen Fassadenraster gegliedert sind. Der Haupteingang liegt an der östlichen Giebelseite und tritt in der Straßenansicht kaum in Erscheinung, die Treppenhäuser sind an der Rückseite angeordnet. Das Erdgeschoss bestand einst - mit Ausnahme von Eingangsvestibül und einigen Büroräumen im Flügel am Tempelhofer Weg - aus zwei doppelgeschossigen Sälen für Umformer- und Schaltraum. Ein Zwischengeschoss im östlichen Bauteil diente weiteren Büro- und Sozialräumen. Das erste Obergeschoss nahm auf der gesamten Fläche einen Batterie- und einen Hochspannungsraum auf, während das zweite Obergeschoss - als Erweiterung geplant - zunächst ungenutzt blieb. Die unterschiedlichen Raumhöhen und Raumnutzungen waren ursprünglich an den Fenstern ablesbar. Nach Einzug einer Zwischendecke im großen Saal an der Gotenstraße beim Umbau 1987 wurden auch an den Fenstern Zwischenbrüstungen angebracht, wie sie schon vorher am Tempelhofer Weg vorhanden waren. Die Fassadengestaltung mit stilisierten Wandvorlagen, mit Giebeln an Fensterrahmungen und Türen sowie dezentem Schmuck in Formen des Neoklassizismus hatte Paul Stanke an die Architektur der älteren, damals noch vorhandenen Kraftwerksbauten von Kohtz und Schütze angepasst. Auch die historische Einfriedung des Schalt- und Umformerhauses ist erhalten.


(1) Erster Verwaltungsbericht des Magistrats der Stadt Schöneberg 1899, S. 358 ff.; Zweiter Verwaltungsbericht des Magistrats der Stadt Schöneberg 1903, S. 534; Hamm, Manfred/Kühne, Günther: Berlin, Denkmäler einer Industrielandschaft, hrsg. von Richard Schneider, Berlin 1978, S. 112, 135; BusB X A (2), S. 196, 200, 296, 376, Abb. 343-344; Flämming, Hans-Michael: Das Elektrizitätswerk Süd-West. In: Die Rote Insel 2008, S. 79 ff., Abb. des Gebäudes im Bau, S. 82.

(2) Bereits seit Juni 1903 gab es einen elektrischen Versuchsbetrieb mit 550 Volt Gleichstrom für Vorortzüge zwischen dem Berliner Ring- und Vorortbahnhof am Potsdamer Bahnhof und Lichterfelde Ost. 1929 wurde die Vorortbahn auf das System der Berliner S-Bahn umgestellt. Vgl. Bley, Peter: Berliner S-Bahn, Düsseldorf 1993, S. 17.

(3) BusB X A (2), S. 200, 376; Berliner Architekturwelt 14 (1912), Abb. 5-7.

Literatur:

  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 299 f.
  • Kühne, Günther; Hamm, Manfred: Bauten eine Industrielandschaft, Berlin 1978 / Seite .

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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