Denkmaldatenbank

Philips-Haus

Obj.-Dok.-Nr. 09066703
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Tauentzienstraße 1

Ansbacher Straße 24
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Geschäftshaus
Datierung 1951-1952
Entwurf Weber, Werner
Bauherr Moritz, Eduard

Zu den ersten Neubauten der Nachkriegszeit in der City West gehört das 1951-52 nach Entwurf von Werner Weber errichtete Büro- und Geschäftshaus Tauentzienstraße 1, Ansbacher Straße 24, das so genannte Philips-Haus. (1) Der elegant geschwungene winkelförmige Bau betont die Nordwestecke des Wittenbergplatzes durch eine streng horizontale Fassadengliederung, die sich aus dem gleichmäßigen Wechsel von Fensterbändern und glatten, hell verputzten Brüstungsstreifen über einem fast vollständig verglasten Erdgeschoss ergibt. Ein leicht überstehendes Flachdach schließt das Gebäude nach oben ab. Gestalterisch knüpft das Haus damit an Bauten der 1920er Jahre an, wie zum Beispiel das zerstörte Columbus-Haus von Erich Mendelsohn am Potsdamer Platz (1930-32), die durch neue Konstruktionen, Materialien und Formen dem Bautypus Geschäftshaus wegweisende Impulse gegeben hatten. Das Philips-Haus ist zugleich ein Dokument des Wiederaufbaus in der City West, wo entlang des Kurfürstendamms und der Tauentzienstraße große Büro- und Geschäftshäuser die kriegszerstörten Gründerzeitbauten ersetzten. (2) Der Straßenzug entwickelte sich als Flaniermeile und als so genanntes "Schaufenster des Westens" zum Symbol des westdeutschen Wirtschaftswunders.

Typisch für Geschäftshausbauten der Nachkriegszeit ist auch beim Philips-Haus, dass die Konstruktion des sechsgeschossigen Stahlbetonskelettbaus die Fassadengestaltung bestimmt. Während die Stützen im Erdgeschoss und an den seitlichen Wandflächen als vertikale Unterteilung zwischen den Fenstern sichtbar bleiben, schiebt sich an der Gebäudeecke jeweils ein Teil der beiden Straßenfronten vor das tragende Betonskelett, sodass hier die Fensterbänder nicht durch Stützen unterbrochen werden. Diese Aufteilung bewirkt, dass der Baukörper mit einfachen Mitteln lebhaft und plastisch gegliedert wird und er zugleich an der so hervorgehobenen Gebäudeecke durch die durchgehenden Fensterbänder leichter und transparenter erscheint als an den massiver wirkenden Seitentrakten. Die Stützen zwischen den Schaufenstern der Ladenlokale wie auch die Brüstung über dem Erdgeschoss sind mit Travertin verkleidet und heben sich wirkungsvoll von den glatten Brüstungsstreifen der Obergeschosse ab. Im Inneren sind die Bürogeschosse frei unterteilbar; das Entree an der Tauentzienstraße mit schlichtem Treppenhaus ist vergleichsweise klein dimensioniert.


(1) Der Name geht auf einen 1949 ebenfalls von Werner Weber für die Deutsche Philips GmbH errichteten (nicht erhaltenen) Interimsbau zurück. Bauherr des Hauses war Dr. Ing. Eduard Moritz aus Potsdam. Prof. Werner Weber (1912-1995) gehörte zu den renommierten Architekten der Nachkriegszeit und war unter anderem am Bau der Berliner Philharmonie von Hans Scharoun sowie an den Wohnsiedlungen Charlottenburg Nord und dem Märkischen Viertel beteiligt. Vgl. Hagemann, Otto: Das neue Gesicht Berlins, ein Bildbuch, Berlin 1957, Abb. 30; Rave/ Knöfel 1968, Obj. Nr. 7; BusB VIII A, S. 244; Engel, Helmut: Die Architektur der 50er Jahre in Berlin. In: W. Ribbe (Hg.): Berlin Forschungen III, Veröff. d. Historischen Kommission zu Berlin, Bd. 66, Berlin 1988, S. 298; Stadt der Architektur, Architektur der Stadt, Berlin 1900-2000, hrsg. v. Thorsten Scheer u.a., Berlin 2000, S. 270; Dorsemagen 2004, Kat. Nr. 45.

(2) Einige der Nachkriegsbauten sind mittlerweile wieder abgerissen. Im Schöneberger Teil der Tauentzienstraße steht auf der südlichen Straßenseite noch das Leiser-Haus (Tauentzienstraße 20, 1951 von Erich Jahnke). Auf der nördlichen Straßenseite entstanden die Nr. 6 (1957 von Werner Weber), die Nr. 7 (1960 von Heinz Rall und Hans Röper für die Württembergische Feuerversicherung) und die Nr. 2-3 (1958-59 von Schwebes & Schoßberger für die Deutsche Beamtenversicherung). Östlich des Wittenbergplatzes nimmt die Südseite das Gebäude Kleiststraße 23-26 (1955 von Hans Soll) ein, nördlich davon stehen das DGB-Haus (Nr. 19-21, 1962-64 von Wunsch & Mollenhauer) und das GEMA-Haus (1956-57 von Rudolf Büchner). Vgl. BusB IX, S. 212 ff.

Literatur:

  • Rave, Knöfel/ Bauen seit 1900, 1968 / Seite Nr. 7
  • Hackelsberger, Christoph, Die aufgeschobene Moderne, München 1985 / Seite S. 63
  • BusB VIII A 1978 / Seite S. 244
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 142 f.

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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