Denkmaldatenbank

Sportzentrum Sachsendamm

Obj.-Dok.-Nr. 09066684
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Sachsendamm 11, 12

Priesterweg 2, 3, 4, 6, 8, 10
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Sporthalle & Radrennbahn & Schwimmhalle & Verwaltungsgebäude & Kasino & Tribüne & Turm
Datierung 1952-1954, 1963-1967
Entwurf Schrell, Friedrich (Architekt)
Entwurf Plarre, Hansrudolf & Jacobi, Wolfgang

Auf dem nördlichen Teil des für den geplanten Südbahnhof frei geräumten Geländes, wo es in den 1920er Jahren bereits den Dominicus-Sportplatz gegeben hatte, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg das Sportzentrum Schöneberg, Sachsendamm 11-12, Priesterweg 2-10, gebaut. (1) Der Komplex bestand ursprünglich aus Sporthalle und Radrennbahn, beide 1952-54 nach Entwurf von Friedrich Schrell errichtet, sowie einer Schwimmhalle, die 1963-67 nach Entwurf von Hansrudolf Plarre und Wolfgang Jacobi ausgeführt wurde. 1999 wurde die Radrennbahn auf dem südöstlichen Teil des Geländes wegen Baufälligkeit stillgelegt und 2007 durch ein Möbelhaus ersetzt. (2) Die erhaltene Gesamtanlage ist ein herausragendes Dokument für den Sportstättenbau in Berlin der 1950er und 1960er Jahre, die sowohl dem Spitzen- wie auch dem Breitensport diente. Das Sportzentrum mit der damals "modernsten Schwimmhalle des Kontinents" (3) und der architektonisch bedeutsamen Sporthalle stellte zur Erbauungszeit nach dem Olympia-Gelände und den Sporthallen in Eichkamp die drittgrößte Sportstätte West-Berlins dar.

Die Sport- und Lehrschwimmhalle - ein grün gestrichener Betonbau mit sparsam eingesetzten Fenstern, der von einer Terrasse über eine Freitreppe erreicht wird - verfügte über technische Besonderheiten, die bei der Eröffnung 1967 für Aufsehen sorgten. Dazu gehörten ein teilbares 50-Meter-Becken, ein zehn Meter hoher Sprungturm mit Fahrstuhl, sowie Beckenfenster, durch die die Sportler auch unter Wasser beobachtet werden konnten, und Einrichtungen für die elektronische Zeitmessung. (4) Das Gebäude der Schwimmhalle mit ansteigendem Hallendach über dem Sprungturm, das die Halle mit genieteten Stahlfachwerk-Parallelträgern überspannt, und Zuschauertribünen an der Nordseite gestalteten die Architekten rein funktional und ohne gestalterischen Anspruch. 1978 und 1982 wurde die Halle umgebaut, mit 750 Zuschauerplätzen versehen und internationalen Ansprüchen angepasst. Zur Eröffnung der Halle 1967 wurde am Aufgang zur Terrasse am Sachsendamm eine Stahlskulptur von Herbert Press aufgestellt. (5) Gestalterisch aufwendiger ist die Sporthalle mit ihrem bogenförmigen Giebel, die sich ebenfalls durch eine funktionale Gliederung auszeichnet. Die 1986-87 modernisierte Halle bietet auf zwei Emporen bis zu 2.500 Zuschauern Platz und ist variable für zahlreiche Hallensportarten nutzbar. Ihr bemerkenswertestes Detail ist das gebogene rautenförmige Fachwerk-Tragwerk aus Stahlbeton mit einer Spannweite von 32 Metern, das an die Konstruktionen der Sporthallen von Pier Luigi Nervi erinnert.


(1) Seit 2003 trägt das Sportzentrum den Namen "Willibald Gebhardt Sportzentrum Schöneberg".

(2) Südlich der Sporthalle zwischen Radrennbahn und Dominicus-Sportplatz wurde 1977-80 der lang gestreckte Bau der Führungs- und Verwaltungsakademie des Deutschen Sportbundes errichtet. Vgl. BusB Sportstätten

(3) Die Schwimmhalle wird für nationale und internationale Wettkämpfe sowie als Olympia-Stützpunkt und Landesleistungszentrum des Berliner Schwimmverbandes genutzt. Die Wasserballer aus Spandau tragen hier ihre Bundesliga- und Europapokalspiele aus. Vgl. Ein Becken der Rekorde. In: Berliner Zeitung vom 9.7.1997.

(4) BusB VII C, S. 134, 203; Fischer, Gerhard: Berliner Sportstätten, Geschichte und Geschichten, Berlin 1992, S. 170-174; Kühne, Günther: Berlin, Kunstdenkmäler und Museen, Reclams Kunstführer, Stuttgart 1977, S. 389; Rave/Knöfel 1968, Nr. 88; Winz 1964, S. 165 f.

(5) Endlich/Wurlitzer 1990, S. 101.

Literatur:

  • Winz, Helmut: Es war in Schöneberg. Aus 700 Jahren Schöneberger Geschichte, Berlin 1964 / Seite 165-166
  • Rave, Knöfel: Bauen seit 1900 / Seite 245
  • Börsch-Supan; Kühne; Reelfs: Kunstführer Berlin, Stuttgart 1991 / Seite S. 265
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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