Denkmaldatenbank

Kath. St. Konrad-Kirche

Obj.-Dok.-Nr. 09066682
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Rubensstraße 74, 76, 78
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Kirche kath.
Datierung 1957-1961
Entwurf Schaefers, Hans
Bauherr Kirchengemeinde St. Konrad-Kirche

Auf drei ehemaligen Mietshausparzellen im gründerzeitlichen Häuserblock an der Westseite der Rubensstraße zwischen Begas- und Beckerstraße wurde 1957-61 die Katholische St. Konrad-Kirche mit Gemeindezentrum, Rubensstraße 74/78, nach Entwurf von Hans Schaefers errichtet. Der Architekt ordnete die einzelnen Bauten für Kirche, Glockenturm, Wohnhaus, Kindertagesstätte, Pfarr- und Gemeindehaus so geschickt an, dass sich der Gebäudekomplex in die Blockrandbebauung einfügt und zugleich die Kirche als frei stehenden Bau mit kleinem Vorplatz inszeniert. An der Straßenseite besitzt die schlicht-modern gestaltete St. Konrad-Kirche einen Eingangsbau, den eine eigenwillige Form, eine auffällige Inschrift "Gottes Haus und Pforte des Himmels" und eine großflächige, geometrisch gerasterte Fensterfläche über den drei Türen charakterisieren. Im Inneren ist der helle Kirchensaal in Raumform, Lichtführung und Ausstattung ganz auf das Wesentliche - den erhöhten Altarraum mit massivem Marmortisch und schlichtem Holzkreuz - konzentriert. Die bis heute weitgehend unveränderte Anlage zeugt von der zeitlosen Gestaltungskraft des Architekten Hans Schaefers, der in Berlin zahlreiche bedeutende Bauwerke geschaffen hat, und nimmt innerhalb der Entwicklung des modernen Kirchenbaus in West-Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg einen wichtigen Platz ein.

Während das viergeschossige Wohngebäude des Gemeindezentrums unmittelbar an das südliche Nachbarhaus anschließt, tritt der Glockenturm, der zugleich als Treppenhaus für die Wohnungen dient, leicht aus der Bauflucht vor. Pfarrhaus mit Gemeindesaal und das Gebäude für die Kindertagesstätte sind an die hintere Grundstücksgrenze gerückt und nehmen dort die Flucht der benachbarten Hinterhäuser auf; so rahmen die Gebäude die Kirche, lassen ihr an der Straße aber Raum. Der Kirchenbau ist als Stahlbetonkonstruktion ausgeführt und besteht aus dem einschiffigen Saal mit Altarraum und Sakristei sowie einem schmalen Eingangsbau mit Orgelempore - die beiden flach gedeckten kubischen Bauteile verjüngen sich konisch und treffen an ihrer engsten Stelle aufeinander. Dadurch wirkt der Eingangsbau, der die Form eines auf die Seite gelegten Pyramidenstumpfes hat, wie ein Trichter, der die Gläubigen ins Innere zieht, wo sie durch das sich aufweitende Kirchenschiff zum Altarbereich geleitet werden. Diese Sogwirkung wird verstärkt durch die nach hinten zunehmende Helligkeit in der Kirche - der Saal wird seitlich von schmalen Fensterstreifen belichtet, der Altarraum erhält zusätzlich Licht von oben - und die schlichten Ausstattungsstücke: Kreuzweg-Reliefs an den Seitenwänden begleiten den Weg, im Altarbereich ergänzen Seitenaltäre, Tabernakel, Taufbecken, Leuchter und Holzskulpturen den Altartisch mit Kreuz. Außen sind Kirchenbau und Glockenturm geprägt durch Sichtbeton und rot gestrichenen Putz sowie durch die einheitlich gerasterten Glasflächen, die durch kräftige Betonrahmen in hoch- und querrechteckige Felder mit Drahtglasscheiben unterteilt sind.


(1) Bereits 1915 hatte es in Schöneberg-Süd Bemühungen um den Aufbau einer katholischen Gemeinde sowie Pläne für einen Kirchenneubau gegeben. Erst im März 1936 erfolgte die Gründung der Gemeinde, die ihre Gottesdienste zunächst in einer umgebauten Gaststätte in der Menzelstraße, ab Januar 1947 in einer Holzbaracke in der Pöppelmannstraße abhielt. Der Bau des neuen Kirchenzentrums begann im Juli 1957 mit der Enttrümmerung der im April 1957 erworbenen Grundstücke, die Weihe der Kirche fand im Jahr November 1958 statt; Pfarrhaus, Wohngebäude und Kindertagesstätte waren 1961 fertig gestellt. 2004 wurde die St. Konrad-Gemeinde mit der Schöneberger St. Norbert-Gemeinde fusioniert, seitdem finden in St. Konrad zwar weiterhin Gottesdienste statt, die Gebäude werden aber von der Italienisch-katholischen Mission bzw. seit 2010 von der Syrisch-Orthodoxen Gemeinde mitgenutzt. Vgl. BusB VI, S. 418; Streicher/Drave 1980, S. 296 f.; Festschriften der St. Konrad Gemeinde, Berlin 1986 und 2008.

(2) Hans Schaefers (geb. 1907), Werke in Berlin u.a.: 1955-56 Bürohaus am Rankeplatz, 1960-61 Pfarrhaus St. Canisius, 1961-62 Kaufhaus Ebbinghaus am Walter-Schreiber-Platz, 1964-65 St. Michael in Kreuzberg, 1973-77 Hochhaus der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte am Hohenzollerndamm, 1978-83 Aquarium, 1983-84 Haupteingang Zoo. Vgl. Kühne, Günther: Portrait H. Schaefers, Architekten Heute 3, Berlin 1985; Englert, Kerstin: Kirchen nach 1945. In: BusB VI, S. 207 ff.; Wittmann-Englert, Kerstin: Zelt, Schiff und Wohnung, Kirchenbauten der Nachkriegsmoderne, Lindenberg 2006.

(3) Ursprünglich gab es an der Straße Pergolen, die die rahmende Wirkung betonten; sie sind jedoch nicht erhalten.

(4) Das Kirchenschiff wird von fünf bügelartigen Betonrahmenbinder gebildet.

Literatur:

  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite S. 258

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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