Denkmaldatenbank

Hemholtz-Realgymnasium

Obj.-Dok.-Nr. 09066680
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Rubensstraße 63
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Schule
Datierung 1909
Entwurf Egeling, Paul
Bauherr Magistrat Schöneberg

Auf der Ostseite der Rubensstraße fällt innerhalb der Wohnbebauung die Reihe von öffentlichen Gebäuden auf, die der Schöneberger Magistrat nach 1900 für die wachsende Zahl der Bewohner von Schöneberg-Süd rund um den Bahnhof Friedenau errichtete. Zu diesen Bauten gehörte neben der 8. Gemeindeschule an der Rubensstraße, Ecke Grazer Platz, die Stadtbaurat Paul Egeling 1900-01 schuf, auch das ehemalige Helmholtz-Realgymnasium, Rubensstraße 63, Ecke Begasstraße, das 1907-09 ebenfalls nach Entwurf von Egeling ausgeführt wurde. (1) Das imposante Eckgebäude mit dem charakteristischen Turmaufsatz ist ein typisches Beispiel für höhere Lehranstalten, wie sie in der kurzen Phase der Selbstständigkeit der aufstrebenden Stadt Schöneberg zwischen 1898 und 1920 entstanden sind. (2) Bemerkenswert ist hier, wie geschickt der Architekt das komplexe Raumprogramm eines Gymnasiums in einem vergleichsweise kompakten Schulgebäude anordnete, das mit seiner repräsentativen architektonischen Gestaltung dennoch in den Stadtraum hineinwirkt.

Das L-förmige Gebäude besteht aus dem Haupttrakt an der Rubensstraße mit reich dekoriertem Eingangsportal, einem nördlich anschließenden Bauteil mit Giebelaufsatz in neobarocken Formen - hier waren übereinander Turnhalle, Aula und Zeichensaal angeordnet - sowie einem Seitenflügel an der Begasstraße. Die Gebäudeecke ist durch einen hohen quadratischen Turm mit einem runden, als offener Säulenpavillon gestalteten Aufsatz besonders betont; er wurde ursprünglich für den Astronomieunterricht genutzt und stellt bis heute eine weithin sichtbare Landmarke dar. Der viergeschossige Putzbau mit einem hohen geböschten Sockelgeschoss, das von Streifenputz bedeckt ist, und einem Walmdach, das durch große Dachgauben gegliedert ist, erhält durch die enge Reihung der Fenster eine lebhafte Gliederung. Im Inneren war das Gymnasium mit 24 Klassenräumen und den entsprechenden Nebenräumen für ehemals 960 Schüler ausgelegt. Ein weiträumiges Vestibül mit dreiläufiger Haupttreppe erschließt das Gebäude vom Eingang an der Rubensstraße, ein zweites Treppenhaus befindet sich im Flügel an der Begasstraße. Neben den üblichen Klassen-, Direktions- und Lehrerzimmern sowie Aula und Turnhalle wurden mehrere Hörsäle für naturwissenschaftliche Fächer, zwei Bibliotheken, Kartenraum, Zeichen- und Gesangsaal in das Schulgebäude integriert. (2)


(1) Dritter Verwaltungsbericht der Stadt Schöneberg 1903-08, S. 559-561; BusB V C, S. 391; Baudenkmale der Stadt Schöneberg 1998, S. 24. Das Gebäude wird heute von der Peter-Paul-Rubens-Schule genutzt. Die 2008 durch die Fusion von zwei Grundschulen entstandene erste Gemeinschaftsschule in Schöneberg ist in den Gebäuden Rubensstraße 63 und Grazer Platz 1/3 (ehem. Gemeindeschule, 1900-01 ebenfalls von Paul Egeling erbaut) untergebracht. Auf dem Grundstück Rubensstraße 65/73 war um 1910/11 eine höhere Mädchenschule errichtet worden (Dritter Verwaltungsbericht der Stadt Schöneberg 1903-08, S. 559), um 1970 entstand hier der Neubau für die Prignitz-Schule/ Sonderpädagogisches Förderzentrum (BusB V C, S. 430).

(2) Paul Egeling (1856-1937), von 1895 bis 1914 Stadtbaurat von Schöneberg, war in dieser Zeit an 17 Um- und Neubauten von Schulen beteiligt. Vgl. Viergutz, Volker: Schöneberg, Berlin 1988, S. 78.

(3) Für die heutige Gemeinschaftsschule wurde die Turnhalle in einen Speiseraum umgebaut.

Literatur:

  • 3. Verwaltungsbericht des Magistrats zu Schöneberg, 1910 / Seite S. 559 ff.
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite S. 259 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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