Denkmaldatenbank

S-Bahnhof Priesterweg

Obj.-Dok.-Nr. 09066674
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Priesterweg
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Bahnhof (S)
Datierung 1927-1928
Entwurf Lüttich, Günther
Bauherr Deutsche Reichsbahngesellschaft

Im Zusammenhang mit den Bebauungsplanungen für das Schöneberger Südgelände in den 1920er Jahren wurde ein neuer Haltepunkt mit Doppelbahnsteig für die beiden Vorortstrecken nach Zossen und Lichterfelde-Ost geschaffen; er sollte der Erschließung sowohl des Südgeländes, des gegenüberliegenden Rangierbahnhofs wie auch der Siedlung Lindenhof auf der östlichen Seite der Gleise dienen. Das Empfangsgebäude des S-Bahnhofs Priesterweg, Priesterweg, wurde 1927-28 nach Entwurf von Günther Lüttich, Baurat in der Bauabteilung der Berliner Reichsbahndirektion, ausgeführt. (1) Der in den Formen der Neuen Sachlichkeit mit zurückhaltend expressionistischen Schmuckelementen gestaltete Backsteinbau wurde in der zeitgenössischen Presse unter anderem wegen des Verzichts auf "Repräsentation oder Romantik" (2) gelobt und gehört in seiner klaren Gliederung heute zu den architektonisch bedeutsamsten Empfangsgebäuden an den Berliner Vorortstrecken aus den 1920er Jahren.

Das zweigeschossige, mit rotbraunen Klinkern verblendete Gebäude für die Schalterhalle hat an Nord- und Südseite je einen eingeschossigen Anbau; der nördliche mit dreiviertelrundem Vorbau diente als Kiosk, der südliche den Diensträumen. (3) Die asymmetrisch angeordneten Bauteile sind mit leicht überstehenden Betonplatten flach gedeckt. Eine Ecke des zweigeschossigen Baus ist turmartig erhöht und mit Fahnenstange sowie einer Uhr an jeder Seite betont. Das mächtige Eingangsportal akzentuierte der Architekt mit abgerundeten Gewänden, einem auskragenden Vordach und einer Holztür mit Dreieckfenstern. Die bündig mit den Wandflächen abschließenden Fensterreihen unterstreichen die modern-sachliche Wirkung des kubischen Baukörpers. Schmuckelemente, wie Gesimse aus übereck gestellten Ziegeln unter der Dachkante, der Schriftzug Priesterweg in serifenloser Schrift oder die mit gelben, braunen und blauen Streifen in Zickzackmuster ausgemalte Decke der Schalterhalle, sind sparsam eingesetzt. Über einen Tunnel gelangt man von der Halle zu den beiden auf einem Damm gelegenen Mittelbahnsteigen, wo die Treppenaufgänge, die Wartebereiche und je ein geschlossener Warteraum von einem gemeinsamen Flachdach überspannt sind; die Eisenfachwerk-Bauten sind mit blauen Fliesen verkleidet. Das Empfangsgebäude wurde 1986, die Bahnsteige 1990-93 umfassend saniert - sie erhielten eine längere Überdachung sowie 1998 an ihrem südlichen Ende je einen zweiten Zugang. Über den Durchgang gelangt man zum Haupteingang des Natur-Parks Südgelände. (4)


(1) Elektropolis Berlin 2014, Nr. 309, S. 349; Meyer-Kronthaler, Jürgen/Kramer, Wolfgang: Berlins S-Bahnhöfe, Ein dreiviertel Jahrhundert, Berlin 1998, S. 235 f.; verloren, gefährdet, geschützt, Baudenkmale in Berlin, hrsg. v. Norbert Huse, Berlin 1989, S. 202 f.; Schmidt, Hartwig/Tomisch, Jürgen: Die Bauwerke der Berliner S-Bahn, Die Vorortstrecke nach Zossen, Arbeitshefte der Berliner Denkmalpflege, H. 2, Berlin 1985, S. 78-87; BusB X B (2), S. 62, 176.

(2) Bauwelt 20 (1929), H. 2, S. 32.

(3) Die Räumen werden heute von einer Gaststätte genutzt.

(4) Meyer-Kronthaler, Jürgen/Kramer, Wolfgang: Berlins S-Bahnhöfe, Ein dreiviertel Jahrhundert, Berlin 1998, S. 236.

Literatur:

  • Schmidt, Tomisch/ Vorortstrecke nach Zossen, 1985Erster Verwaltungsbericht des Magistrats zu Schöneberg, 1899 / Seite 37-40
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite S. 275

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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