Denkmaldatenbank

Bahnbetriebswerk Tempelhof

Obj.-Dok.-Nr. 09066671,T
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Prellerweg 47
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Bahnbetriebswerk

Das Bahnbetriebswerk Tempelhof, Prellerweg 47, war 1931 im südwestlichen Teil des Rangierbahnhofs Tempelhof eröffnet worden. Von den bauzeitlichen Anlagen des Bahnbetriebswerks für Wartung und Reparatur von Lokomotiven und Waggons haben sich eine Werkhalle und ein Betriebsgebäude, die so genannte Brückenmeisterei, sowie Wasserturm und Drehscheibe erhalten; Reste der Einrichtungen zum Befüllen und Reinigen der Loks sind in den von der Gruppe Odious künstlerisch gestalteten "Giardino secreto" einbezogen worden. Das Gelände des Bahnbetriebswerks bildet heute den Kernbereich des Natur-Parks Schöneberger Südgelände, seine baulichen Überreste vermitteln eindrucksvoll die Geschichte des Ortes und stellen bedeutende Beispiele der Berliner Technikgeschichte dar.

Von der ehemals dreiteiligen Lokomotivhalle mit insgesamt 65 Arbeitsständen ist nur noch der nördlichste Teil, bestehend aus Wagenhalle und Quertrakt, vorhanden. (1) Ein für den Entwurf der Halle verantwortlicher Architekt ist nicht überliefert. Der Lokschuppen entspricht in seiner Konstruktion aus Eisenfachwerk mit Klinkerausfachung, hohen Stahltoren und flachen, mit Teerpappe gedeckten Dächern mit Oberlichtern jedoch den Bauten in anderen Bahnbetriebs- und Ausbesserungswerken, die von der Bauabteilung der Reichsbahndirektion Berlin unter Leitung von Richard Brademann zeitgleich entworfen wurden. Die Halle mit einer Grundfläche von etwa 4.000 Quadratmetern wird heute als Ateliergebäude genutzt und soll in Zukunft zum Veranstaltungsort ausgebaut werden. Das zweigeschossige Backsteingebäude gegenüber erhielt in der Nachkriegszeit die Bezeichnung Brückenmeisterei, seine frühere Nutzung ist unbekannt. Der schlicht und funktional gestaltete Bau dient heute als Café und Informations-Zentrum. Die nördlich der beiden Bauten gelegene Drehscheibe mit einem Durchmesser von 23 Metern wurde zum Umsetzen der Lokomotiven benötigt; sie kann im Rahmen von Führungen durch den Natur-Park Südgelände noch immer in Funktion gesetzt werden. Das weithin sichtbare Wahrzeichen der Anlage ist der 1927-28 nach Entwurf von Hugo Röttcher nördlich der Halle errichtete, in Form und Gestaltung in Berlin einzigartige Wasserturm. (2) Der 50 Meter hohe Stahlturm mit kugelförmigem Wasserbehälter wird von einem zentralen Röhrenschacht mit Zugangstreppe und fünf genieteten Vollwandstützen getragen, die mit Querträgern versteift sind und die Zu- und Ablaufröhren aufnehmen. Er gilt in seiner rein funktionalen, "von technischer Ehrlichkeit zeugenden" Gestaltung, die ohne Verkleidung oder Dekoration auskommt, als gelungenes Beispiel einer Verbindung von Ingenieurbau und Baukunst. (3)


(1) Zur weiteren Ausstattung der Hallen siehe www.bahnstatistik.de/Bw/Tfr.htm (zuletzt geprüft am 17.02.2017). Das einst am südlichen Ende zwischen den Brücken am Prellerweg gelegene Sozial- und Verwaltungsgebäude, das in den 1960er und 1970er Jahren als Betriebsschule des Reichsbahnamtes Berlin genutzt wurde, ist im Zuge der Umgestaltung des Geländes abgerissen worden. Vgl. Vor Einfahrt: Halt, Ein neuer Park mit alten Geschichten, Der Natur-Park Schöneberger Südgelände in Berlin, Hg. Grün Berlin GmbH, Berlin 2000, S. 41.

(2) Hugo Röttcher (1878-1942) war seit 1921 in der Bauabteilung der Reichsbahndirektion Berlin tätig. Vgl. Dost, Susanne: Richard Brademann (1884-1965), Architekt der Berliner S-Bahn, Berlin 2002, S.202; BusB X B (2), S. 87, 189; Zentralblatt der Bauverwaltung 48 (1928); S. 705 ff. Der Wasserturm, der 1908 auf dem Gelände des Bahnbetriebswerks am Anhalter Güterbahnhof errichtet wurde und heute zum Deutschen Technikmuseum gehört, besitzt zwar ebenfalls einen kugelförmigen, aber auf einem filigranen Eisengerüst ruhenden Wasserbehälter. Vgl. Woll, Stefan: Berliner Wassertürme, Berlin 1986, S. 66 ff.; Schmidt, Jens U.: Wassertürme in Berlin, Cottbus 2010; Karner, Stefan/Wichniarz, Peter J.: Berliner Wassertürme, Berlin 1987.

(3) Zentralblatt der Bauverwaltung 48 (1928); S. 712; BusB X B (2), S. 87; Woll, Stefan: Berliner Wassertürme, Berlin 1986, S. 63 f.

Literatur:

  • Zentralblatt der Bauverwaltung 48 (1928) / Seite 712
  • BusB X B 1 1979 / Seite 87, 189
  • Der Stahlbau 2 (1929) / Seite 130f.
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite S. 274 f.

Teilobjekt Wasserturm

Teil-Nr. 09066671,T,001
Sachbegriff Wasserturm
Datierung 1927-1928
Entwurf Röttcher, Hugo

Literatur:

  • Güttler, Peter: Bauten und Anlagen für Fahrzeige, in: Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, X, Bd. 2, Berlin 1984 / Seite 83-91

Teilobjekt Werkhalle

Teil-Nr. 09066671,T,002
Sachbegriff Werkhalle
Datierung 1931

Teilobjekt Brückenmeisterei

Teil-Nr. 09066671,T,003

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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