Denkmaldatenbank

Oberste Bauleitung der Reichsautobahn, Hauptvereinigung der Deutschen Milchwirtschaft

Obj.-Dok.-Nr. 09066668
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Potsdamer Straße 188, 190, 192

Grunewaldstraße 1
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Verwaltungsgebäude & Bürogebäude
Datierung 1938-1939
Entwurf Seidel & Lorenz (Architekt)
Bauherr Reichsautobahnen-Bauleitung & Hauptvereinigung Dt. Milchwirtschaft

Die Grundstücke an der Potsdamer Straße südlich der Königskolonnaden, die die Südostecke des ehemaligen Botanischen Gartens bezeichnen, waren bis in die 1930er Jahre unbebaut geblieben und von einem Rummelplatz mit Rollschuhbahn genutzt worden. Erst 1938-39 errichteten an dieser Stelle die Architekten Seidel und Lorenz vom Entwurfsbüro der "Obersten Bauleitung der Reichsautobahnen" den lang gestreckten siebengeschossigen Gebäudekomplex Potsdamer Straße 188/192, der heute die Kreuzung Grunewald-/Potsdamer Straße beherrscht. (1) Die stattlichen Verwaltungsgebäude für zwei Dienststellen des NS-Staates - im südlichen Teil für die Oberste Bauleitung der Reichsautobahnen, im nördlichen für die Hauptvereinigung der Deutschen Milchwirtschaft - waren zwar insgesamt vergleichsweise zurückhaltend gestaltet. Doch schon das Volumen der kantigen Baukörper und der strenge Rhythmus des Fensterrasters erzeugen jene monumentale Wirkung, die einem Verwaltungsbau der NS-Zeit und der Lage im westlichen Randgebiet der geplanten Nord-Süd-Achse entsprach. Mit Fassadengestaltungen, die durch die Reihung gleichartiger Elemente und den weitgehenden Verzicht auf Dekoration zeitlose Strenge und "ewige" Größe ausdrücken sollte, demonstrierte der Staat seinen Machtanspruch auch an diesen Bauten.

Die mehr als 100 Meter lange, leicht geschwungene Straßenfront, die den Verlauf der Potsdamer Straße nachzeichnet, ist durch Traufgesims, Fenstergewände, Sockelgeschoss und rustizierte Gebäudeecken in scharf geschnittenem Schlesischen Sandstein einheitlich gestaltet. Das starre Raster der fast quadratischen Doppelfenster in den hell verputzten Wandflächen ist nur über den beiden Haupteingängen unterbrochen: Über jeweils drei schmalen Türen sind fünf hohe, über zwei Geschosse reichende und mit steinerner Sohlbank und Gesims gerahmte Fenster angeordnet, hinter denen sich Sitzungssäle befinden. Der Dekor beschränkt sich auf wuchtige Wandleuchten, die die Eingänge flankieren. Im Inneren dokumentieren einige Ausstattungsdetails die Erbauungszeit: Das Travertin verkleidete Vestibül der ehemaligen Autobahnverwaltung ist mit Pfeilern, Treppen und Brüstungen sowie Fackelleuchten gestaltet. Das Entree des südlichen Bauteils ist mit einer freistehenden Wendeltreppe an der Rückfront zurückhaltender ausgestattet. Während sich hier der Hauptsitzungsaal in bauzeitlicher Rüster-Vertäfelung erhalten hat, ist sein nördliches Pendant überformt.


(1) Bauleiter Arthur Vogdt. Vgl. Schäche 1991, S. 246 ff.; Donath 2004, S. 169 ff.; BusB IX, S. 155, 206, 208.

Literatur:

  • BusB IX 1971 / Seite S. 206, 208
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 101

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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