Denkmaldatenbank

Kathreiner-Haus

Obj.-Dok.-Nr. 09066666
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Potsdamer Straße 186
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Verwaltungsgebäude
Datierung 1928-1930
Entwurf Paul, Bruno
Bauherr Kathreiners Malzkaffee-Fabriken GmbH

Das nördlich an die Kolonnaden anschließende Gebäude in der Randbebauung um den Kleistpark, das Kathreiner-Haus, Potsdamer Straße 186, wurde 1928 vom renommierten Architekten Bruno Paul entworfen und 1929-30 ausgeführt. (1) Mit seinem zwölfgeschossigen Mitteltrakt war das Verwaltungsgebäude für den bekannten Malzkaffee-Hersteller eines der ersten Hochhäuser Berlins und wurde damals als "Wolkenkratzer" ebenso bejubelt wie kritisiert. (2) Heute beeindrucken vor allem die gekonnte städtebauliche und architektonische Einbindung des Gebäudes zwischen Kleistpark, Kammergericht und Königskolonnaden auf der einen Seite und der damals schon vorhandenen Bebauung an der Potsdamer Straße auf der anderen Seite. Das Kathreiner-Haus zählt zu den Meisterwerken des Architekten und zu den Höhepunkten der Berliner Architektur aus der Zeit der Weimarer Republik.

Mit Stellung und Form des Baukörpers - ein Hochhaustrakt und zwei sechsgeschossige Seitenflügel über H-förmigem Grundriss - gelang es Bruno Paul, an der Straße die Traufhöhe der Nachbarbauten der Bauordnung gemäß aufzunehmen und trotzdem mit dem Hochbau ein markantes Zeichen zu setzen. Die Drehung der Hauptfassade von der Straße weg und hin zu den Königskolonnaden schuf mit der Ausbildung eines kleinen "Ehrenhofes" einen inneren Zusammenhang bei gleichzeitiger Distanzierung zu dem historischen Bauwerk. Mit der zurückhaltenden Eleganz seiner architektonischen Gestaltung, die sich durch kostbare Materialien und den völligen Verzicht auf Dekor auszeichnet, hebt sich das Kathreiner-Haus in deutlicher Eigenständigkeit noch heute von seiner Umgebung ab. Der mit Travertin verkleidete Stahlskelettbau strahlt mit seiner hellen Fassade, die allein vom Wechselspiel horizontaler (Fensterbänder, Brüstungen, Gesimse) und vertikaler Elemente (stehende Fenster im Erdgeschoss, Lichtband und Fahnenstangen am Uhrenturm des Hochhauses) sowie vom Hell und Dunkel zweier unterschiedlicher Steinsorten (thüringischer und römischer Travertin) lebt, eine einzigartige Klarheit aus.


(1) Die genehmigten Bauentwürfe wurden bereits 1928 veröffentlicht. Mitarbeiter: Fritz Plath. Vgl. Deutsche Bauzeitung 62 (1928), S. 692, und 64 (1930), S. 85-91; Osborn, Max: Der Wolkenkratzer am Kleistpark. In: Vossische Zeitung 18.7.1930; BusB IX, S. 154 f., 199, Abb. 216-218; Ziffer, Alfred (Hg.): Bruno Paul, Deutsche Raumkunst und Architektur zwischen Jugendstil und Moderne, München 1992, S. 313 f.; Meyer, Jochen: Gemäßigter Klassizismus, Das Kathreiner-Haus von Bruno Paul. In: Das XX. Jahrhundert, Ein Jahrhundert Kunst in Deutschland, Architektur in Berlin, hrsg. v. Andres Lepik und Anne Schmedding, Köln 1999, S. 40 f.(2) Weitere Hochhäuser in Berlin: Borsigturm in Tegel 1922-24, Ullsteinhaus in Tempelhof 1925-27, Shellhaus am Reichpitschufer 1930, Columbushaus 1931-32 (ehem. am Potsdamer Platz).

(3) Die Grundstücke Potsdamer Straße 180-184 waren bereits zwischen 1912 und 1920 mit Geschäftshäusern bebaut worden.

(4) Der ursprüngliche Entwurf sah zwei identische Bauten vor, die die Königskolonnaden auf beiden Seiten flankieren und den Eingang zum Kleistpark weithin sichtbar markieren sollten. Ausgeführt wurde jedoch nur ein Gebäude. Vgl. Meyer, Jochen: Gemäßigter Klassizismus, Das Kathreiner-Haus von Bruno Paul. In: Das XX. Jahrhundert, Ein Jahrhundert Kunst in Deutschland, Architektur in Berlin, hrsg. v. Andres Lepik und Anne Schmedding, Köln 1999, S. 41.

Literatur:

  • BusB IX 1971 / Seite 199
  • Bauwelt 22 (1931) 19 / Seite 627
  • Dürbeck, A.: Die Konstruktion des Hochhauses Kathreiner in der Potsdamer Straße in Berlin, in: Deutsche Bauzeitung 64 (1930) / Seite 85-91, 108 (Beilage Konstruktion und Ausführung)
  • Herrmann, Wolfgang: Hochhäuser am Kleistpark, in: Kunst und Künstler 27 (1929) / Seite 239-241
  • Wach, Karl, in: Deutsche Bauzeitung 66 (1932) / Seite 366, 372
  • Bauen, Siedeln, Wohnen 20 (1940) 14 / Seite 460-474
  • Johannes, Neues Bauen, 1931 / Seite 21
  • Hellwag, Fritz: Moderne Berliner Zweckbauten, Bd. 1, Berlin, Leipzig 1932 / Seite 13f.
  • Deutscher Stahlbau-Verband (Hrsg.): Berliner Stahl-Hochbauten, Berlin 1936 / Seite 84f.
  • Bauen in Berlin 1900-1964, Ausstellungskatalog der AdK und SenBauWohn, Berlin 1964 / Seite 82
  • Hagemann, Otto: Hauptstadt Berlin, Berlin 1956 / Seite 36
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmale in Berlin. Bezirk Tempelhof-Schöneberg - Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 95, 98-100
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 98f.

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