Denkmaldatenbank

Franck-Haus

Obj.-Dok.-Nr. 09066665
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Potsdamer Straße 184
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Bürogebäude
Datierung 1911-1912
Umbau 1933, 1948-1949, 1953-1961
Entwurf Berndt, Kurt (Architekt)
Entwurf Schwebes, Paul (Architekt)
Ausführung Hermann Raebel (Baugeschäft)
Bauherr Realkredit- und Immobilien-Verwertungsgesellschaft mbH
Bauherr Heinrich Franck Söhne GmbH

Dem nördlich anschließenden Bürohaus, Potsdamer Straße 184, sieht man seine bewegte Baugeschichte auf den ersten Blick nicht an. Rote Kunststofffenster, die schlichte Eingangstür und eine breite weiße Traufe verwirren zunächst. Nur die profilierten Naturstein-Pfeiler unterschiedlicher Breite, die sich über die gesamte Höhe des Hauses ziehen, geben Hinweis auf eine Bauzeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Tatsächlich wurde das später als Franck-Haus bezeichnete Gebäude gerade mal ein Jahr nach der Eröffnung des Kleistparks 1911 als einer der ersten Neubauten auf dem Areal des ehemaligen Botanischen Gartens fertig gestellt. (1) Der damals bekannte und vielbeschäftigte Architekt Kurt Berndt (2) errichtete es 1911-12 nach dem typischen Schema eines Berliner Wohn- und Geschäftshauses, das durch die Trennung von Wohnen (zum Garten) und Gewerbe (zur Straße) sowie eine streng vertikale Fassadengliederung gekennzeichnet war. (3) Allein die vertikalen Steinpfeiler der Straßenfront blieben erhalten, als 1933 der damalige Eigentümer, die Heinrich Franck Söhne GmbH, den jungen Architekten Paul Schwebes mit dem Umbau des Gebäudes für eine reine Gewerbenutzung beauftragte. Sowohl im Wohnhaus als auch in den Läden im Erdgeschoss wurden nun Büros untergebracht. Die Fassade befreite der Architekt von jeglichem Dekor und gestaltete alle Geschosse einheitlich. Paul Schwebes, der in Berlin mit seinen Bauten vor allem in den 1950er Jahren bekannt wurde, hat hier mit einfachen Mitteln ein Bürogebäude geschaffen, das durch seine rhythmisierte Rasterfassade erstaunlich modern wirkt. (4) Als Mieter zog in das umgebaute Bürohaus 1933 die "Deutsche Arbeitsfront" (DAF) ein, die sich ab 1937 auch auf das Nachbargrundstück ausbreitete. (5) Nach Kriegszerstörung wurde das Vorderhaus bereits 1948-49 instand gesetzt. Der 1953-61 durchgeführte Wiederaufbau der hinteren Gebäudeteile ist an der östlichen Fassade des Quergebäudes sowie am Treppenhaus mit mehrläufiger Treppe, Mosaikverkleidungen und großen Fenstern noch erkennbar.


(1) BusB IX, S. 154, 205; Schäche 1991, S. 238 ff.

(2) Kurt Berndt (1863-1925), Architekt und Bauunternehmer, zwischen 1878 und 1925 zahlreiche Bauten in Berlin, vor allem Wohn- und Geschäftshäuser, u.a. in Schöneberg (Belziger Straße 69/71), Tiergarten (Potsdamer Straße 87), Charlottenburg (Kurfürstendamm, Klausener Platz), Mitte (Unter den Linden, Mitarbeit am Zollernhof von Bruno Paul), Kreuzberg, Prenzlauer Berg etc.

(3) Die Skelettkonstruktion des Vorderhauses, die tragende Wände überflüssig und eine variable Einteilung der Geschosse möglich machte, tritt außen durch die vorgeblendeten Pfeiler in Erscheinung. Vgl. Kohlenbach, Bernhard: Geschäftshäuser - Denkmale der Citybildung. In: Gehrig Verlags GmbH (Hg.): Berlin, Denkmalschutz und Denkmalpflege, Berlin 2001, S. 15 ff.

(4) Paul Schwebes (1902-78): Hotel Kempinski 1951; Allianz-Versicherung 1953-55; Verein Berliner Kaufleute 1953-55 (abgerissen); zus. mit Hans Schoszberger: Zentrum am Zoo 1956-57, Hotel Inter-Continental 1957-58, Telefunken-Haus (heute u.a. TU) 1958-60.

(5) Potsdamer Straße 182. Vgl. Schäche 1991, S. 239, 241 ff.

Literatur:

  • Schäche, Architektur, 1991 / Seite 238ff.
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 100

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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