Denkmaldatenbank

Zentralgebäude der Vermögensverwaltung der Deutschen Arbeitsfront

Obj.-Dok.-Nr. 09066664
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Potsdamer Straße 182
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Verwaltungsgebäude
Entwurf 1935-1936
Datierung 1938-1939
Entwurf Schulte-Frohlinde, Julius (Architekt)
Bauherr Deutsche Arbeiterfront

Nach dem Einzug der "Deutschen Arbeitsfront" in das Franck-Haus wurden entsprechend dem einsetzenden ungeheuren Macht- und Vermögenszuwachs der NS-Organisation, die im Mai 1933 durch die Zwangsvereinigung der Gewerkschaften und durch die Enteignung deren Besitzes gebildet worden war, umfangreiche bauliche Erweiterungen in der Nachbarschaft geplant. Die 1937 eingesetzte Behörde des "Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt" sah eine Neubebauung bis zur Pallasstraße vor, von der jedoch nur der Komplettumbau des benachbarten, 1920 errichteten Geschäftshauses realisiert wurde. (1) Julius Schulte-Frohlinde, Leiter des Architekturbüros der DAF, führte 1938-39 die Arbeiten für das Zentralgebäude der Vermögensverwaltung der Deutschen Arbeitsfront, Potsdamer Straße 182, aus und schuf einen fünfgeschossigen Verwaltungsbau, der sich in Trauf- und Geschosshöhen an den Altbauten orientierte. (2) Von der monumentalen Wirkung der damaligen Straßenfassade, die mit "Führerbalkon", Adler, Hakenkreuz und Fahnenstangen über dem mächtigen Eingangsportal zeittypisch bestückt war, ist nach den Umbauten der Nachkriegszeit nicht viel geblieben. Die NS-Herrschaftssymbole wurden entfernt und an deren Stelle über dem Balkon Fensteröffnungen eingefügt, die vergessen lassen, dass die Fassade einst anders aussah. (3) Die Aufstockung durch ein Staffelgeschoss und der Einbau von großen Schaufenstern im Erdgeschoss veränderten das Haus zusätzlich. An dem heute unauffällig wirkenden Gebäude, das lange von der Hauptverwaltung den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) genutzt wurde, gemahnen der Balkon und die strengen neoklassizistischen Elemente (rustizierter Sockel, Fensterrahmungen, Traufgesims und Lisenen aus Naturstein) an seine Entstehungszeit und die politischen Hintergründe. Im Inneren haben sich das großräumige Entree und die Treppenhäuser sowie die Hof- und Rückfassaden der vierflügeligen Anlage erhalten.


(1) Schäche 1991, S. 241 ff. Potsdamer Straße 180/Pallasstraße 35, 1912/13 von H. Ender und Julius Lichtenstein (BusB IX, S. 192). Auf dem Grundstück an der Pallasstraße 28/30 wurde 1943-45 der Bunker gebaut, der das nahe gelegene Fernmeldeamt I im Kriegsfall aufnehmen sollte. (Siehe: Elßholzstraße 34-37 und Winterfeldtstraße 19/23.)

(2) BusB IX 1970, S. 205, Remmelmann, Helmut/Brückner, Herbert: Das Zentralbüro der Deutschen Arbeitsfront in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 60 (1940), S. 443-454; Wenzel 1987, S. 118. Die DAF verfolgte durch ihre Unterorganisation "Kraft durch Freude" (KdF) das Ziel, durch Urlaubs- und Freizeitgestaltung alle deutschen Werktätigen im Sinne der Nazi-Ideologie zu erziehen und zu kontrollieren. Die Gebäude der Hauptverwaltung und des Versicherungsringes der DAF befanden sich am Fehrbelliner Platz in Wilmersdorf. Vgl. Donath 2005, S. 70 ff.

(3) Schäche 1991, S. 242 f.: "Das Entfernen der faschistischen Herrschaftssymbole erweist sich deshalb dann auch als ein halbherziger, nur vordergründiger Akt. Er dient objektiv mehr der inhaltlichen Verschleierung denn der bewußten Aufklärung."

Literatur:

  • Bauen, Siedeln, Wohnen 20 (1940) 16 / Seite 460-474
  • Zentralblatt der Bauverwaltung 60 (1940) 29 / Seite 443-454
  • BusB IX 1971 / Seite 205 (dort wird fälschlicherweise von einem Umbau gesprochen)
  • Schäche, Architektur, 1991 / Seite 238ff
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 100f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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