Denkmaldatenbank

Wie rasant die Entwicklung im Geschäftshausbau dieser Jahre verlief, zeigt das 1910-11 von dem Architekten Paul Renner errichtete Gebäude Potsdamer Straße 141. Die Stahlskelettkonstruktion hatte sich für Geschäftshäuser allgemein durchgesetzt, da sie den Vorteil hatte, die Grundrisse frei einteilen zu können. Die unteren Geschosse waren in der Regel für Läden eingerichtet, die Obergeschosse eigneten sich für eine Büronutzung. Renner zeigt mit seiner unten verputzten, oben mit Muschelkalk verkleideten Pfeilerfassade und gleichmäßig gereihten Fenstern kompromisslos und für die Zeit sehr modern die dahinterliegende Konstruktion am Außenbau. Geschmückt ist die Fassade nur sparsam mit Rosetten an den äußeren Achsen und figürlichen Reliefs auf den Pfeilern unter dem Traufgesims. In den beiden unteren Geschossen richtete Paul Renner das in Berlin bekannte Restaurant Grand Gala ein, das im Erdgeschoss einen dreifach unterteilten Speisesaal und eine Bar, im Obergeschoss einen Empfangsraum und einen Schreib- und Lesesaal betrieb. Renner hatte das Lokal nach dem Vorbild internationaler Clubs sachlich, aber durchaus mit gewagten Farbkombinationen gestaltet. Es wurde in der Fachpresse als vorbildliche moderne Raumkunst gewürdigt. (1) Das im Zweiten Weltkrieg beschädigte Haus wurde leicht verändert wiederaufgebaut, das Restaurant gibt es nicht mehr.

(1) BusB VIII B, S. 71 f., 110, (Restaurant Grand Gala mit ausführlicher Beschreibung und zwei Abbildungen); Moderne Bauformen 11 (1912), S. 425-428; Der Profanbau 8 (1912), S. 653-659. Paul Renner war auch im Industriebau tätig; er schuf in den 1930er Jahren u.a. die Anlagen von Gillette/ehem. Roth-Büchner in Tempelhof und Radio Loewe AG in Lankwitz. Vgl. Hildebrandt/Lemburg/Wewel 1988, S. 176, 236.