Denkmaldatenbank
Femina-Palast, Haus Nürnberg
09066644 | |
Bezirk | Tempelhof-Schöneberg |
Ortsteil | Schöneberg |
Adressen | Nürnberger Straße 50 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Geschäftshaus |
Datierung | 1928-1931 |
Umbau | 1938 |
Entwurf | Bielenberg und Moser (Architekt) |
Bauherr | Märkische Bau- und Handels AG |
Bauherr | Reichsmonopolverwaltung für Branntwein |
Das 1928-31 nach Plänen der Architektengemeinschaft Bielenberg & Moser (1) als "Haus Nürnberg" errichtete Büro- und Geschäftshaus, Nürnberger Straße 50, dominiert den Straßenabschnitt zwischen Tauentzien- und Augsburger Straße. (2) An der knapp 200 Meter langen Travertinfassade mit Ladenfront bilden zwei vortretende und mit gläsernen Aufsätzen und Fahnenmasten betonte Treppenhaustürme ein vertikales Gegengewicht zu den auffallenden horizontalen Linien des Gebäudes. Fensterbänder, Brüstungen und die in Messing gerahmten Schaufenster im Erdgeschoss verleihen der Straßenfront die für die 1920er Jahre zeittypische dynamische Wirkung. Das später als Femina-Palast bezeichnete Gebäude gehört neben dem Shell-Haus von Emil Fahrenkamp und dem Kathreiner-Haus von Bruno Paul zu den bedeutendsten der erhaltenen Geschäftshausbauten Berlins aus der Zeit der Weimarer Republik.
Das Bürohaus, ein mit flexibel unterteilbaren Büroetagen ausgestatteter Stahlskelettbau, wurde für die Märkischen Bau- und Handels AG 1928-31 in zwei Bauabschnitten errichtet und 1938 für die "Reichsmonopolverwaltung für Branntwein" durch einen hofseitigen Mittelflügelanbau erweitert. 1964 bis 1996 beherbergten die Räume die West-Berliner Senatsverwaltung für Finanzen, seitdem stand das Gebäude leer und wurde 2005-07 zum Hotel umgebaut. (3) Der eigentliche Femina-Palast, ein ehemaliger Ballsaal mit hydraulisch zu öffnendem Dach, Tischtelefonen und Rohrpost lag im Quergebäude und machte den Bau mit seiner wechselvollen Nutzungsgeschichte überregional bekannt. Bereits unmittelbar nach 1945 hatten sich im stark zerstörten, nun Tauentzienpalast genannten Saalgebäude wieder Orte des Vergnügens etabliert. (4) Der Haupteingang führt über das Vestibül in ein großes Treppenhaus, das wie die Nebentreppenhäuser mit Wandverkleidungen aus farbiger Keramik gestaltet ist. Das Foyer mit seinen hohen, in Messing eingefassten Glastüren ist noch zum größten Teil intakt. Die Wände sind mit cremeweißen Keramikplatten mit zarten grünen Linien verkleidet. Auch das Haupttreppenhaus mit massiven Steinstufen und aufwendig geformtem Handlauf in Keramik ist ebenso erhalten wie die Struktur der Bürogeschosse mit ihren endlos langen Fluren. Die holzvertäfelten ehemaligen Direktorenzimmer in den oberen Etagen dienen dem Hotel als Konferenzräume.
(1) Richard Bielenberg (1871-1929) und Josef Moser (1872-1863), seit 1905 gemeinsames Büro in der Charlottenburger Fasanenstraße, haben zahlreiche Geschäfts- und Bürohäuser realisiert, darunter 1922-25 der Erweiterungsbau der Disconto-Gesellschaft Unter den Linden (heute Deutsche Guggenheim) oder 1911-12 der Sitz des Schaaffhausenschen Bankvereins in der Behrenstraße, heute Bayerische Landesvertretung.
(2) Rave/ Knöfel 1968, Nr. 9; BusB IX, S. 201.
(3) 2007 Eröffnung als 314-Zimmer-Hotel, Architekt des Umbaus: Johannes Reuter.
(4) "Das Haus Nürnberg, die neuste Vergnügungsstätte in Berlin". In: Deutscher Stahlbau-Verband (Hg.): Berliner Stahl-Hochbauten, Berlin 1936, S. 88 f. Im Nachbargebäude Nürnberger Straße 57-59 befand sich von 1913-45 der "Tauentzienpalast" (1912/13 von Johann Emil Schaudt), ein bekanntes Premierenkino der Ufa. Nach dem Krieg ging der Name an den erhaltenen Femina-Palast über, dessen Vorderhaus den Krieg überstanden hatte; das rückwärtige Ballhaus wurde im Krieg schwer beschädigt, nur die Außenmauern blieben stehen. Im Erdgeschoss eröffnete im Juni 1946 das Kabarett "Ulenspiegel". Der Saal wurde 1948 zum Kino umgebaut, 1958 wurde er zur Spielstätte des privat finanzierten "Berliner Theaters". 1973 ließ die Berliner Finanzverwaltung, die 1964 die Bürogeschosse bezogen hatte, den Saal zur Personalkantine umbauen. Heute ist im oberen Geschoss ein Veranstaltungsraum, im Erdgeschoss der Frühstücksraum für das Hotel. Aus der ehemaligen "Pusztastube" im Kellergeschoss wurde 1949 die "Badewanne". Von einer Gruppe von Malern als Künstlerlokal initiiert, entwickelte sich der Kellerclub bald zu Berlins wichtigster Jazzkneipe. In den 1970ern schwenkte man auf Schlager und Disco um, 1978 eröffnete er als Diskothek "Sugar Shack" noch einmal neu. Doch Erfolg hatte auch der Nachfolger "Garage" nicht mehr. In anderen Kellerräumen des Gebäudes entwickelte sich Ende der 1970er Jahre mit dem "Dschungel" die bekannteste Berliner Szene-Diskothek. Bis 1993 verkehrten hier Stars wie Nick Cave, Frank Zappa, Mick Jagger oder David Bowie. Vgl. Wolfram, Knud: Tanzdielen und Vergnügungspaläste, Berliner Nachtleben in den Dreißiger und Vierziger Jahre, Berlin 2001, S. 151 ff.
Literatur:
- BusB IX 1971 / Seite 201
- Rave, Rolf; Knöfel, Hans-Joachim: Bauen seit 1900, 1968 / Seite Obj. 9
- Rave, Rolf; Knöfel, Hans-Joachim: Bauen seit 1900, 1968 / Seite Obj. 125
- Winz: Es war in Schöneberg, Berlin 1964 / Seite 150
- Wörner/ Mollenschott/ Hüter: Architekturführer Berlin, Berlin 1997 / Seite 244
- N.N.: Das Haus Nürnberg. Die neueste Vergnügungsstätte inBerlin, in: Deutsche Bauhütte 36 (1932) 24 / Seite 297
- N.N.: Geschäftshaus Nürnberger Straße 50-56, Berlin-Charlottenburg, in: Berliner Stahl-Hochbauten, 1936 / Seite 88-89
- Rave, Rolf; Knöfel, Hans-Joachim: Bauen seit 1900, 1968 / Seite Obj. 9
- Wolfram: Tanzdielen und Vergnügungspaläste / Seite 151-167
- Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 144 f.
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