Denkmaldatenbank

4. Höhere Mädchenschule

Obj.-Dok.-Nr. 09066630
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Mettestraße 8
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Schule
Datierung 1912-1914
Entwurf Egeling, Paul
Entwurf Hochbauamt Schöneberg
Bauherr Magistrat Schöneberg

Westlich der Wohnbebauung an Hewald- und Nymphenburger Straße war ein weiterer Baublock für Wohnhäuser zwischen Erfurter- und Mettestraße sowie zwischen der einst fortlaufenden Heylstraße und dem Park parzelliert worden. (1) Statt Mietshäusern entstand hier jedoch 1912-14 nach Entwurf des Schöneberger Stadtbaurats Paul Egeling das Schulgebäude für die 4. Höhere Mädchenschule, Mettestraße 8, das heute die Rückert-Oberschule und die Sternberg-Grundschule beherbergt. (2) Die Schule war einer der letzten kommunalen Großbauten der Stadt Schöneberg vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges und der Eingemeindung nach Berlin. Sowohl die Bebauung der Nachbargrundstücke in den 1930er Jahren wie auch stadträumliche Veränderungen der Nachkriegszeit (3) haben den ungewöhnlich prachtvollen und großzügig angelegten Schulbau jedoch etwas ins Abseits gedrängt.

Der lang gestreckte, klar gegliederte Baukörper mit dezentem Schmuck besteht aus einem zweiflügeligen Altbau, dessen westlichen Trakt die Oberschule nutzt, und einem 1963-64 vom Hochbauamt Schöneberg angefügten östlichen Anbau für die Grundschule. (4) Die gemeinsame Aula und Turnhalle im Zentrum des Gebäudes sind von beiden Schulen aus zugänglich. Die ursprüngliche Planung Egelings hatte den Schulbau als symmetrische Dreiflügelanlage vorgesehen, ausgeführt wurden jedoch zunächst nur der Mitteltrakt und der westliche Flügel. (5) In dem damals noch weitgehend unbebauten Gebiet stand das Gebäude mit seiner Eingangsseite nach Süden zur Raetherstraße orientiert, der Schulhof lag nördlich im heutigen Innenhof des ehemaligen RIAS-Funkhauses, das seit 1941 den Blick vom Stadtpark auf die Hoffassade sowie von der Schule in den Park verstellt. Das von einem hohen Mansardwalmdach bedeckte Hauptgebäude ist an beiden Längsseiten durch einen dreiachsigen Mittelrisalit und flache Kolossalpilaster ionischer Ordnung betont; im Inneren sind hier übereinander Turnhalle und Aula mit Nebenräumen sowie zwei große Treppenhäuser angeordnet. Der L-förmige Seitenflügel beherbergte sämtliche Klassenzimmer, Lehrer- und Direktionsräume sowie ursprünglich die Hausmeisterwohnung. Klassische Gestaltungselemente, wie Portaleinfassungen mit figürlichem Schmuck, Kapitelle, Reliefs und Vasen in Sandstein, gliedern den strengen Baukörper und verleihen ihm eine würdevolle Monumentalität; im Inneren, in Treppenhäusern und Fluren, bestimmt eine sachlich-schlichte Gestaltung mit farblich fein abgestimmten Wandfliesen das Bild. Der Anbau der 1960er Jahre schließt unmittelbar an die östliche Schmalseite des Altbaus an, ist in seiner Grundfläche jedoch erheblich kleiner als der westliche Flügel. Auch setzt sich der zeittypische Rasterbau in Bauform, Fassadengliederung und Farbgestaltung deutlich vom älteren Schulgebäude ab.


(1) Schon 1899 waren die Straßen im Bebauungsplan von Friedrich Gerlach geplant und bald danach angelegt worden. Die Heylstraße verlief weiter bis zur Mettestraße (bis 1915 Sternberger Straße), parallel zu ihr teilte die Raetherstraße (benannt nach dem Schöneberger Kommunalpolitiker Fritz Raether) den Baublock bis in die 1960er Jahre.

(2) BusB V C, S. 403; 75 Jahre Rückert-Schule, Festschrift, Berlin 1984; 1909-2009, 100 Jahre Rückert-Schule, Rückblicke, Überblicke, Ausblicke, Festschrift, Berlin 2009. Die Rückert-Oberschule, von Anfang an benannt nach dem Schriftsteller und Orientalisten Friedrich Rückert (1788-1866), ist heute ein deutsch-französisches Gymnasium. Die Grundschule erhielt ihre Räume im Gebäude erst nach 1948 und wird seit 1963 als Sternberg-Schule bezeichnet.

(3) Mitte der 1960er Jahre wurde die Heylstraße zwischen Erfurter- und Mettestraße aufgegeben, die Mettestraße zur Sackgasse. Das Gebiet ist seitdem durch die Autobahn, Postzollamt und Gesundheitszentrum an der Wexstraße bestimmt.

(4) Der Neubau wurde nach Angaben der Sternberg Grundschule 1978 erweitert.

(5) Der östliche Flügel ist in den Bauplänen als Erweiterungsbau eingezeichnet.

Literatur:

  • 75 Jahre Rückert-Schule Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 229

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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