Denkmaldatenbank

Haus Fromberg

Obj.-Dok.-Nr. 09066599
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Kurfürstenstraße 132
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Landhaus
Datierung 1895-1896
Bauherr Fromberg (Bankier)
Entwurf Cremer und Wolffenstein

Auf dem Grundstück gegenüber der ehemaligen Villa Roßmann, Kurfürstenstraße 58, die heute vom Café Einstein genutzt und zum Bezirk Tiergarten gehört, stand eine der ersten Villen des Kielgan-Viertels: das Künstlerhaus des Landschaftsmalers Louis Spangenberg, das 1869-70 von Friedrich Koch errichtet worden war. Unmittelbar daran angrenzend hatte sich Georg Friedrich Kielgan Anfang der 1870er Jahre sein eigenes Haus Kurfürstenstraße 133 erbauen lassen, das heute noch als entdekorierte Hälfte der damaligen Doppelvilla erhalten ist. Das Spangenbergsche Haus jedoch wurde 1895 verkauft und musste dem prachtvollen Villenneubau für den Bankier und Kaufmann Georg Fromberg, einen der "wohlhabendsten Großindustriellen Berlins" (1), weichen. Haus Fromberg, Kurfürstenstraße 132, wurde 1895-96 nach Entwurf des renommierten Architektenduos Cremer & Wolffenstein ausgeführt. (2) Der lebhaft gestaffelte Baukörper mit hohem Schieferdach, weißer Glasurklinkerverblendung und reicher kunsthandwerklicher Ausstattung gehört zu den eindrucksvollsten Beispielen jener Villenbauten, die um die Jahrhundertwende vor allem in den westlichen Vororten Berlins entstanden. Seit den 1950er Jahren als Jugendgästehaus (3) genutzt, wurde das Gebäude 1993-94 umfassend saniert und dient seitdem als Firmensitz, dem der gläserne Neubau eines Bürogebäudes auf dem Grundstück bedenklich nah an die Seite gerückt ist. (4)

Das Wohnhaus für den großbürgerlichen Haushalt Georg Frombergs beherbergte mit seinem hohen Souterrain (Küche, Wirtschaftsräume), den zwei Obergeschossen (Repräsentations- und Schlafräume der Familie) und dem ausgebauten Halbmansarddach (Personal- und Wirtschaftsräume) das typische Raumprogramm einer großbürgerlichen Villa. Trotz der Nutzungsänderungen der Nachkriegszeit blieb die Grundrissstruktur weitgehend erhalten. Auch die Fassaden mit ihrer asymmetrischen Verteilung von Giebeln, Erkern, Balkonen und unterschiedlichsten Fensterformen, mit Dekor- und Gliederungselementen in Sandstein sowie dem dunklen Fach- und Schnitzwerk an den oberen Geschossen, die dem weiß verklinkerten Haus einen malerischen Charakter verleihen, sind zum großen Teil in ihrer ursprünglichen Wirkung erlebbar. Neben der Formenvielfalt der Architektur machen die farblichen Kontraste der Materialien und die qualitätsvolle handwerkliche Verarbeitung den besonderen Reiz des Hauses aus. Sowohl der Einfluss englischer Landhäuser wie Anleihen bei Gotik, Renaissance und altdeutschen Bürgerhäusern sind bei der Gestaltung erkennbar. Auch im Inneren des Hauses, das von der über zwei Geschosse reichenden prachtvollen Wohnhalle beherrscht wird, sind viele Beispiele der kostbaren Raumausstattung, wie Holzdecken, Fußbodenparkett, Türen und Wandverkleidungen oder der Sandsteinkamin in der Halle, noch vorhanden. (5)


(1) Tomisch, Jürgen: Der Bauherr: Georg Fromberg. In: Engel 1996, S. 49. Georg Fromberg (1854-1915), Sohn eines Bankiers, gründet bereits mit 23 Jahren eine eigene Privatbank. Zum florierenden Bankgeschäft und verschiedenen Aktivitäten im Berliner Bankwesen kamen durch die Heirat mit Martha Rex, die aus einer reichen Kaufmannsfamilie stammte, seit 1886 vielfältige kaufmännische Unternehmungen. Im kaiserzeitlichen Berlin gehörten die Frombergs zur Oberschicht, die sich für ihren repräsentativen Lebensstil einen angemessenen Rahmen erbauen ließen.

(2) Tomisch, Jürgen: Die Architekten: Cremer & Wolffenstein. In: Engel 1996, S. 103-123.

(3) 1959/60 Umbau durch Karl-Heinz Schröder, 1965/66 durch Wolfgang Kamke weiterer Ausbau des Dachgeschosses und Neudeckung mit Asbestzementplatten, seit 1981 im Besitz der "Sportjugend Berlin", 1986/87 Erneuerung und Erweiterung der sanitären Einrichtungen. Vgl. Tomisch; Jürgen: Das Haus: Kurfürstenstraße 132. In: Engel 1996, S. 93 f.

(4) Das im Krieg zerstörte Glasfenster der Halle wurde nicht wiederhergestellt. Schieferdeckung des Daches, Ausmalung des Vestibüls, Teile der Holzdecke in der Halle wurden erneuert. Große Teile der Ausstattung, wie Parkett, Stuckdecken, Wandverkleidungen, waren erhalten geblieben und konnten aufgearbeitet werden.

(5) Tomisch; Jürgen: Das Haus Kurfürstenstraße 132. In: Engel 1996, S. 81 ff.

Literatur:

  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 153

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen