Denkmaldatenbank

Kath. St. Elisabeth-Kirche

Obj.-Dok.-Nr. 09066581
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Kolonnenstraße 39
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Kirche kath.
Datierung 1910-1911
Entwurf Hertel, Bernhard (Baumeister)
Bauherr Kirchengemeinde St. Matthias

Die Katholische St. Elisabeth-Kirche, Kolonnenstraße 39, wurde 1910-11 nach Entwurf des Kölner Dombaumeisters Bernhard Hertel errichtet. (1) Der in neogotischen Formen gestaltete Backsteinbau ist in die Blockrandbebauung eingestellt, das Kirchenschiff erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung in die Tiefe des Grundstücks, wo ein fünfgeschossiges Quergebäude ebenfalls der Gemeinde dient. Die schmale, dennoch imposante Straßenfront der Kirche erhält durch zwei oktogonale Treppentürme und einen Dachreiter mit spitzen Kupfer gedeckten Hauben sowie durch ein großes Maßwerkfenster über dem Doppelportal eine deutlich betonte Vertikalität. Im Inneren ist der Bau in zwei Geschosse aufgeteilt, wobei im unteren Geschoss ein Gemeindesaal mit Bühne und darüber im Hochparterre der einschiffige Kirchenraum mit eingezogenem Chor, Wandpfeilern und Tonnengewölbe angeordnet ist. Die Kirche ist der Hl. Elisabeth von Thüringen gewidmet und besitzt bedeutende Kunstwerke mit Darstellungen der Heiligen: Altäre, Fresken, Fenster und Ausstattungsstücke stammen zum Teil aus der Erbauungszeit der Kirche, zum Teil aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, den der Bau weitgehend unversehrt überstanden hat. (2) Die St. Elisabeth-Kirche war die erste Filialkirche der St. Matthias-Gemeinde am Winterfeldplatz, zu der um 1900 bereits 25.000 Katholiken gehörten; sie ist heute eine von vier katholischen Kirchen in Schöneberg. (3)

Das Kircheninnere kann von der Straße durch das Doppelportal und eine Eingangshalle mit zweiläufiger Treppe wie auch über das Gemeindehaus Kolonnenstraße 38 betreten werden; zum Eingang des Gemeindesaals im Hof gelangt man ebenfalls durch das Gemeindehaus. Der saalartige Innenraum der Wandpfeilerkirche mit vier schmalen querrechteckigen Jochen wird von einem Tonnengewölbe mit netzartigen Gewölberippen überspannt. Drei der vier Joche haben an der Seite zum Hof je ein großes spitzbogiges Fenster; an der Westseite sind die Wandflächen mit Blendfenstern gegliedert. Das dunkle Holz des Fußbodens, der Wandvertäfelungen und der Brüstungen sowie von Altären, Kanzel, Beichtstühlen und Bänken verleihen dem Raum eine warme Atmosphäre. Der rechteckige Chor wird von einem Sterngewölbe mit kleinteiliger Netzstruktur abgeschlossen und an der Ostseite durch ein großes Maßwerkfenster belichtet. Chorrückwand und Chorbogenwand wurden 1929 vom Kirchenmaler Gebhard Fugel mit farbigen Fresken bedeckt. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kirchenfenster wurden 1959-60 von Paul Corazolla und Ludwig Kowalski erneuert. Der geschnitzte Hochaltar, 1911 von Anton Becker-Brockhinke geschaffen, und die Kalvarienberg-Gruppe mit zehn massiven, bemalten Holzfiguren darüber, ebenfalls 1911 von Anton Mormann ausgeführt, gehören zu den eindrucksvollsten Kunstwerken im Kirchenraum.


(1) Große-Boymann: Berlin, St. Elisabeth Pfarrkirche, Baudenkmal und Kunstpflege, Münster 1979; Streicher/Drave 1980, S. 96, 140, 155, 159, 163, 296 f.; St. Elisabeth Schöneberg, Festschrift zum 75. Jubiläum der Kirchweihe, Berlin 1986; BusB VI, S. 132, 393 (Abb. 323); Baudenkmale der Stadt Schöneberg 1998, S. 23. Die katholische St. Matthias-Gemeinde Schöneberg hatte 1906 die Grundstücke Kolonnenstraße 38 und 39 erworben. Das 1885 errichtete Wohnhaus Nr. 38 diente zunächst als Notkirche. Später wurde es von der Gemeinde als Waisenhaus, Hort, Mädchenheim und für die ambulante Krankenpflege genutzt. 1909 wurde auf dem hinteren Teil des Grundstücks das fünfgeschossige St. Elisabeth-Waisenhaus eingeweiht und die Kapelle in das dortige Erdgeschoss verlegt.

(2) Nur sämtliche Fenster waren zerstört worden. Bei einer Umgestaltung 1979-80 wurde der Altar in den Kirchenraum hineingezogen, das Taufbecken in die Mitte des Raumes gestellt und die Sakristei durch Schließung der ehemaligen Kapellennische an der linken Chorstirnwand erweitert. Darüber hinaus wurden Kirchengestühl, Kreuzwegstationen und Beichtstühle umgruppiert. Vgl. www.st-matthias-berlin.de/kirchen/st-elisabeth (zuletzt geprüft am 17.02.2017).

(3) Die beiden anderen Kirchen sind St. Norbert, Dominicusstraße 15/19B (1913-18 und 1958-62) und St. Konrad, Rubensstraße 74/78 (1956-57). Im Jahr 2004 wurde die Gemeinde St. Elisabeth wieder mit der von St. Matthias vereinigt.

Literatur:

  • Festschrift/ Die Kirche und Gemeinde St. Elisabeth Schöneberg, Berlin 1986 Die Rote Insel, 1987Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite S. 289

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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