Denkmaldatenbank

Pestalozzi-Fröbel-Haus

Obj.-Dok.-Nr. 09066571,T
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Karl-Schrader-Straße 7, 8

Goltzstraße 43, 44
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Schule & Kindergarten
Datierung 1896-1898, 1906-1907, 1927

Neben dem Lette-Verein am Viktoria-Luise-Platz besitzt Schöneberg mit dem ausgedehnten und in mehreren Abschnitten zwischen 1898 und 1927 entstandenen Baukomplex des Pestalozzi-Fröbel-Hauses, Karl-Schrader-Straße 7-8, eine zweite, über die Bezirksgrenzen hinaus wirksame soziale und pädagogische Institution. (1) Der von Henriette Schrader-Breymann, einer Großnichte Friedrich Fröbels, 1874 gegründete und seit 1898 in Schöneberg ansässige "Berliner Verein für Volkserziehung" widmete sich auf der Grundlage der pädagogischen Ideen Johann Heinrich Pestalozzis und Friedrich Fröbels der Kleinkinderfürsorge und der Ausbildung von Frauen in Berufen der Hauswirtschaft und Erziehung. Heute ist das Pestalozzi-Fröbel-Haus (PFH) Träger mehrerer Einrichtungen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe und unterhält Ausbildungsstätten für Berufe im Sozial- und Gesundheitswesen. (2)

Hauptbau der Anlage ist im Blockinnenbereich das ehem. "Henriettenhaus", das 1896-98 von der Architektengemeinschaft Becker & Schlüter errichtet wurde. Der lang gestreckte viergeschossige rote Klinkerbau mit großen Segment- und Spitzbogenfenstern, Spitzbogenportal und weiteren an der märkischen Backsteingotik orientierten Gliederungselementen zeugt auch nach starken Kriegszerstörungen noch von der einstigen Pracht des Gebäudes, das ursprünglich mit Treppentürmchen, Giebeln und Glasursteinen aufwendig gestaltet war. Das Innere wurde im Laufe der Zeit mehrfach den Nutzungsänderungen angepasst, hat aber seine Struktur mit Räumen zu beiden Seiten eines Mittelganges und den östlichen Trakt mit Aula und Turnhalle bewahrt. Ein gläserner Treppenturm mit eiserner Wendeltreppe an der südöstlichen Ecke des Gebäudes stammt aus den 1950er Jahren. Ein kleines zweigeschossiges Nebengebäude im südlichen Teil des Grundstücks, das so genannte Haus II für eine Koch- und Haushaltsschule, war im Zweiten Weltkrieg zerstört und danach durch einen Neubau ersetzt worden. Von der ursprünglichen parkartigen Anlage des Grundstücks sind noch Reste vor dem Hauptgebäude erhalten.

Als Erweiterungsbau wurde 1906-07 nach Entwurf des Architekten Hans Jessen ein Gebäude in der Flucht der Wohnbebauung an der Karl-Schrader-Straße errichtet. Bei der Gestaltung ließ sich Jessen zwar von den roten Klinkerfassaden des Hauptbaus inspirieren, wählte jedoch eine insgesamt sachlichere Formensprache. (3) Mit glatten Wandflächen, einheitlichen Sprossenfenstern ohne ausgeprägte Rahmungen und nur wenigen dekorativen Details, wie die Ecktürme mit Kupferhauben, die beiden über kräftigen Natursteinkonsolen aufsteigenden Erker mit Zwerchgiebeln sowie einzelne Fenstererker und Balkone, zeigt das Gebäude eine klarere Struktur als das zehn Jahre ältere Hauptgebäude. Das hinter dem Haupthaus liegende, lang gestreckte und dreigeteilte Gebäude der ehemaligen Alice-Salomon-Schule wurde 1927 ebenfalls von Hans Jessen in gemäßigten expressionistischen Formen als zwei- bis viergeschossiger Klinkerbau mit Flachdach und Dachterrasse errichtet. (4) Ziegelmuster und bildnerischer Schmuck auf Putzflächen beleben den schlichten und doch eindrucksvollen Baukörper.


(1) Erster Verwaltungsbericht der Stadt Schöneberg 1899, S. 301 ff.; Deutsche Bauzeitung 32 (1898), S. 554 f.; Berliner Architekturwelt 11 (1909), S. 52; Wochenblatt des Architekten- und Ingenieurvereins zu Berlin 4 (1909), S. 63 f.; Das Deutsche Bauwesen 6 (1930), S. 54, 57; Baudenkmale der Stadt Schöneberg 1998, S. 27; BusB VII B, S. 23 f., 296; Hajos, Elisabeth/Zahn, Leopold: Berliner Architektur der Nachkriegszeit, Berlin 1928, S. 30.

(2) Darüber hinaus betreibt das PFH Nachbarschafts- und Familienzentren. Der Schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) machte sich als Schul- und Sozialreformer, Philosoph sowie Politiker einen Namen. Der aus Thüringen stammende Friedrich Fröbel (1782-1852) gründete 1840 den ersten Kindergarten in Deutschland und entwickelte eine heute noch anerkannte Kleinkinderpädagogik. Zu seinen Schülern gehörte Henriette Schrader-Breymann (1827-1899), die nach ihrer Heirat und Übersiedlung nach Berlin zunächst einen Volkskindergarten und ein Seminar für Kindergärtnerinnen leitete. Das Grundstück des PFH kaufte Elisabeth Wentzel-Heckmann, reiche Witwe eines Baustadtrats, für den "Berliner Verein für Volkserziehung". Vgl. PFH 1991; www.pfh-berlin.de/pestalozzi-froebel-haus/ueber-das-pfh (zuletzt geprüft am 17.02.2017).

(3) Berliner Architekturwelt 11 (1909), S. 52, Abb. 52-53.

(4) BusB III, S. 24, 296; Hajos, Elisabeth/Zahn, Leopold: Berliner Architektur der Nachkriegszeit, Berlin 1928, S. 30. Der Zugang zu diesem Haus erfolgt durch den Nachkriegsbau Goltzstraße 43-44 oder durch den Hof des Grundstücks Barbarossastraße 65.

Literatur:

  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 197 f.

Teilobjekt Henriettenheim & Haus I

Teil-Nr. 09066571,T,001
Datierung 1896-1898
Ausführung Lauenburg, H. (Maurermeister)
Bauherr Wentzel, Maria Elisabeth
Entwurf Becker & Schlüter (Architekt)

Neben dem Lette-Verein am Viktoria-Luise-Platz besitzt Schöneberg mit dem ausgedehnten und in mehreren Abschnitten zwischen 1898 und 1927 entstandenen Baukomplex des Pestalozzi-Fröbel-Hauses, Karl-Schrader-Straße 7-8, eine zweite, über die Bezirksgrenzen hinaus wirksame soziale und pädagogische Institution. (1) Der von Henriette Schrader-Breymann, einer Großnichte Friedrich Fröbels, 1874 gegründete und seit 1898 in Schöneberg ansässige "Berliner Verein für Volkserziehung" widmete sich auf der Grundlage der pädagogischen Ideen Johann Heinrich Pestalozzis und Friedrich Fröbels der Kleinkinderfürsorge und der Ausbildung von Frauen in Berufen der Hauswirtschaft und Erziehung. Heute ist das Pestalozzi-Fröbel-Haus (PFH) Träger mehrerer Einrichtungen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe und unterhält Ausbildungsstätten für Berufe im Sozial- und Gesundheitswesen. (2)

Hauptbau der Anlage ist im Blockinnenbereich das ehem. "Henriettenhaus", das 1896-98 von der Architektengemeinschaft Becker & Schlüter errichtet wurde. Der lang gestreckte viergeschossige rote Klinkerbau mit großen Segment- und Spitzbogenfenstern, Spitzbogenportal und weiteren an der märkischen Backsteingotik orientierten Gliederungselementen zeugt auch nach starken Kriegszerstörungen noch von der einstigen Pracht des Gebäudes, das ursprünglich mit Treppentürmchen, Giebeln und Glasursteinen aufwendig gestaltet war. Das Innere wurde im Laufe der Zeit mehrfach den Nutzungsänderungen angepasst, hat aber seine Struktur mit Räumen zu beiden Seiten eines Mittelganges und den östlichen Trakt mit Aula und Turnhalle bewahrt. Ein gläserner Treppenturm mit eiserner Wendeltreppe an der südöstlichen Ecke des Gebäudes stammt aus den 1950er Jahren. Ein kleines zweigeschossiges Nebengebäude im südlichen Teil des Grundstücks, das so genannte Haus II für eine Koch- und Haushaltsschule, war im Zweiten Weltkrieg zerstört und danach durch einen Neubau ersetzt worden. Von der ursprünglichen parkartigen Anlage des Grundstücks sind noch Reste vor dem Hauptgebäude erhalten.

Als Erweiterungsbau wurde 1906-07 nach Entwurf des Architekten Hans Jessen ein Gebäude in der Flucht der Wohnbebauung an der Karl-Schrader-Straße errichtet. Bei der Gestaltung ließ sich Jessen zwar von den roten Klinkerfassaden des Hauptbaus inspirieren, wählte jedoch eine insgesamt sachlichere Formensprache. (3) Mit glatten Wandflächen, einheitlichen Sprossenfenstern ohne ausgeprägte Rahmungen und nur wenigen dekorativen Details, wie die Ecktürme mit Kupferhauben, die beiden über kräftigen Natursteinkonsolen aufsteigenden Erker mit Zwerchgiebeln sowie einzelne Fenstererker und Balkone, zeigt das Gebäude eine klarere Struktur als das zehn Jahre ältere Hauptgebäude. Das hinter dem Haupthaus liegende, lang gestreckte und dreigeteilte Gebäude der ehemaligen Alice-Salomon-Schule wurde 1927 ebenfalls von Hans Jessen in gemäßigten expressionistischen Formen als zwei- bis viergeschossiger Klinkerbau mit Flachdach und Dachterrasse errichtet. (4) Ziegelmuster und bildnerischer Schmuck auf Putzflächen beleben den schlichten und doch eindrucksvollen Baukörper.


(1) Erster Verwaltungsbericht der Stadt Schöneberg 1899, S. 301 ff.; Deutsche Bauzeitung 32 (1898), S. 554 f.; Berliner Architekturwelt 11 (1909), S. 52; Wochenblatt des Architekten- und Ingenieurvereins zu Berlin 4 (1909), S. 63 f.; Das Deutsche Bauwesen 6 (1930), S. 54, 57; Baudenkmale der Stadt Schöneberg 1998, S. 27; BusB VII B, S. 23 f., 296; Hajos, Elisabeth/Zahn, Leopold: Berliner Architektur der Nachkriegszeit, Berlin 1928, S. 30.

(2) Darüber hinaus betreibt das PFH Nachbarschafts- und Familienzentren. Der Schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) machte sich als Schul- und Sozialreformer, Philosoph sowie Politiker einen Namen. Der aus Thüringen stammende Friedrich Fröbel (1782-1852) gründete 1840 den ersten Kindergarten in Deutschland und entwickelte eine heute noch anerkannte Kleinkinderpädagogik. Zu seinen Schülern gehörte Henriette Schrader-Breymann (1827-1899), die nach ihrer Heirat und Übersiedlung nach Berlin zunächst einen Volkskindergarten und ein Seminar für Kindergärtnerinnen leitete. Das Grundstück des PFH kaufte Elisabeth Wentzel-Heckmann, reiche Witwe eines Baustadtrats, für den "Berliner Verein für Volkserziehung". Vgl. PFH 1991; www.pfh-berlin.de/pestalozzi-froebel-haus/ueber-das-pfh (zuletzt geprüft am 17.02.2017).

(3) Berliner Architekturwelt 11 (1909), S. 52, Abb. 52-53.

(4) BusB III, S. 24, 296; Hajos, Elisabeth/Zahn, Leopold: Berliner Architektur der Nachkriegszeit, Berlin 1928, S. 30. Der Zugang zu diesem Haus erfolgt durch den Nachkriegsbau Goltzstraße 43-44 oder durch den Hof des Grundstücks Barbarossastraße 65.

Literatur:

  • Deutsche Bauzeitung 32 (1898) 86 / Seite 554-55
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 197

Teilobjekt Karl-Schrader-Straße 7-8

Teil-Nr. 09066571,T,002
Datierung 1906-1907
Entwurf Jessen, Hans (Architekt)
Adressen Karl-Schrader-Straße 7-8

Literatur:

  • Berliner Architekturwelt 11 (1909) / Seite 52

Teilobjekt

Teil-Nr. 09066571,T,003
Datierung 1927
Entwurf Jessen, Hans (Architekt)
Bauherr Verein für Volksbildung

Literatur:

  • Das deutsche Bauwesen 6 (1930) / Seite 54, 57

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Landesdenkmalamt Berlin
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