Denkmaldatenbank

Verwaltungsgebäude der Deutschen Krankenversicherungs AG (DKV)

Obj.-Dok.-Nr. 09066562
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Innsbrucker Straße 26, 27
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Verwaltungsgebäude
Datierung 1929-1930, 1937-1938
Entwurf Salvisberg, Otto Rudolf (Architekt)
Entwurf Heuser, Heinrich

Ebenfalls im Schöneberger Verwaltungszentrum rund um das Rathaus entstand das Verwaltungsgebäude der Deutschen Krankenversicherungs-AG (DKV), Innsbrucker Straße 26-27. Nach Entwurf des Schweizer Architekten Otto Rudolf Salvisberg wurde 1929-30 der erste Bauabschnitt, ein breit gelagertes Vorderhaus an der Straße realisiert; der zweite Bauabschnitt, ein rückwärtig angefügter Bauteil, der von Salvisberg bereits als Erweiterung geplant war, wurde erst 1937-38 durch Heinrich Heuser vollendet. (1) Der im Zweiten Weltkrieg beschädigte Bau war 1966 durch den Einbau unpassender Fenster in seinem Erscheinungsbild verändert worden; in jüngerer Vergangenheit wurden die Fenster mit Isolierverglasung erneuert, in ihrer Aufteilung jedoch wieder dem ursprünglichen Bild angeglichen. Das elegante, im Stil der Neuen Sachlichkeit gestaltete Gebäude, das in der Aufteilung innen den rationalisierten Funktionsabläufen des Versicherungsunternehmens angepasst war, ist der einzige erhaltene Verwaltungsbau des für Berlin bedeutenden Architekten Salvisberg und gilt als ein Hauptwerk der modernen Bürohausarchitektur.

Der sechsgeschossige Stahlskelettbau bietet durch ein Drei-Ständer-System im Inneren beliebig unterteilbare Geschossebenen, die durch ein dreiläufiges Haupttreppenhaus mit Fahrstuhl und zwei Nebentreppenhäuser erschlossen werden. Im rückwärtigen viergeschossigen Flügel wurden die Büroräume um einen Innenhof angeordnet, der bis zum ersten Obergeschoss mit einem Glasdach überdeckt war und auf zwei Ebenen als Aktenlager diente. (2) Eine Besonderheit stellte ursprünglich das Dachgeschoss mit Speiseraum und Sonnenterrasse für die "Erholung der Angestellten" dar. (3) Die Straßenfassade, die mit hellem Travertin verkleidet ist, ist in der Horizontale dreigeteilt: Die Sockelzone mit dem breiten Eingangsportal, die Hauptgeschosse mit horizontal unterteilten, zu durchgehenden Bändern zusammengefassten Fenstern mit ehemals dunklen Stahlblechrahmen und das zurückgesetzte Dachgeschoss mit vorgelagerter Terrasse. Ein schmaler erkerartig auskragender Vorbau kennzeichnet den Nebeneingang mit Treppenhaus für die Angestellten und setzt der Horizontalität der Fensterbänder einen vertikalen Akzent entgegen; hier sind die Stahlrahmen der Fenster noch erhalten.


(1) BusB IX, S. 148-149, 196 (Abb. 206-208); Helfenstein, Heinrich/Steinmann, Martin: Eine deutsche Versicherungsgesellschaft um 1930. In: Lichtenstein, Claude: O. R. Salvisberg, Die andere Moderne, Zürich 1985, S. 130-140; siehe dort auch: Werkverzeichnis Nr. 144, S. 72 f.; Neubau der Deutschen Krankenversicherung A.G., Berlin. In: Die Baugilde 13 (1931), H. 16, S. 1322 ff.; Hellwag, Fritz: Moderner Berliner Zweckbau, Verwaltungsgebäude, Berlin 1931 (Reprint 1999), S. 17 ff.; Berliner Stahlhochbauten, hrsg. v. Deutschen Stahlbau-Verband, Berlin 1936, S. 92.

(2) Den Transport der Akten zu den Büros übernahmen automatische Transportbänder.

(3) Zitat: Hellwag, Fritz: Moderner Berliner Zweckbau, Verwaltungsgebäude, Berlin 1931 (Reprint 1999), S. 17. Aufnahmen des Gebäudes im Nachlass Salvisbergs, die wohl im Auftrag der DKV entstanden sind, zeigen die Büroräume mit den Angestellten bei der Arbeit. In Ermangelung von produzierten Gegenständen, wird die Arbeit selbst und ihre Gerätschaften wie Büromaschinen und Akten dargestellt. Vgl. Helfenstein, Heinrich/Steinmann, Martin: Eine deutsche Versicherungsgesellschaft um 1930. In: Lichtenstein, Claude: O. R. Salvisberg, Die andere Moderne, Zürich 1985, S. 129 ff.

Literatur:

  • Blunck, Erich/ Berliner Bauten aus neuester Zeit im Rahmen einer neuen deutschen Baukunst =Deutsche Bauzeitung 65 (1931) / Seite 2-10, siehe besonders S. 6
  • N.N./ Neubau der Deutschen Krankenversicherung A.G., Berlin in Die Baugilde 13 (1931) 16 / Seite 1322-1323
  • Johannes, Neues Bauen, 1931 / Seite 55
  • Hellwag/ Moderne Berliner Zweckbauten, 1932 / Seite 17-18
  • Berliner Stahl-Hochbauten, 1936 / Seite 92-93
  • Winz/ Es war in Schöneberg, 1964 / Seite 150
  • Rave, Knöfel/ Bauen seit 1900, 1968BusB IX 1971 / Seite 148-149
  • Lichtenstein, Claude, O. R. Salvisberg, Zürich 1985 / Seite 72-73, 128-138
  • Baumeister, Architekten, Stadtplaner, 1987 / Seite 649
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 230 f.

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Landesdenkmalamt Berlin
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