Denkmaldatenbank
U-Bahnhof Rathaus Schöneberg
09066561 | |
Bezirk | Tempelhof-Schöneberg |
Ortsteil | Schöneberg |
Adressen | Innsbrucker Straße |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Bahnhof (U) |
Datierung | 1909-1910 |
Entwurf | Schaudt, Johann Emil (Architekt) |
Entwurf | Guhr, Richard (Architekt) |
Bauherr | Stadt Schöneberg |
Im Rudolph-Wilde-Park, westlich des Rathauses auf Höhe der Innsbrucker Straße, liegt der U-Bahnhof Rathaus Schöneberg, der 1909-10 als Haltestelle Stadtpark der Schöneberger Untergrundbahn nach Entwurf von Johann Emil Schaudt errichtet wurde. Neben seiner technischen Funktion als Bahnsteighalle, Straßenbrücke und Zugang zum Park hat er auch eine stadträumliche Funktion als Blickpunkt für die Gartenanlagen. (1) Nach den bautechnischen Vorgaben des Schöneberger Stadtbaurats Friedrich Gerlach für Park und Bahnlinie gestaltete Schaudt den Bahnhof als durchfensterte, mit Muschelkalk verkleidete Pfeilerarchitektur, die den Park in der Rinne des ehemaligen Schwarzen Grabens brückenartig durchquert. Der nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1950-51 wieder aufgebaute und umbenannte U-Bahnhof ist 1998-2001 umfassend restauriert worden. Dabei legte man auch die alten Wandfliesen mit dem Schriftzug "Stadtpark" wieder frei, erneuerte den Zugangsbereich und schuf einen zweiten Eingang am Südende des Bahnsteigs. Das ebenso ungewöhnliche wie künstlerisch bedeutende Verkehrsbauwerk bildet mit dem Park und dem Rathaus Schöneberg eine städtebauliche, funktionale und gestalterische Einheit. Alle drei Bauaufgaben wurden zwischen 1910 und 1914 fertig gestellt und gehörten zu den Prestigeobjekten der Stadt Schöneberg in der kurzen Zeit ihrer Selbstständigkeit zwischen 1898 und 1920. Sie zeugen von Selbstbewusstsein und Reichtum der Gemeinde, die seit 1870 zur Großstadt angewachsen war.
Die Querung des Parks erforderte für den Bau der Bahntrasse und des U-Bahnhofs eine besondere bauliche Lösung. Auf dem morastigen Untergrund des Fenngeländes konnten damals weder ein Tunnel noch eine Hochbahn gebaut werden, zudem sollte die Innsbrucker Straße durch den Park fortgeführt werden. Deshalb baute man die Bahnsteighalle am Boden des Schwarzen Grabens als Viadukt mit zum Park hin verglasten Arkadenreihen. Für das Fundament wurden drei parallele Spundkästen durch die Moorschicht hindurch bis in festen Baugrund hinab ausgeschachtet, wasserdicht ausgekleidet und mit Beton gefüllt. Die darauf liegende Eisenbetonplatte trägt den Aufbau der Bahnsteighalle mit der Straße darüber. Von hier führen zwei Treppen und Rampen in den Park hinab. Die Stahlbetonkonstruktion ist mit Muschelkalkstein verkleidet und die Brücke mit Balustraden, balkonartigen Ausbuchtungen und Skulpturengruppen des Dresdener Bildhauers Richard Guhr geschmückt. (2) Das Innere der Bahnsteighalle folgte in der Gestaltung den anderen Haltestellen der Schöneberger U-Bahn, ist aber höher und erhält durch die Fenster in den Seitenwänden Tageslicht, was den Raum beträchtlich aufwertet.
(1) Elektropolis Berlin 2014, Nr. 269, S. 318; Bongiorno 2007, S. 129; Baudenkmale der Stadt Schöneberg 1998, S. 37; Bohle-Heintzenberg 1980, S. 108-112; BusB X B (1), S. 49 f., 113 f. (Abb. 92-94).
(2) Richard Guhr (1873-1956), Maler und Bildhauer, Werke in Berlin u.a. Arbeiten für die Innenausstattung des Hotels Adlon, für das Kaufhaus Wertheim und das Stadtbad Neukölln. Die vier Sandsteinensembles auf der Carl-Zuckmeyer-Brücke am U-Bhf. Rathaus Schöneberg zeigen je einen Kentaur mit einer Nymphe, darüber hinaus schuf er die Ziervasen an den Treppenbrüstungen. Vgl. Endlich/Wurlitzer 1990, S. 92.
Literatur:
- Winz/ Es war in Schöneberg, 1964 / Seite 142
- Baumeister, Architekten, Stadtplaner, 1987 / Seite 651
- BusB XI 1972 / Seite 264
- BusB X B 1 1979 / Seite 113-114 (dort weitere Lit.)
- N.N./ Monumentale Platzanlagen an der Schöneberger Untergrundbahn, Berlin in
Bauwelt 1 (1910) 21 / Seite 31 - Osborn, Max/ Emil Schaudt in
Moderne Bauformen 6 (1907) / Seite 475, 498-499 - Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 221
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