Denkmaldatenbank

Wohnanlage am Innsbrucker Platz

Obj.-Dok.-Nr. 09066560
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Innsbrucker Platz 4

Hauptstraße 62, 63, 63A

Innsbrucker Straße 31, 32, 33, 34

Martin-Luther-Straße 126, 128, 130, 132, 134

Voßbergstraße 5, 6, 7
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Wohnanlage
Datierung 1926-1927
Entwurf Mebes, Paul & Emmerich, Paul (Architekt)
Entwurf Emmerich, Paul & Emmerich, Jürgen (Architekt)
Bauherr DeGeWo

Von den Baumaßnahmen am Innsbrucker Platz unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg war auch die Wohnanlage Innsbrucker Platz 4 u.a., betroffen. Die fünfgeschossige Blockrandbebauung mit einem sechsgeschossigen Kopfbau zum Platz war 1926-27 nach Entwurf der Architektengemeinschaft Paul Mebes und Paul Emmerich von der DeGeWo errichtet worden. Die schwer kriegsbeschädigten Bauten wurden 1949-50 unter Leitung von Paul Emmerich im Äußeren leicht verändert wieder hergestellt und im Inneren den neuen Wohnstandards angepasst. Der Kopfbau am Innsbrucker Platz stand jedoch der neuen Verkehrsplanung im Wege und musste abgerissen werden. Um einige Meter zurückversetzt, wurde das nun achtgeschossige Haus Innsbrucker Platz 4 als erstes Hochhaus nach Kriegsende in Berlin neu errichtet. Aus diesem Grund hat die Wohnanlage Innsbrucker Platz 4 u.a. als Zeugnis des Neuen Bauens der 1920er Jahre und ihrer Veränderung von 1950 eine besondere Bedeutung für die Entwicklung im Berliner Wohnungsbau; sie zeugt zugleich von den sich nach dem Zweiten Weltkrieg wandelnden Prinzipien des Städtebaus.

Die Wohnanlage mit 185 Wohnungen folgt mit ihren Bauten an Innsbrucker-, Voßberg- und Martin-Luther-Straße der Form des Baublocks und umschließt einen großen rechteckigen begrünten Innenhof; nur an der Hauptstraße ist die Gebäudeflucht in den Blockinnenbereich hineingezogen und bildet eine zur Straße offene dreieckige Fläche. Bei der architektonischen Gestaltung der Wohnbauten mit Flachdächern, gleichmäßigem Fensterraster und verglasten Loggien, die die ansonsten dekorlosen, glatt verputzten Wandflächen rhythmisierend gliederten, zeigen Mebes & Emmerich das typische Formenrepertoire des Neuen Bauens. Die Struktur der Bauten, die Aufteilung der Wohngeschosse mit Zwei- bis Vierzimmerwohnungen und die äußere Gestaltung und Farbigkeit blieben auch nach der Wiederherstellung weitgehend erhalten. Das neue Hochhaus wurde in seiner äußeren Gestaltung an die vorhandenen Bauten angepasst: Die hell verputzten Wandflächen sind durch verglaste Loggien gegliedert, das Dachgeschoss für Waschküche, Trockenraum und Dachterrasse ist zusätzlich mit einem dunkelroten Ornamentband versehen. Im Inneren verfügt das Haus über 22 gut geschnittene Wohnungen mit Zentralheizung sowie ein kühn geschwungenes Treppenhaus mit Fahrstuhl und Müllschluckern.


(1) Bauherr: Deutsche Gesellschaft zur Förderung des Wohnungsbaues gemeinnützige Aktiengesellschaft (DEGEWO); Ausführung: Philipp Holzmann AG. Vgl. BusB IV B, S. 458 ff.; Meyer 1972, S. 113 f.; Die Baugilde 10 (1928), S. 525-27; Baumeister 27 (1929), S. 227 ff.; Wasmuths Monatshefte für Baukunst 14 (1930), H. 7, S. 297 ff.; Wohnen in Berlin, 100 Jahre Wohnungsbau, Berlin 1999, S. 304; 75 Jahre DEGEWO, S. 22 f.

(2) Wiederherstellung und Neubau von Paul Emmerich und seinem Sohn Jürgen Emmerich, die die Bürogemeinschaft nach dem Tod von Paul Mebes 1938 weiterführten. Vgl. Bauwelt 41 (1950), H. 9, S. 143.

Literatur:

  • BusB IV B 1974 / Seite Obj. 1007
  • BusB IV A 1970 / Seite Obj. 170
  • Wasmuths Monatshefte für Baukunst 14 (1930) 7 / Seite 297ff.
  • Baumeister 27 (1929) / Seite 227, 235
  • Monatshefte für Baukunst und Städtebau 22 (1938) / Seite 234
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 233

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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