Denkmaldatenbank

Ev. Kirche zum Heilsbronnen

Obj.-Dok.-Nr. 09066556
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Heilbronner Straße 20
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Kirche ev.
Datierung 1911-1912
Umbau 1956
Entwurf Denecke, Ernst (Architekt)
Entwurf Geber & Risse
Bauherr Gemeindekirchenrat

Einer der letzten Überreste der nahezu komplett zerstörten historischen Bebauung im Umfeld des Bayerischen Platzes ist die evangelische Kirche Zum Heilsbronnen, Heilbronner Straße 20, mit Pfarr- und Gemeindehaus. Der 1911-12 nach Entwurf von Ernst Deneke errichtete und 1943 bis auf die Umfassungsmauern ausgebrannte Kirchenbau wurde 1956 von den Architekten Hans Geber und Otto Risse vereinfacht wieder hergestellt. (1) Der in die Straßenflucht eingefügte rote Backsteinbau mit dem markanten Turm ist auch heute noch eine auffällige Landmarke im Bayerischen Viertel. Die schlichte Neugestaltung des Kircheninneren durch Geber & Risse in Zusammenarbeit mit den Künstlern Hans Joachim Burgert, Waldemar Otto und Gerhard Schreiter stellt ein bedeutendes Beispiel für die sakrale Kunst der 1950er Jahre dar. (2)

Auf dem vergleichsweise kleinen Grundstück hatte der Architekt Ernst Deneke, Gewinner eines von der Kirchengemeinde 1910 ausgeschriebenen Wettbewerbes, einen einfachen Hallenbau mit Emporen für rund 700 Plätze geschaffen. Der vierkantige Turm mit Satteldach und hohem Dachreiter schließt an der Westseite den Kirchenraum ab und wird vom fünfgeschossigen Pfarr- und Gemeindehaus flankiert. Die Straßenfassade, die zurückhaltend mit neogotischen Stilelementen gestaltet ist und betont wird durch das Doppelportal in einer großen Spitzbogennische mit Mittelrose, die ein engmaschiges Blendnetz aus Vierpässen rahmt, ist weitgehend in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten. Auch an den drei obersten Geschossen, in denen einst Dienstwohnungen, Gemeinderäume und Konfirmandensäle untergebracht waren, gibt es noch die vier auffallenden Erkertürmchen. Von der Eingangshalle im Erdgeschoss des Turmes gelangt man in den einschiffigen Saal mit rechteckigem Chor, der durch die moderne Raumgestaltung von Hans Geber und Otto Risse sowie die vergrößerten, bunt verglasten Fenster von Hans Joachim Burgert bestimmt wird.


(1) BusB VI, S. 394 f.; Kühne/Stephani 1978, S. 171 f.; Chronik der Evangelischen Kirchengemeinde zum Heilsbronnen 1912-1997, Berlin 1997. Ihren Namen hat die Kirche nach Jesaja 12, 3 "Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Heilsbronnen". Baugeschichte: Baugenehmigung Juni 1911, Baubeginn 26.6.1911, Grundsteinlegung 26.9.1911, Weihe 21.12.1912. Im November 1943 schwere Schäden, die Kirche brannte aus, das Gemeindehaus konnte teilweise gerettet werden. Gottesdienste fanden zunächst im Gemeindesaal statt, ab 1950 nach notdürftigen Reparaturen wieder im Kirchenraum. Am 21.12.1956 hielt Otto Dibelius, Bischof von Berlin-Brandenburg (1945-60) und Pfarrer an der Kirche Zum Heilsbronnen (1915-25), in Anwesenheit des Bundespräsidenten Theodor Heuß, die Predigt zur Einweihung des neuen Kirchenraumes.

(2) Die Seitenemporen wurden entfernt und große Fenster eingebaut. Kruzifix und Altarleuchter von Gerhard Schreiter; Ausstattung der Taufkapelle (Tür nach Entwürfen des Graphikers Markgraf) und Antependium der Kanzel von Waldemar Otto; Glasfenster, Ausstattung der Seitenkapelle, Lesepult und Osterleuchter von Hans Joachim Burgert, der auch 1977 im neu gestalteten Vorraum die Decke schuf. Darüber hinaus gibt es in der Kirche zwei russische Ikonen, eine gotische Berliner Madonna von etwa 1450 und einen modernen Leuchter von Chavarch Khatchatrian in Form einer Spirale. Vgl. Chronik der Evangelischen Kirchengemeinde zum Heilsbronnen 1912-1997, Berlin 1997, S. 93 ff.

Literatur:

  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 209 f.

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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