Denkmaldatenbank

Stadtbad Schöneberg

Obj.-Dok.-Nr. 09066523
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Hauptstraße 38, 39
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Stadtbad
Datierung 1928-1931
Entwurf Lassen, Heinz (Bildhauer)
Entwurf Wenck, Ernst
Bauherr Bezirk Schöneberg

Im hinteren Bereich zweier ehemaliger Bauerngutsparzellen Hauptstraße 38-39 wurde 1928-31das Stadtbad Schöneberg nach Entwurf des Schöneberger Stadtbaurats Heinz Lassen errichtet. (1) Der kubische dunkelrot verklinkerte Bau, der in Schöneberg zu den vergleichsweise seltenen Zeugnissen der 1920er Jahre gehört, besticht durch die zeitgemäße sachliche Gestaltung seines Äußeren, eine schlichte Hülle, die verschiedenen Funktionsbereiche des Schwimmbads zusammenfasst. Der sockellose und flach gedeckte Kopfbau wirkt durch die Verkleidung mit so genannten Mundsteinen. Die beim Brennen leicht verzogenen und farblich uneinheitlichen Steine überziehen die schlichten Kuben mit einer in Rot- und Violett-Tönen schimmernden Haut. Die Fassaden des dreigeschossigen Gebäudes sind durch unterschiedliche Fensterformate rhythmisch gegliedert. Die Sachlichkeit der Gestaltung sowie der breite ebenerdige Eingang mit einfachem Vordach verleihen dem Haus einen ruhigen und unprätentiösen Charakter. Ursprünglich enthielt der Kopfbau im Erdgeschoss Kassenbereich und Büros, in den Obergeschossen medizinische- sowie Wannen- und Brausebäder. (2) Eine Treppenhalle erschließt das Haus und leitete von der Kasse zur Schwimmhalle. Die zehn Meter hohe, lichtdurchflutete und sehr sachlich gehaltene Halle wird durch hochrechteckige Fenster von sechs Metern Höhe belichtet. An die Hauptstraße ist das Schwimmbad durch eine Grünanlage mit hohen Platanen angebunden. Eine Skulptur verweist auf den Zweck des Gebäudes. Der Bildhauer Ernst Wenck schuf um 1928 eine nackte Schwimmerin mit Badekappe auf einem überhöhten Sockel, die 1936 aufgestellt wurde. (3) In einer Zeit, als der Großteil der Bevölkerung in Kleinwohnungen, Hinterhäusern, Keller- und Dachwohnungen lebte und private Bäder selten waren, war mangelnde Hygiene die Ursache vieler Krankheiten. Abhilfe sollte unter anderem der Bau öffentlicher Bäder schaffen, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts von der Stadt Berlin errichtet wurden. An einer flächendeckenden Versorgung mit so genannten Volksbadeanstalten, die vor allem der Reinigung und erst danach dem Sport dienten, wurde noch bis in die 1950er Jahre gearbeitet. In dem bis 1920 zu Berlin gehörenden Teil Schönebergs hatte der Berliner Stadtbaurat Ludwig Hoffmann 1901 in der Dennewitzstraße eine solche Einrichtung geschaffen, in Alt-Schöneberg gab es bis zur Eingemeindung als Bezirk von Groß-Berlin nur das Volksbad in der Gemeindeschule an der Feurigstraße. Diesen Zustand verbesserte erst das Stadtbad, das damals auf dem neuesten Stand hygienischer und funktionaler Erkenntnisse war. 1991-2000 modernisierten die Architekten Peter L. Arnke und Brigitte Häntsch das Innere des Stadtbades unter Bewahrung originaler Raumglieder und Materialien und erweiterten die Halle durch gläserne Anbauten mit neuen Schwimmbecken. (4)


(1) Heinz Lassen (1864-1953), geboren in Flensburg, Studium an der TH Charlottenburg, 1913-15 Lehrer an der Baugewerkschule, Privatarchitekt in Berlin, 1921-30 Nachfolger von Martin Wagner als Stadtbaurat von Schöneberg. Baute u.a. 1924-28 Siedlung Ceciliengärten und Wohnanlage Eisackstraße, 1929-31 Erweiterung der Siedlung Lindenhof (von Martin Wagner). Vgl. Kieling 2003, S. 346; BusB VII C, S. 128, 200 f. (dort die weiterführende Literatur); Becker, P.: Unser Stadtbad. In: Schöneberger Jugenddienst, Nr. 21, 1. November 1929, S. 178-181.

(2) Im Kopfbau sind nach Renovierung und Nutzungsänderung drei Bäder exemplarisch erhalten.

(3) Endlich/Wurlizter 1990, S. 95.

(4) Brinkmann, Ulrich: Vom Zweck- zum Freizeitbad. In: Bauwelt 91 (2000), H. 9, S. 28-31.

Literatur:

  • Becker, P./ Unser Stadtbad =Schöneberger Jugenddienst 10 (1929) 21 / Seite S. 178-181
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 60f.

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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