Denkmaldatenbank

Mietshaus Hauptstraße 30, 31

Obj.-Dok.-Nr. 09066522
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Hauptstraße 30, 31
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Mietshaus
Datierung 1910-1911
Entwurf Kraaz, Johannes (Architekt)

Das mächtige Wohn- und Geschäftshaus Hauptstraße 30-31 entwarf 1910-11 der für seine Arbeit als Hausarchitekt der AEG bekannte Architekt Johannes Kraaz. Als Bauherr trat Andreas Bolle auf, ein Sohn des berühmten Meiereibesitzers Carl Bolle. Andreas Bolle hatte 1902 zusammen mit seinem Bruder Johannes das Bestattungsunternehmen Julius Grieneisen übernommen und es zum größten Unternehmen seiner Art in Berlin ausgebaut. Den Brüdern Bolle gehörte auch die an die hintere Grundstückgrenze anschließende Parzelle Belziger Straße 35 (siehe dort), die schon 1909-10 mit einem Mietshaus mit Gewerbebau von Johannes Kraaz bebaut worden war. Auf diesem Gewerbehof betrieb Grieneisen seit 1911 eine Sargfabrik.

Für Entwicklung, Bau und Betrieb des Wohn- und Geschäftshauses mit einem geräumigen Saalkomplex wurde die "Gesellschaftshaus des Westens GmbH" gegründet. Gesellschafter waren unter anderen Andreas Bolle und Johannes Kraaz. Wie in einem Prospekt von 1910 ausführlich beschrieben wird, bauten sie in der sich zur Geschäftsstraße mit bester Verkehrsanbindung an Berlin wandelnden Hauptstraße das großzügige Mietshaus mit Läden im Untergeschoss sowie Seitenflügeln und Gartenhaus. (1) Sie hatten einen Bedarf an Vier- bis Fünf- (Vorderhaus) und Zwei- bis Dreizimmerwohnungen (Gartenhaus) ermittelt und zusätzlich eine Unterversorgung mit Saalbauten in Schöneberg, Friedenau und Steglitz. Das im Anschluss an das Gartenhaus errichtete "Saaletablissement" enthielt in den beiden Untergeschossen zwei "Vereinssäle" und einen "Hochzeitssaal" sowie einen "Hauptsaal" im zweiten bis vierten Obergeschoss. Alle Wege auf dem Grundstück wurden so organisiert, dass die Bewohner nicht von den Saalnutzern gestört wurden. Die breit gelagerte, aber auch hoch aufragende Straßenfront des repräsentativen Mietshauses ist streng symmetrisch organisiert und entfaltet eine ruhige, ausgewogene Wirkung. Sie zeigt nicht mehr die aus historischen Formen zusammengestellte überbordende Ornamentik der älteren Nachbarhäuser, die nach der Jahrhundertwende als unfein und unmodern galt. Vielmehr ist die Fassade glatt gehalten und nur mit wenigen Skulpturen und Reliefs verziert; Erker und Loggien steigern die Qualität der Wohnungen. Zwei große Einfahrten erschließen den Hof und den Saalbau.


(1) "Gesellschaftshaus des Westens" GmbH, Schöneberg-Berlin, Hauptstraße 30-31, o. Ort, o. Jahr (1910); gedruckte Projektbeschreibung mit Ansichten, Grundrissen und Schnitten.

Literatur:

  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 63

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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