Denkmaldatenbank
Postamt Hauptstraße 27
09066521 | |
Bezirk | Tempelhof-Schöneberg |
Ortsteil | Schöneberg |
Adressen | Hauptstraße 27 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Postamt |
Datierung | 1901-1903, 1907, 1913-1915, 1919 |
Entwurf | Spalding, Otto & Tuckermann, Wilhelm & Ratzeburg, Louis |
Bauherr | Reichspostdirektion |
An prominenter Stelle im Bereich des ehemaligen Dorfangers (1) ließ die Reichspostdirektion Berlin ab 1901, also kurz nachdem Schöneberg Stadtrecht erlangt hatte, das imposante Postamt Schöneberg 1, Hauptstraße 27-28 errichten. (2) Das gesamte Grundstück der ehemaligen Langeschen Villa, das zum Teil bis zur Belziger Straße reicht, wurde bis 1931 in mehreren Schritten mit Gebäuden für Post- und Telegraphendienste bebaut. Das eigentliche Postamt mit Schalterhalle und Diensträumen für die Brief- und Paketpost wurde 1901-03 von der Postbauverwaltung unter Wilhelm Petrus Tuckermann ausgeführt. Die prachtvolle Straßenfassade im Neorenaissancestil, entworfen vom Architekten Otto Spalding (3), verdeutlicht den Repräsentationsanspruch der kaiserlichen Postbauten, der hier zum Selbstbewusstsein der aufstrebenden Stadt Schöneberg passte. Im Hof entstand 1907 ein Rohrpostmaschinenhaus mit hohem Schornstein, das später zur Heizzentrale für das gesamte Areal umfunktioniert wurde. 1913-15 und 1919 wurde das erste Fernsprechamt als Quergebäude angebaut und Ende der 1920er Jahren, mit Zugang von der Belziger Straße 33, entstand das neue Fernsprechamt Süd mit angeschlossenem Fuhramt. Die Anlage demonstriert eindrucksvoll sowohl drei Jahrzehnte Postbaugeschichte als auch das rasante Wachstum Schönebergs zur Großstadt. An der Schaufassade des Postgebäudes sorgen große Formen und kleinteiliges Schmuckwerk für einen Kontrast, den die Baumaterialien - rote Handstrichziegel und hellgrauer Sandstein - zu einer lebhaften Gesamtwirkung verstärken. Unterschiedliche Fensterformen und -formate mit ihren steinernen Rahmungen, das prunkvolle Säulenportal, der östliche Gebäudeteil mit Hofdurchfahrt und Loggien in den Obergeschossen sowie Reliefs, Balustraden und Rankwerk lösen die Backsteinwände optisch auf und verleihen dem Gebäude trotz aller Monumentalität eine gewisse Leichtigkeit. Dominiert wird das Ganze vom hohen, reich gegliederten Renaissance-Giebel, der das steile Kronendach unterbricht und hinter dem sich der Seitenflügel in den Hof fortsetzt. Im schlichter gestalteten Hofbereich umschließen ein- bis viergeschossige Flügelbauten die ursprünglich mit Oberlicht versehene Schalterhalle. Von der Ausstattung hat sich nach den Vereinfachungen der Nachkriegszeit nichts erhalten.
Das fünfgeschossige Fernsprechamt, das sich als Quergebäude im Hof anschließt, wurde zwischen 1913 und 1919 ebenfalls nach Entwurf von Otto Spalding gebaut. Anders als beim historisierend gestalteten Postamt wählte Spalding hier eine Formensprache, die mit kubischen Formen und textilen Ziegelmustern frühexpressionistische Elemente aufweist. Über einem Sandsteinsockel teilen strebepfeilerartige Bauglieder zwischen den Fenstern die Fassade in ein regelmäßiges Raster. Das dritte Obergeschoss, als Großraum der Fernsprechvermittlung vorbehalten (später Kantine), war durch besonders große quadratische Fensterflächen hervorgehoben. (4) In den 1960er Jahren wurden die für die Öffentlichkeit zugänglichen Bereiche im Inneren stark verändert.
(1) Das Grundstück gehörte zum Gelände des Gasthofes "Schwarzer Adler", das die heutigen Baublöcke zwischen Akazienstraße, Apostel-Paulus-Straße, Merseburger Straße umfasste und 1893 parzelliert wurde. Mehr als 30 Mietshäuser fanden hier Platz. Vgl. Schönknecht 1987, S. 32 ff.
(2) BusB X B (4), S. 55-59, 182 (Abb. 93-96); Deutsche Bauzeitung 38 (1904), S. 516-520; Jaeger 1987, S. 56-61. Das Postamt Schöneberg gehörte zu den ersten Neubauten der Berliner Postverwaltung, deren Poststellen in den umliegenden Gemeinden bis zur Jahrhundertwende meist in gemieteten Räumen untergebracht waren.
(3) Wilhelm Petrus Tuckermann (1840-1919), von 1875 bis 1905 Geheimer Postbaurat bei der Postbaudirektion, lehrte Baugeschichte an der Bauakademie und an der TH Charlottenburg. Otto Spalding (1863-1945), Studienfreund und Schwager von Alfred Grenander, mit dem er 1896-1903 ein gemeinsames Büro betrieb, wurde durch verschiedene Einfamilienhäuser und Villen bekannt und arbeitete von 1901 bis zu seinem Ruhestand 1924 als Ober-Postbaurat. Regierungsbaurat Louis Ratzeburg (1872-1930), erst kurz zuvor in den Postdienst eingetreten, zeichnete die Grundrisse. Vgl. Jaeger 1987, S. 57.
(4) Elektropolis Berlin 2014, Nr. 354, S. 397 f.; BusB X B (4), S. 101 f. (Abb. 190-192), 182, 202; Jaeger 1987, S. 56-61; Der Stahlbau 5 (1932), S. 109-111.
Literatur:
- Deutsche Bauzeitung 38 (1904) / Seite 516-520
- Jaeger, Falk; Görner, Reinhard: Posthorn und Reichsadler. Die historischen Postbauten in Berlin, Berlin 1987 / Seite 57-59
- Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 63f.
- BusB X B 4 1987 / Seite .
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