Denkmaldatenbank

Verwaltungsgebäude Hauptstraße 23, 24 Akazienstraße 31

Obj.-Dok.-Nr. 09066520
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Hauptstraße 23, 24

Akazienstraße 31
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Verwaltungsgebäude
Datierung 1955-1958
Entwurf Fritzsche, Curt Hans (Architekt)
Bauherr Berlinische Lebensversicherungs Gesellschaft AG

Das moderne Verwaltungsgebäude auf dem Eckgrundstück Hauptstraße 23-24 und Akazienstraße 31 wurde 1955-58 nach Entwurf von Curt Hans Fritzsche für die Berlinische Lebensversicherungs AG errichtet. (1) Der Neubau ersetzte ein im Krieg zerstörtes Wohn- und Geschäftshaus, in dem die Versicherungsgesellschaft bereits seit 1935 residiert hatte. Die 1836 als erstes Lebensversicherungs-Unternehmen Preußens in Berlin gegründete Gesellschaft hatte sich bereits 1951-52 das Bürogebäude Lietzenburger Straße 51, Ecke Rankestraße, ebenfalls vom Architekten Fritzsche erbauen lassen. (2) Beide Häuser zeichnen sich durch eine markante Ecklösung sowie durch eine gediegene, elegante und für die Geschäfts- und Verwaltungsbauten der 1950er Jahre typische architektonische Gestaltung aus. Diese Bauten wurden in der Regel als Stahlbetonskelettkonstruktion mit Rasterfassaden und Natursteinverkleidungen errichtet; sie griffen in der Gesamtwirkung auf eine konservativ-repräsentative Fassadenwirkung zurück, versuchten aber durch neue Materialien, größere Fensterflächen und feinere Linienführungen auch einen gestalterischen Neuanfang.

Die halbrunde Gebäudefront, die sich an Haupt- und Akazienstraße unmittelbar an die Nachbarbebauung anschließt, ist als gleichmäßig gerasterte Natursteinfassade mit verglastem Erdgeschoss zwischen zwei, um ein Stockwerk höhere, risalitartige Bauteile eingespannt. Diese Seitenteile für Treppenhaus und Hofdurchfahrt sind durch schmale hochrechteckige Fenstertüren in den Obergeschossen und je einen Fahnenmast am flachen Dachrand deutlich in der Vertikalen betont. Die horizontale Wirkung des Mittelteils entsteht durch die Bänder aus eng gereihten Fenstern mit glatten, Travertin verkleideten Brüstungen sowie durch die gerade durchlaufende Dachkante und das auskragende Vordach über den Ladenlokalen im Erdgeschoss. Nur die schmalen, über alle vier Geschosse zwischen die Fenster und auf die Brüstungen gesetzten Grate bilden hier ein Gegengewicht. Eine besondere Betonung erhält das erste Obergeschoss, dessen größere Geschosshöhe - erkennbar an den höheren Fenstern - an das traditionelle Prinzip der Beletage anknüpft. Die für die 1950er Jahre charakteristischen Gestaltungselemente setzen sich auch in den Eingangsbereichen und Ladenlokalen fort; hier sind noch einige originale Ausstattungsteile wie Türen, Schaufenster und die beiden Vestibüle mit Spiegeln, Leuchten, Treppengeländer und Heizungsverkleidungen erhalten.


(1) Auf dem Grundstück Hauptstraße 25-26 befand sich zwischen 1835 und 1894 das Gasthaus "Schwarzer Adler" mit seinem riesigen Garten, der sich bis zum Akazienwäldchen (heute Apostel-Paulus-Straße) ausdehnte. Das Eckgrundstück Hauptstraße 23 beherbergte den Weißbierausschank "Zum Hofjäger", später "Papier'sches Lokal", ebenfalls mit einem Biergarten entlang der Akazienstraße. (Vgl. Schönknecht 1987, S. 9 und Karte von 1884 im hinteren Umschlag.) Während die Grundstücke Nr. 24 und 25 bereits 1895 mit Mietshäusern bebaut wurden, gab es auf Nr. 23 noch bis 1907 einen Gasthof. Hier entstand 1908-09 ein Wohn- und Geschäftshaus, das vom Eigentümer, dem Architekten H. Meier, möglicherweise selbst gebaut und fortan mit dem Haus Nr. 24 vereinigt war. Ab 1910 gab es im Hause eine Reichsbank-Nebenstelle sowie Büroräume für mehrere Berliner Tageszeitungen. Von 1919 bis zum Zweiten Weltkrieg gehörte das Haus Hauptstraße 23-24 der Terrain AG Treptower Park, Nutzung und Bewohner blieben weitgehend gleich. (Alle Angaben aus den Berliner Adressbüchern)

(2) Der Hauptfirmensitz war ursprünglich in der Markgrafenstraße. 1946 wurde die Gesellschaft nach Wiesbaden verlegt, seit 1998 gehört sie zum niederländischen Unternehmen Delta Lloyd N.V., die die Berlinische Lebensversicherungs AG umbenannte in Delta Lloyd Lebensversicherungs AG. Heute gibt es in Berlin noch immer Geschäftsstellen in der Markgrafenstraße 12/14 und in der Lietzenburger Straße 51.

Literatur:

  • Dorsemagen, Dirk: Büro- und Geschäftshausfassaden der 50er Jahre, Konservatorische Probleme am Beispiel West-Berlin, Berlin 2004, Katalog Nr. 17. Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, / Seite 66f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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